Nachlese zur BiblioCon 2024

Michael Fischer, Gerrit Heim, Lena Mauk, Aglaja Weindl und Frédérique Renno 13.6.2024 14.45 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/fc4p-c807

Moin! Diese Begrüßung hörte man während der BiblioCon 2024 häufig. Die wichtigste und größte Fachtagung des deutschen Bibliotheks- und Informationswesens (neben dem Bibliothekskongress) fand 2024 nämlich in Hamburg statt. Seit über 120 Jahren gibt es diese jährlichen Versammlungen, die bis 2022 unter dem Namen Deutscher Bibliothekartag firmierten. Ursprünglich waren vor allem wissenschaftliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare die Zielgruppe; schon seit einiger Zeit sind Beschäftigte aller Bibliotheken angesprochen und eingeladen. 

Die BiblioCon gilt als die zentrale Fortbildungsveranstaltung mit spartenübergreifenden, vielfältigen Angeboten. Diverse Fachvorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops, öffentliche und geschlossene Arbeitssitzungen, eine Posterausstellung sowie Firmenpräsentationen bieten Einblicke und Ausblicke in aktuelle Themen und Entwicklungen. Ein buntes Rahmenprogramm mit Bibliotheks- und Stadtführungen, Lesungen und weiteren Veranstaltungen wie beispielsweise Lauftouren rundet die BiblioCon ab. 

Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Badischen Landesbibliothek reisten aus Karlsruhe nach Hamburg und besuchten die BiblioCon 2024. Hier berichten sie von ihren Erfahrungen. 

 

Michael Fischer: Seit längerem war ich nun wieder auf einer BiblioCon – wie der Bibliothekartag ja seit 2023 heißt. An der Tatsache, dass mir dennoch in vielen Gesprächen, die ich während der vier Tage in Hamburg mit Kolleginnen und Kollegen sowie Ausstellerinnen und Ausstellern geführt habe, immer wieder der alte Name über die Lippen kam, wurde mir noch einmal vor Augen geführt, dass mein erster Kongress dieser Art schon ein wenig zurückliegt. Damals – 2015 – hatte ich das große Glück, dass der damalige Bibliothekartag während meines Praxisjahrs am Standort meiner Ausbildungsbibliothek abgehalten wurde und ich die Vorbereitungen der bibliothekarischen Verbände, des Ortskomitees sowie der Messedienstleister hautnah miterleben konnte. Das war damals alles sehr eindrücklich, so dass jeder weitere Besuch eines Bibliothekartages bzw. einer BiblioCon mich immer ein bisschen an damals erinnert. Und ich stelle jedes Mal wieder aufs Neue fest, dass unser jährliches Treffen mit seinem umfangreichen Fortbildungsangebot, der gutbesuchten Firmenausstellung und dem reichhaltigen Rahmenprogramm unerlässlich für den berühmten Blick über den Tellerrand ist. In diesem Sinne: Wir sehen uns nächstes Jahr in Bremen!

 

Gerrit Heim: Die BiblioCon bietet jedes Jahr die Gelegenheit, sich ein Bild davon zu machen, welche Themen andere Bibliotheken aktuell beschäftigen: einerseits durch die Anzahl der Veranstaltungen zu bestimmten Themen, andererseits durch die ungleiche Verteilung der Teilnehmenden. Sie hilft, die eigene Verortung in den Debatten zu überprüfen und zu reflektieren, welche Themen für den eigenen Bibliothekstyp relevant sind. Die Kunst besteht darin, sowohl die zentralen Panels für den eigenen Arbeitsbereich zu besuchen als auch über den Tellerrand in ganz andere Bereiche zu schauen. Denn die BiblioCon ermöglicht es durch kurze Wege Themenimpulse aufzunehmen, zu denen man außerhalb dieser Großveranstaltung keine Fortbildung besucht hätte. Die schiere Anzahl der Veranstaltungen ermöglicht dabei die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Während in einem Raum über die agile Bibliothek diskutiert wird, erklärt die Referentin in einem anderen Vortrag gleichzeitig das Konzept für tot. Diese Gegensätze gilt es auszuhalten, sie verweisen ins Zentrum der aktuellen Diskussionen. 

 

Das Foto zeigt die Außenansicht des Congress Centers Hamburg.

Der Tagungsort für die BiblioCon 2024: das Congress Center Hamburg (CCH)

Lena Mauk: Der Fachkongress ist die jährliche Möglichkeit, sich theoretisch wie praktisch auf dem Laufenden zu halten. Dabei nutze ich die Mischung, die konzentriert am Tagungsort vorhanden ist: der Austausch mit Fachkollegen und -kolleginnen, die Neuerungen aus den theoretischen Ausbildungen und die aktuellen technischen Entwicklungen. Aber auch der Kontakt mit Verlagen, Dienstleistern und Lieferanten, den man in der Kongresswoche kompakt und unkompliziert wahrnehmen kann, ist ein großer Teil meiner Woche. Welche Termine man priorisiert, welche man gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen wahrnimmt oder welche man sich aufteilt, ist in jedem Jahr neu keine einfache Entscheidung. Alles in vier Tagen unter einen Hut zu bringen, bringt immer einen sehr vollen Kalender mit sich, aber dieses schöne Problem habe ich gerne einmal pro Jahr.

 

Aglaja Weindl: Die BiblioCon in Hamburg war zwar bereits die 112. ihrer Art – erstmalig fand die Tagung 1900 in Marburg statt –, gleichzeitig jedoch die erste, die ich besucht habe. Über 4.000 Bibliothekarinnen und Bibliothekare verteilten sich vier Tage lang auf den drei Stockwerken des Congress Center Hamburg (CCH), inklusive der unter Referendarinnen und Referendaren berüchtigten Halle H, wo Aussteller und Firmen nicht nur ihre Produkte anpriesen, sondern auch Kaffee ausschenkten und Merchandiseartikel verteilten, unter anderem Schweizer Taschenmesser aus Schokolade. Es war durchaus eine Herausforderung, sich aus dem sehr reichhaltigen Programm – ausgedruckt betrug es satte 54 Seiten –, Vorträge auszuwählen und manchmal hatte man die Qual der Wahl zwischen zwei oder gar drei zeitgleich stattfindenden spannenden Veranstaltungen. Mein persönliches Programm enthielt ein breites Portfolio, das mich von Berufsbildern im Wandel über Fehlerkulturen sowie dem Einsatz von KI hin zu Open Access und tschechischen Bibliotheken im Wirbelsturm der Culture Wars führte. Begleitet wurde dies von einem Rahmenprogramm, das unter anderem Führungen in Hamburger Bibliotheken umfasste. So besuchte ich Bibliothek und Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das bekanntlich 2028 schließen soll. Zudem war es für mich als Referendarin schön, mich mit den anderen Referendarinnen und Referendaren austauschen zu können, beispielsweise bei den im nahegelegenen Park Planten un Blomen verbrachten Mittagspausen. Insgesamt war der Besuch der Bibliocon ein bereicherndes Erlebnis und eine Möglichkeit zur Weiterbildung in verschiedenen bibliotheksrelevanten Sparten.

 

Das Foto zeigt ein Namensschild und eine Programmübersicht der BiblioCon 2024.

Programmübersicht und Namensschild, das zugleich als Teilnahmeausweis diente

Frédérique Renno: Neue Strategien für große und kleinere Bibliotheken, sich verändernde Berufsbilder, forschungsnahe Dienstleistungen für die Wissenschaft, Umstrukturierungen, Bibliotheksfusion und Kulturwandel innerhalb der Häuser, strategische Überlegungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Publikationsdienste, Open Access, Bibliothekssysteme, Lesekompetenz, Data Literacy und noch vieles mehr – das waren Themen, die auf der BiblioCon 2024 vorgestellt, diskutiert, hinterfragt, gelobt und kritisiert worden sind. Die einmal jährlich stattfindende Fachtagung und Fortbildungsveranstaltung ermöglichte es mir, mich in Themen aus meinem Arbeitsalltag fortzubilden und gleichzeitig in andere Bereiche hineinzublicken. Außerdem habe ich mich sehr gefreut, viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken und Informationseinrichtungen wiederzusehen und neu kennen zu lernen. Es hat gutgetan, sich auszutauschen und festzustellen, dass man oft ähnliche Entscheidungen zu treffen hat, vor den gleichen Herausforderungen steht und von den genutzten Chancen der anderen profitiert. Nun gilt es, die neuen Eindrücke und gewonnenen Erkenntnisse zurück in Karlsruhe zu durchdenken und zu überlegen, was auch hier in der Badischen Landesbibliothek umsetzbar wäre. Seien Sie gespannt und aufmerksam! 

 

Weitere Informationen zur BiblioCon 2024 sind hier zu finden. 

Literatur über und zu den großen Bibliothekstagungen sind im Katalog plus verfügbar. 

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