Europäische Expansion
Reisen in den Pazifik und die Entdeckung Australiens
Die politische Ausweitung der Herrschaft europäischer Staaten auf bislang unbekannte Regionen in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien hatte im 15. Jahrhundert mit den Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier begonnen. Der Seehandel machte weltweite Wirtschaftsbeziehungen möglich. Karten stellten dabei das wichtigste Mittel zur Orientierung dar.
Im 16. Jahrhundert erlangte die niederländische Kartographie unter Gerhard Mercator (1512–1594) großes Ansehen. Mercators Ruhm als größter Geograph seiner Zeit beruhte vor allem auf der Anfertigung von Globen sowie der Herstellung von großformatigen Wandkarten. Mercator löste sich vom Einfluss des Ptolemäus und schuf eine erste für die Seefahrt taugliche Karte, die sog. Mercator-Projektion. Die veröffentlichte Weltkarte basierte auf einem Gradnetz, um die Krümmung der Erde auf einer Fläche abzubilden und eine winkeltreue Abbildung zu erreichen. 1595 erschien Gerhard Mercators „Atlas“ als erste Kartensammlung in Buchform.
In demselben Jahr war auch eine erste niederländische Flotte nach Asien aufgebrochen, wo die Niederländer fortan ein weitläufiges Geflecht von Kolonien aufbauten. Am 20. März 1602 schlossen sich niederländische Kaufmannskompanien zur sog. Niederländischen Ostindien-Kompanie zusammen. Den zentralen Handelsplatz in Südostasien errichtete man in Batavia auf Java. Schließlich entdeckten die Niederländer im Jahr 1606 Australien und bezeichneten es als „Neu-Holland“, jedoch erkannten sie es nicht als neuen Kontinent.
Der englische Seefahrer James Cook (1728–1779) erreichte im Jahr 1770 schließlich die Ostküste Australiens und nahm das Land als Kolonie New South Wales für die britische Krone ein. Cook kartographierte Australien und den Pazifischen Ozean während dreier Entdeckungsfahrten in die Südsee so genau wie niemand zuvor. Die dritte Reise des Kapitäns James Cook und seiner Mitstreiter Clerke, Gore und King führte in die damals noch weitgehend unbekannte und unberührte Südsee.
Neue Entdeckungen in Südsee und Pazifik
Seekarte der Südsee
Pascarte van de Zydt Zee
S.I., 1644
Diese kolorierte Seekarte des Pazifiks zeigt einen Teil von Nord- und Südamerika, Japan sowie das im Jahr 1606 von den Niederländern entdeckte Australien. Dieses bezeichneten sie als Neu-Holland, jedoch erkannten sie das Gebiet nicht als neuen Kontinent. Bereits 1595 war eine erste niederländische Flotte nach Asien aufgebrochen. Die Kartendarstellung wird ergänzt durch zwei aufwändige Kartuschen, mehrere Segelschiffe sowie Kompassrosen und Rumbenlinien im Stil einer Portolankarte.
Badische Landesbibliothek, D 39
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Karte mit der Reiseroute von James Cook
In: Tagebuch einer Entdekkungs Reise nach der Südsee in den Jahren 1776 bis 1780. unter Anführung der Capitains Cook, Clerke, Gore und King
Berlin, 1781
Der englische Seefahrer James Cook (1728–1779) wurde berühmt durch seine drei Entdeckungsfahrten in den Pazifischen Ozean. Er kartographierte den Pazifischen Ozean so genau wie niemand zuvor. Der englische Reisebericht seiner zweiten Fahrt, verfasst von Reinhold Forster (1729–1798) und dessen Sohn Johann Georg, wurde rasch zum Bestseller jener Zeit. Georg Forster, Naturforscher und Begründer der modernen Reiseliteratur, hat kurze Zeit nach dem Erscheinen der englischen Version auch die deutsche Übersetzung angefertigt.
Badische Landesbibliothek, GYM 3325
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Weltkarte mit fünf Kontinenten
Louis Brion de LaTour: Mappemonde où sont marquées lesnouvelles découvertes
Paris, 1783
Diese prachtvolle Weltkarte mit den Ansichten der östlichen und westlichen Hemisphäre stammt aus der Hand des französischen Geographen Louis Brion de La Tour (1763–1823). Aufgrund seiner Kenntnisse der Kartographie wurde er zum Ingénieur Géographe du Roi ernannt und gab zusammen mit Louis Charles Desnos diverse Atlanten und Globen heraus. Die farbige Karte wird von fünf allegorischen Darstellungen der Kontinente Europa, Asien, Afrika, Australien und Amerika in den vier Ecken sowie am oberen Rand begleitet.
Badische Landesbibliothek, B 59
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