Emily Ebner

Bücher baden und Wörter zählen, 2024

Installation aus alten Büchern und Sound

ca. 20 x 14 x 255 cm

Erdgeschoss | Foyer

Emily Ebner: Bücher baden und Wörter zählen, 2024.

Bilder blättern und Farben riechen, 2024

Mixed Media auf Stoff, Stahlkonstruktion

dreiteilig, jeweils ca. 200 x 242 cm

2. Obergeschoss | Offenes Magazin

Zitat

„So abstrakt wie diese Umschreibungen klingen, so sinnlich erscheint mir der mittelalterliche Umgang mit Schrift und Malerei. Die Titel meiner Installationen beschreiben auch meinen Arbeitsprozess, der damit begann, Bücher in Farbe einzutauchen. Seiten zu zählen und umzublättern, Geschichten zu vermischen und neu zusammenzusetzten. 

Erster Teil. Wenn wir uns in eine Bibliothek begeben, dann begeben wir uns in einen Ort des Wissens. Jedem Buch gehört ein Inhalt, jeder Seite eine Geschichte aus einer bestimmten Zeit. Beim Betreten der Bibliothek streifen wir vorbei an unzähligen Büchern und Bücherregalen. 
Wie viel Zeit benötigen wir, all diese Texte zu lesen? Deshalb unterbreche ich und lese quer. Beim Betreten der Bibliothek verlassen wir die Realität und begeben uns in einen Raum realer Überlieferungen. 
Welchen Wert hat jedoch ein Buch, das nicht mehr gelesen wird? Deshalb sammle ich und setze zusammen, was nicht zusammengehört. Es bildet sich ein fortlaufendes Archiv bunter Blätter, ein immersives Farbenspiel im Foyer der Landesbibliothek. Wir können die Bibliothek als Ganzes schwer begreifen – wir können nur innehalten und staunen. Nachdenken über die Fülle an Bedeutung, deren Zugang uns aus zeitlichen Gründen fehlt.  
Ich blättere um und die Geschichte, auf die ich mich eben eingelassen habe, endet wider Erwarten in einem ganz anderen Satzlaut. Plötzlich geht es um Lichterfahrungen – um Gott und die Welt – und wie ein Störfaktor wirft uns Hildegard von Bingen zurück in die Zeit des Mittelalters. 

Zweiter Teil. Es bleibt bunt! Und wird mystisch. Im Mittelalter war das Leben der Menschen von einem tiefen Glauben geprägt. Klöster bildeten Nonnen und Mönche aus, die neben dem Studieren von Literatur und Malerei ihr Leben dem Gemüsegarten widmeten. Tritt man näher an meine textilen Bilder heran, so riecht man vielleicht noch einen Hauch Farbe. Einen Hauch Kurkuma, Rotkohl oder Zwiebel. Die textilen Bilder, die den Raum des Lernens und Arbeitens (LABORA) unterbrechen, befinden sich im Lichthof der Bibliothek. Sie erinnern an jenen überirdischen Glauben des Mittelalters (ORA) und laden den Menschen in eine abstrakte Welt der Farben und Formen ein. 
Während Hildegard von Bingen ihre Gotteserfahrungen als Lichterfahrungen bezeichnete, hängen die Stoffe in den Fensteröffnungen des Treppenhauses. Zwischen einem Innen 
und Außen, einer bingenschen Lichterfahrung und der Gemüseinsel Reichenau, finden sie hier ihren Platz in der Badischen Landesbibliothek. Um die Lichterfahrung im Lichthof vollständig zu erleben, sind Besucher*innen nun dazu eingeladen, den Seilzug meiner Installation in Bewegung zu bringen. Auf diese Weise entstehen immer wieder drei neue Anordnungen, und immer wieder ein neuer Satz der Wörter: 
ORA ET LABORA
CAUSAE AUT CURAE"
 

Emily Ebner, April 2024

Emily Ebner: Bilder blättern und Farben riechen, 2024.

Fotos: Badische Landesbibliothek

 

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