Militärflugzeuge
Vom leichten Aufklärer zum schweren Bomber
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren Flugzeuge nicht direkt in Kampfhandlungen verwickelt. Primär sah man ihren Nutzen darin, durch die Entfernung zum Boden größere Flächen einsehen zu können. Mithilfe von Kameras wurden Luftaufnahmen erstellt, um etwa feindliche Truppenbewegungen oder strategische Positionen auszuspähen.
Viele Flieger kannten sich aus Vorkriegszeiten und schätzten sich glücklich, im Gegensatz zu den Truppen am Boden keine direkten Kampfhandlungen ausführen zu müssen. Gegen Ende Oktober des Jahres 1914 kam es jedoch zu ersten Versuchen improvisierter Luftkämpfe. Bereits fünf Monate später revolutionierten französische Piloten den Luftkampf. Ein zunächst behelfsmäßig installiertes Maschinengewehr ermöglichte eine neue Form des Luftkrieges.
Der deutsche Flugzeughersteller Anthony Fokker (1890–1939) legte durch die Weiterentwicklung derart ausgestatteter Jagdflugzeuge den Grundstein für eine ganze Reihe überaus leistungsfähiger Modelle.
Während das Abwerfen von Bomben anfangs noch händisch erfolgte, wurde es im Verlauf des Krieges durch Abwurfmechanismen deutlich vereinfacht. Neben verbesserten Reichweiten oder erweiterten Flughöhen konnten so auch entfernte strategische Ziele wie beispielsweise die Rüstungsindustrie des Feindes angegriffen werden. Der Krieg fand spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nur am Boden statt.
Michael F. Jerram – Biplanes
Michael F. Jerram
Biplanes
London 1982
121 F 2060
Doppeldecker mit zwei übereinander liegenden Tragflächen spielten vor allem im Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Sie fanden auch Eingang in zahlreiche „coffee table books“. Die großformatigen illustrierten Bände richten sich an (vor allem männliche) Flugzeugenthusiasten. Wie häufig in der Geschichte der Technik gibt es eine Trennung zwischen einer oft technisch oder biografisch sehr gut informierten Fankultur und Wissenschaftlern an Universitäten oder Museen. Nur wenige schaffen den Spagat und vermitteln zwischen ernsthafter Forschung und Laieninteresse.
Elard von Loewenstern – Der Frontflieger
Elard von Loewenstern
Der Frontflieger
Berlin 1937
121 F 2137
Die Jagdfliegerei erhielt im Krieg wie auch in der Nachkriegszeit die weitaus größte Aufmerksamkeit. Unspektakulärer waren „Arbeitsflieger“, die etwa direkt über der Front eingesetzt wurden, um die Bodentruppen zu unterstützen. Die Geschichte Elard von Löwensterns (1886–1945) gehört zu den eher seltenen Erinnerungsbüchern eines solchen Kampfpiloten. Die Abbildung ist ein typisches „Fliegerlichtbild“, so der Kriegsjargon. Es zeigt, wie der Blick auf die Front durch Texte und Hinweise für den Laien, der die Sicht von oben nicht kannte, interpretiert werden musste.
Friedrich Wilhelm Radenbach – Weit im Rücken des Feindes!
Friedrich Wilhelm Radenbach
Weit im Rücken des Feindes!
Berlin 1938
121 F 2083
Eine weniger bekannte Ausprägung des Luftkrieges im Schatten der Jagdfliegerei war die Fernaufklärung. Speziell ausgerüstete Höhenflugzeuge, deren Besatzungen Sauerstoffgeräte und beheizte Kleidung verwendeten, fotografierten das feindliche Gebiet, um Truppenbewegungen und Aufmärsche zu beobachten. Das Erinnerungsbuch eines Offiziers, der diese Technik während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg mit entwickelte, ist eine zentrale Quelle für die Geschichte der Luftaufklärung.
Emil Schäfer – Vom Jäger zum Flieger
Emil Schäfer
Vom Jäger zum Flieger. Tagebuchblätter und Briefe
Berlin 1918
121 F 2118
Die Autobiografie des vielfach ausgezeichneten Kampfpiloten Emil Schäfer (1891–1917) beschreibt einen typischen militärischen Werdegang im Ersten Weltkrieg: von der Meldung als Freiwilliger zum Infanterieoffizier bis zum späteren Wechsel zur Luftwaffe. Extrem hohe Verluste bei den Piloten und Luftbeobachtern hielten viele Offiziere nicht davon ab, sich zur Luftwaffe zu melden. Sie entgingen so dem Gemetzel und dem Dreck in den Schützengräben zugunsten des hohen Prestiges und des generell bequemeren Lebens eines Fliegers.
Ernst Friedrich Eichler (Hg.) – Kreuz wider Kokarde
Ernst Friedrich Eichler (Hg.)
Kreuz wider Kokarde.
Jagdflüge des Leutnants Ernst Udet
Berlin 1918
121 F 2117
Das Erinnerungs- und Propagandabuch im Kleinformat passte leicht in die Tasche eines Soldatenrocks und war entsprechend beliebt. Ernst Udet (1896–1941) war von den deutschen Piloten, die den Ersten Weltkrieg überlebt hatten, derjenige mit den meisten Abschüssen. Er flog in den 1920er Jahren als Stunt-Pilot, konstruierte eigene Kunstflugmaschinen und machte Karriere bei der nationalsozialistischen Wiederaufrüstung der Luftwaffe nach 1935. Als gescheiterter „Generalluftzeugmeister“ beging er 1941 Selbstmord.
Dominick A. Pisano – Legend, Memory, and the Great War in the Air Seattle
Dominick A. Pisano
Legend, Memory, and the Great War in the Air
Seattle 1992
121 F 2123
Luftfahrthistoriker taten sich schwer, die Realität der militärischen Luftfahrt von den zahlreichen Legenden und Nachwirkungen der Kriegspropaganda zu trennen. Das National Air and Space Museum in Washington, D.C., gestaltete dazu 1992 erstmals eine Ausstellung aus wissenschaftlicher Sicht. Der zugehörige Katalog setzte Maßstäbe der populären Wirkung und zugleich der erfolgreichen musealen Vermittlung. Auch hier lag der Fokus auf dem Ersten Weltkrieg, dem ersten Krieg, in dem Flugzeuge zum Einsatz kamen und eine entscheidende Rolle spielten.
Ezra Bowen – Kampfflieger des Ersten Weltkriegs
Ezra Bowen
Kampfflieger des Ersten Weltkriegs
Amsterdam 1980
121 F 2037
Vorstellungen von „Turnieren der Luft“ oder „Duellen in den Himmeln“ waren Teil des Heldenmythos rund um die Militärfliegerei. Dies machten sich schon im Ersten Weltkrieg Rekrutierungsstellen der Streitkräfte zunutze, um gezielt für Pilotennachwuchs zu sorgen. Werbewirksam wurde die Fliegerei mit den ebenfalls fliegenden Wappentieren der Kriegsparteien verbunden: dem deutschen Reichsadler und dem amerikanischen Weißkopfseeadler.
Karl Bodenschatz – Jagd in Flanderns Himmel
Karl Bodenschatz
Jagd in Flanderns Himmel
München 1935
121 F 2085
Das Erinnerungsbuch eines Offiziers des „Richthofen-Zirkus“, des legendären Jagdgeschwaders Manfred von Richthofens (1892–1918), ist zugleich auch eine Art Lehrbuch für die Einsatztaktik großer Fliegereinheiten. Richthofen entwickelte solche Taktiken maßgeblich mit und lehrte seine „Piloten-Herren“, sie sinnvoll anzuwenden. Die von Richthofen mit erdachten Abläufe prägten auch die Massen-Luftkämpfe des letzten Kriegsjahres 1918.
Werner von Langsdorff – Flieger am Feind
Werner von Langsdorff
Flieger am Feind
Gütersloh 1934
121 F 2128
In einem der vielen Bücher, die den Richthofen-Mythos zwischen den beiden Weltkriegen befeuerten, ist der Rittmeister selbst abgebildet. In typischer Pose sieht man ihn beim Anlegen seiner Fliegerkleidung vor einem neuen Feindflug. Der Richthofen-Kult hat bis heute deutliche Spuren hinterlassen, vom Bestseller „Der Rote Kampfflieger“ von 1918 über Filme bis zu Flugzeugmodellen.
Heinz Eisgruber – Die Flieger kommen!
Heinz Eisgruber
Die Flieger kommen!
Berlin 1935
121 F 2090
In der Zwischenkriegszeit erschienen zahlreiche populäre Werke zur Fliegerei. Das Buch von Heinz Eisgruber (1894–1941) versucht, das ganze Spektrum der Kriegsfliegerei mit ihren unterschiedlichen taktisch-technischen Ausprägungen abzubilden, von der populären Jagdfliegerei bis zur Aufklärung und Bodenunterstützung. Eisgruber verfasste noch weitere Kriegsbücher, daneben aber auch einen Tierroman. Er publizierte teilweise unter dem Pseudonym Heinz von der Achen.
Wulf Bley – Vier über dem Feind
Wulf Bley
Vier über dem Feind
Leipzig 1936
121 F 2110
Die Aufrüstung der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren knüpfte gerade im Bereich der Luftwaffe gern an die Heldengeschichten des Ersten Weltkrieges an. Schriftsteller, die der NS-Ideologie folgten, griffen diese legendäre Thematik immer wieder auf, unter ihnen auch Wulf Bley (1890–1961). Erich Kästner nannte ihn dafür einmal einen „totalitären Poeten“, der mit seinen Arbeiten die Kriegsvorbereitung flankierte und unterstützte. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Bley bei der Auslandspropaganda der Luftwaffe.