Karten erzählen politische Geschichte

Deutschland und Frankreich

Das Interesse an Karten bedeutender Kriegsschauplätze bediente der in Nürnberg ansässige Kartograph und Verleger Johann Baptist Homann (1664–1724) bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1707 kam sein erster Atlas mit 40 Karten heraus, der in den Folgejahren kontinuierlich erweitert wurde und dabei auch die Region zwischen Deutschland und Frankreich am Oberrhein abbildete.

Auch die Kriege zwischen Deutschland und Frankreich rund 100 Jahre später fanden Eingang in die europäische Kartenproduktion. Als in der Folge der Französischen Revolution die Kriege der alten Mächte gegen das revolutionäre Frankreich begannen, kam es ab 1795 vielerorts zu Kämpfen. Kampfgeschehen und Truppenführung wurden in Karten wiedergegeben. Im Mai 1795 wurde die bereits konstituierte Batavische Republik durch den Friedensvertrag von Den Haag zu einem Satelliten Frankreichs erklärt. Napoleon setzte der Batavischen Republik 1806 schließlich ein Ende, indem er die Monarchie in den Niederlanden einführte und seinen Bruder zum Regenten erhob. All diese Entwicklungen hielt man kartographisch fest.

Die süddeutschen Fürstenhäuser führte Napoleon am 12. Juli 1806 im sog. Rheinbund zusammen. Durch den Eintritt in diese Konföderation deutscher Kleinstaaten wurde Baden zum Großherzogtum erhoben und erhielt weitere Gebiete. In einem badischen „Haus- und Familienstatut“ erklärte man das Großherzogtum im Oktober 1817 zu einem „unteilbaren und unveräußerlichen Ganzen“. Bis zum Umsturz des Großherzogtums im Jahr 1918 blieb Baden in dieser Form bestehen.

Nach den Niederlagen Frankreichs und dem anschließenden Wiener Kongress im Jahr 1815 nahmen die Menschen ihre Reiseaktivität durch Europa wieder auf. Eine auf Seide gedruckte Karte bildet in der Ausstellung das Gebiet von Nordostfrankreich, den damaligen Niederlanden und einem großen Teil von Deutschland ab. Dadurch, dass man sie zusammenfalten und in eine Hülle stecken konnte, war sie für Reisende wesentlich handlicher als ein auf Papier gedrucktes Exemplar.

Lit.: Vgl. Ausst.-Kat. Fakten oder Fantasie?: Karten erzählen Geschichten! / Michael Recke, Michael Remmers, Corinna Roeder, Oldenburg 2017.

Kartenproduktion in Europa: Deutschland und Frankreich

Nicolas de Fer: Haute et basse Alsace, Stuttgaw, Brisgaw, Ortenaw et le Marquisat de Bade

Nicolas de Fer: Haute et basse Alsace, Stuttgaw, Brisgaw, Ortenaw et le Marquisat de Bade
Frankreich, 1709

Der Franzose Nicolas de Fer (1646–1720) zählt zu den führenden Kartographen und Kartenverlegern des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Er entwarf mehr als 600 verschiedene Landkarten.

Die hier präsentierte Karte zeigt das Ober- und Nieder-Elsass sowie den Schwarzwald mit dem Rheinlauf von Schaffhausen bis Speyer. Mit ihrer Ostorientierung und dem Hinweis auf die Straßen und Pässe über den Schwarzwald nach Schwaben gehört diese Karte zur Gattung der französischen Kriegskarten. Bei genauerer Betrachtung erweist sie sich als recht oberflächlich konstruiert; die Geländedarstellung ist stark vereinfacht.

Badische Landesbibliothek, Go 38
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Atlas élémentaire von Jean-Baptiste Courtalon.

Jean-Baptiste Courtalon: Atlas élémentaire
Paris, 1774

Dieser Atlas des französischen Priesters Jean-Baptiste Courtalon (1740–1797) gibt eine genaue Zusammenstellung der politischen Situation Deutschlands in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder. In dem einzigen veröffentlichten Werk des Franzosen, an dem dieser insgesamt zehn Jahre lang arbeitete, wird die Aufteilung des Deutschen Reichs in 333 Einzelstaaten gezeigt. Er verwendete dabei Kartenmaterial aus unterschiedlichen Quellen und kombinierte es mit Übersichtstafeln, welche die deutschen Machtstrukturen verdeutlichen sollten. Das Werk galt aus französischer Sicht als nützlicher Wegweiser durch die labyrinthischen Gegebenheiten im stark zersplitterten und von Kleinstaaten geprägten Deutschland. 

Badische Landesbibliothek, 119 F 828 R
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Karte von Frankreich

Karte von Frankreich
Weimar, 1814

Diese Karte gibt die neuesten Grenzentwicklungen wieder: Nach den Schlachten von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 gelang es holländischen und französischen Truppen, auch Norddeutschland einzunehmen. Im Frieden von Tilsit musste Preußen ein Jahr später sämtliche Gebiete westlich der Elbe an das Kaiserreich Frankreich abtreten. Das Department der Elbmündungen erstreckte sich von Hamburg nicht nur Richtung Nordsee, sondern auch in nordöstlicher Richtung bis nach Lübeck und Travemünde, sodass das Kaiserreich Frankreich einen Zugang zur Ostsee erhielt. Am 1. Januar 1811 verleibten die Franzosen die norddeutschen Gebiete schließlich ganz ihrem Kaiserreich ein, sodass sich dieses von den Pyrenäen bis zur Ostsee erstreckte.

Sammlung Recke

Nouvelle carte itinéraire qui indique d`une manière tres-exacte les routes et sta-tions, ainsi que les distances des principals villes de France, d`Allemagne et Pays-Bas.

Nouvelle carte itinéraire qui indique d`une manière tres-exacte les routes et sta-tions, ainsi que les distances des principals villes de France, d`Allemagne et Pays-Bas
Amsterdam, 1818

Nach den Niederlagen Frankreichs und dem anschließenden Wiener Kongress im Jahr 1815 nahmen die Menschen ihre Reisetätigkeit durch Europa allmählich wieder auf. Die Karte bildet das Gebiet von Nordostfrankreich, den damaligen Niederlanden und einen großen Teil von Deutschland ab. Dadurch, dass man sie zusammenfalten und in eine Hülle stecken konnte, war sie mit ihren Abmessungen von gerade einmal 9,5 x 6 cm für Reisende wesentlich handlicher als ein auf Papier gedrucktes Exemplar. Eine auf Seide gedruckte Karte des Kaiserreichs Frankreich aus dieser Zeit ist äußerst selten.

Sammlung Recke

Atlanten von Johann Baptist Homann und Matthäus Seuter

Karte aus "Atlas von 40 Karten" von Johann Baptist Homann.

Johann Baptist Homann: Atlas von 40 Karten
Nürnberg, 1716

Das Interesse an Karten bedeutender Kriegsschauplätze bediente der in Nürnberg ansässige Kartograph und Verleger Johann Baptist Homann (1664–1724) bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1702 gründete er in Nürnberg einen Verlag für Kartographie und stellte zahlreiche Karten und Globen her. Die Karten von Homann wurden in verschiedenen Atlanten publiziert, aber auch einzeln verkauft. Im Jahr 1707 kam sein erster Atlas mit 40 Karten heraus, der in den Folgejahren kontinuierlich erweitert wurde und dabei auch die Region am Oberrhein zwischen Deutschland und Frankreich abbildet.

Badische Landesbibliothek, 49 C 2
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Karte aus "Atlas Novus" von Matthäus Seutter.

Matthäus Seutter: Atlas Novus
Augsburg, 1729

In Augsburg gründete Matthäus Seutter (1678-1757) im Jahr 1707 ein auf Kartographie spezialisiertes Verlagsunternehmen. Er hatte eine Lehre bei Johann Baptist Homann in Nürnberg absolviert und war dann in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Dort produzierte er in großer Zahl Landkarten, Stadtpläne, genealogische Schaubilder und Globen. Ab 1720 fasste Seutter seine Karten auch in Atlanten mit unterschiedlichen Titeln zusammen, die von anfangs 20 Karten (Atlas Compendiosus) auf über 300 Karten (Atlas Novus) anwuchsen.

Seine kleinformatigen Karten konnten einzeln in Pappschubern oder als Sammelausgabe (Atlas Minor) erworben werden.

Badische Landesbibliothek, RH 83 C 56 RH
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Atlas van den Rhyn, van Bonn tot Bazel

Atlas van den Rhyn, van Bonn tot Bazel
Amsterdam, 1798

Anhand von 36 Karten gibt dieser Atlas eine Übersicht des Rheinverlaufs von Bonn bis hin nach Basel. Gezeigt werden die an den Fluss angrenzenden Gebiete ausgehend vom Rheinland über den Taunus und die Pfalz bis hin nach Frankreich und den Schwarzwald. 

Wie das französische Vorwort des Atlas' verrät, war dieser nicht nur für Reisende und die allgemein interessierte Öffentlichkeit bestimmt, sondern insbesondere auch an die Zielgruppe des Militärs adressiert.

Badische Landesbibliothek, 118 E 3228 R
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