Gesellschaftstheorie

Maren Krähling, Dr. Ludger Syré, Markus Werz

Zu sehen ist der Vorderdeckel des Buches von Georg Simmel mit dem schriftlichen Titel.

Simmel, Georg:
Der Konflikt der modernen Kultur.
München: Duncker & Humblot, 1918.

Georg Simmel (1858–1918) ist für sein Hauptwerk Die Philosophie des Geldes bekannt, in dem er die Bedeutung des Geldes als zentrales Element der modernen Kultur darstellt. Simmel prägte darin den Satz: „Geld wird Gott.“ Das Geld verdeutlicht die herrschende Zweckrationalität. Im Vortrag über den „Konflikt in der modernen Kultur“ thematisiert er den Gegensatz zwischen dem irrationalen Leben und der rechnenden Vernunft. Damit entpuppt er sich als Vertreter der Lebensphilosophie, wie sie in Frankreich von Henri Bergson (1859–1941) vertreten wurde. Vor dem Krieg setzte er sich für Bergson-Übersetzungen ins Deutsche ein. Im Weltkrieg übernahm Simmel – wie Bergson – patriotische Schlagworte. Er starb kurz vor Kriegsende in Straßburg, wo er 1914 einen Lehrstuhl erhalten hatte.

Badische Landesbibliothek, 117 E 2472
zum Digitalisat der UB Leipzig

Zu sehen ist das schmucklose Titelblatt des Buches von Max Weber.

Weber, Max:
Der Sozialismus.
Wien: Phöbus, 1918.

Der Heidelberger Soziologe Max Weber (1864–1920) formuliert als Gelehrter Positionen gegenüber dem Sozialismus in Russland und dem westlich-liberalen Parlamentarismus. Vor einem Publikum von österreichisch-ungarischen Propagandaoffizieren stellte er im Juli 1918 die inneren Widersprüche des Sozialismus dar. Eine Mitschrift erschien im Buchhandel.

Badische Landesbibliothek, K 73,49
zum Digitalisat der BSB München

Zusehen sit das schmucklose Titelblatt des Buches von Max Weber.

Weber, Max:
Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland.
München/Leipzig: Duncker & Humblot, 1918.

Gleichzeitig mahnte Max Weber (1864–1920) in Zeitungsbeiträgen eine Parlamentarisierung der Reichsverfassung an und übte scharfe Kritik am preußischen Drei-Klassen-Wahlrecht. Diese Artikel sammelte er in Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. Dort entwickelt er die Terminologie, die für sein Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft leitend wird. Persönlich bricht er mit den Konservativen und nimmt liberale Positionen ein.

Badische Landesbibliothek, 43 A 5493
zum Digitalisat der BSB München

Zu sehen ist das schmucklose Titelblatt des Buches von Oswald Spengler.

Spengler, Oswald:
Der Untergang des Abendlandes.
Bd. 1: Gestalt und Wirklichkeit.
Wien, Leipzig: Braumüller, 1918.

„In diesem Buche wird zum ersten Male der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen. Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf der Erde in Vollendung begriffen ist, derjenigen Westeuropas, in den noch nicht abgelaufenen Stadien zu verfolgen.“ So umriss Oswald Spengler (1880–1936) die Intention seines 1911 begonnenen Hauptwerkes, in dem er die These aufstellte, dass die westliche Kultur im Untergang begriffen sei, denn sie habe – wie andere Kulturen auch – nur einen Lebenszyklus von rund 1.000 Jahren. Spenglers kulturpessimistisches und zudem antisemitisches Werk wurde massiv kritisiert, sein Titel aber wurde zu einem geflügelten Wort.

Badische Landesbibliothek, 117 E 2522,1
Nicht digitalisiert.

Zu sehen ist das schmucklose Titelblatt des Buches von Maximilian Harden.

Harden, Maximilian:
Krieg und Friede.
2 Bde.
Berlin: Reiß, 1918.

Maximilian Harden (1861–1927) war der Kopf der politischen Zeitschrift Die Zukunft, die im Kaiserreich eine einflussreiche Publikation war. Der Regierungsstil Wilhelms II. rief bei Harden scharfen Widerspruch hervor. In einer Artikelserie attackierte er vor dem Ersten Weltkrieg die Berater des Kaisers und bezichtigte sie der Homosexualität. Damit sorgte er für einen großen Skandal. Die Zukunft war zeitweise von der Zensur verboten.

In den zwei 1918 erschienenen Bänden von Krieg und Friede veröffentlichte Harden als Gegner der deutschen Kriegspolitik Essays über die Ereignisse während des Krieges. Ganz aktuell kommentierte er unter dem Titel „Apokalypse“ die russische Revolution. Dabei setzte er Lenin mit dem Motiv des Apokalyptischen Reiters aus der Offenbarung des Johannes in Verbindung. Von der Kriegsschuld Deutschlands überzeugt, befürwortete Harden später den Versailler Friedensvertrag. Für seine Essay-Sammlung wurde ihm noch 1918 in Schweden der August-Strindberg-Preis verliehen.

Badische Landesbibliothek, 43 A 5434
zum Digitalisat der BSB München

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