Streichtrio Nr. 1

 

Bleistiftskizzen auf Notenpapier

Streichtrio Nr. 1 (undatiert, vor 1984)
Bleistiftskizzen

Diese in ihrer Komplexität und fein ziselierten Schrift kalligraphisch außerordentlich schön geschriebenen Skizzen zeigen den Komponisten als sorgfältigen Arbeiter. Der Klangeindruck des Werks ist von Glissando- (stufenloses Auf- und Absteigen von Tonhöhen) sowie Vibrato-Effekten (Zittern des Tones) gekennzeichnet – Klangwirkungen, die auf einem Spezifikum von Streichinstrumenten beruhen: Streichinstrumente sind nicht, wie etwa das Klavier, an feststehende Tonhöhen gebunden und können daher auch den Raum zwischen den einzelnen Tönen ausnutzen. Die Materialbasis der Komposition ist dabei eher spärlich: drei auf- oder absteigende Ganztöne und andere kleine Intervalle bilden die Grundlage, welche mit verschiedenen Spieltechniken unterschiedlich ausgeleuchtet wird.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 19

 
Streichtrio Nr. 1 – Beginn der Partitur, verwendete Zeichen

Streichtrio Nr. 1 – Partitur (1984)
Beginn der Partitur, verwendete Zeichen

Wie reich das Arsenal der verwendeten Spieltechniken ist, zeigt die „Zeichenerklärung“ am Anfang der Partitur. Der Komponist nutzt alle gängigen Möglichkeiten, den Streichinstrumenten ausdrucksvolle Töne zu entlocken, etwa sul ponticello (auf dem Steg) oder Flageolett, eine Technik, bei der die Saite nicht gedrückt, sondern nur sanft berührt wird. Dadurch werden Obertöne erzeugt, die höher und im Vergleich zu herkömmlichen Tönen ‚sphärischer‘ klingen. Auch mikrotonale Intervallstrukturen werden einbezogen, also Abstände im Viertelton- statt Halbtonbereich, wobei Krebs dabei eher eine leichte Abweichung, ein Schweben in Bezug auf die direkte harmonische Umgebung als eine klar umrissene Tonhöhe im Viertelabstand anstrebt.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 19

 
Streichtrio Nr. 1 – Schluss der Partitur

Streichtrio Nr. 1 – Partitur (1984)
Schluss der Partitur

Bei der Musik des Streichtrios entsteht insgesamt der Eindruck von Klangballungen und -verdichtungen, von Linien, die sich in Glissandi voneinander weg- und wieder aufeinander zu bewegen und sich mitunter zu ‚Knoten‘ treffen. Dies kann durch dynamische Steigerungen geschehen, die plötzlich gleichzeitig abbrechen oder durch ein unerwartetes Zusammentreffen aller Stimmen im Unisono. Spielanweisungen wie „Wild und ausdrucksvoll“ oder „Desolat, kaputt“ verweisen auf die hohe Expressivität der Klänge, die manchmal einen fast ‚organischen‘ Eindruck hinterlassen, wie vogelartiges Zwitschern oder insektenhaftes Brummen – ein fließender, hämmernder, schwebender und klopfender Dialog, den die drei Instrumente führen.

Badische Landesbibliothek, K 3353, A 19

 

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