Fantasiekarten

Von der Faulheit zur Wollust

Fantastische Räume und allegorische Karten wie z.B. die satirischen Darstellungen des Schlaraffenlandes oder des Reiches der Liebe fanden ebenfalls Eingang in die Kartenherstellung. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert war die Kartierung von emotionalen Gebieten eine beliebte Methode, um Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen bildhaft wiederzugeben.

Die bekannteste deutsche Fantasiekarte ist diejenige des Schlaraffenlands. Die erste Fassung erschien 1694 anonym, die zweite stammt vom Nürnberger Kartographen und Verleger Johann Baptist Homann (1664–1724) und die dritte von seinem Schüler Matthäus Seutter (1678–1757). Die Karte zeigt auf dem Festland insgesamt 17 Länder und daneben etliche Inselgruppen. Alle Aspekte menschlicher Ausschweifungen und Laster werden hier kartographisch verortet: Faulheit, Neid, Hochmut, Völlerei, Wollust, Hurerei, Trunkenheit, Spielsucht, Narrheit und Blasphemie. 

Der Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf aus Leipzig schuf eine phantasie- und humorvolle Kartenallegorie auf „Das Reich der Liebe“ mit den Ländern der Jugend, der glücklichen Liebe und der Lüste, aber auch den Ländern der Ruhe, der trauernden Liebe und dem der Hagestolze, mit einem Meer der Verzweiflung, einem Tränenfluss, mit dem Fluss der Wünsche und dem Freudenstrom.

Lit.: Vgl. Ausst.-Kat. Fakten oder Fantasie?: Karten erzählen Geschichten! / Michael Recke, Michael Remmers, Corinna Roeder, Oldenburg 2017.

Fiktive Orte – Vom Schlaraffenland bis hin zum Reich der Liebe

Ausführliche Karte des Schlaraffenlandes Aus: Atlas Novus Terrarum: Accurata Utopiae Tabula

Karte des Schlaraffenlandes
Aus: Atlas Novus Terrarum: Accurata Utopiae Tabula
Anonym, 1694

Johann Andreas Schnebelin veröffentlichte 1694 ein Buch über das vermeintlich neu entdeckte Schlaraffenland, in dem die Laster und Tugenden der Menschheit als geographische Begriffe dargestellt werden. Auf diesem Buch basiert die bekannteste deutsche Schlaraffenlandkarte, die 17 Länder und einige Inselgruppen zeigt. Alle Aspekte menschlicher Untugenden und Laster wurden hier kartographisch verortet.

Insgesamt entstanden drei Fassungen der Karte: Die erste Fassung erschien 1694 anonym, die zweite Anfang des 18. Jahrhunderts beim Nürnberger Kartographen und Verleger Johann Baptist Homann und die dritte bei dessen Schüler Matthäus Seutter in Augsburg.

Sammlung Remmers

Nova et Accurata Pantotopiae Descriptio In: Johann Hübner: Johann Hübners Kurtze Fragen aus der neuen und alten Geographie

Nova et Accurata Pantotopiae Descriptio
In: Johann Hübner: Johann Hübners Kurtze Fragen aus der neuen und alten Geographie 
Leipzig, 1728

Als Frontispiz in Johann Hübners Kurtze Fragen aus der Neuen und Alten Geographie findet sich diese kleine Phantasiekarte mit dem Titel Pantotopia. Sie verzeichnet ganz unterschiedliche Orte: So sind die verschiedenen Erdteile, Städte und alte Reiche wie das Assyrische Reich angegeben. Drei Flüsse mit den Namen Genealogica, Historia und Politica enden in einem Meer mit der Insel Tychopolis, was wiederum so viel wie Schicksalsstadt bedeutet. Hübners umfangreiches geographisches Handbuch erschien seit 1693 in vielen Auflagen und zählt zu den ersten Geographiebüchern in deutschen Schulen.

Badische Landesbibliothek, 60 A 4699 R
zum Digitalisat

Karte mit dem Reich der Liebe In: Johann Gottlob Immanuel Breitkopf: Beschreibung des Reichs der Liebe mit beygefügter Landcharte

Karte mit dem Reich der Liebe
In: Johann Gottlob Immanuel Breitkopf: Beschreibung des Reichs der Liebe mit beygefügter Landcharte
Leipzig, 1777

Der Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719–1794) beschäftigte sich intensiv mit einer neuen Technik, um Landkarten mit Hilfe beweglicher Lettern herzustellen. Mit diesem neuen Verfahren produzierte er auch diese phantastische und humorvolle Kartenallegorie auf das Reich der Liebe.

Zu sehen sind die Länder der Jugend, der glücklichen Liebe und der Lüste, aber auch die Länder der Ruhe, der trauernden Liebe und der Hagestolze. Auch sieht man ein Meer der Verzweiflung, einen Tränenfluss, einen Fluss der Wünsche und einen Freudenstrom.

Landesbibliothek Oldenburg, LIT IV A 4 190, 2
zum Digitalisat der Landesbibliothek Oldenburg

 

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