Kulturelle Aufgaben

Neben der Fülle ihrer bibliothekarischen Aufgaben hat die Badische Landesbibliothek seit jeher eine führende Rolle als Kultureinrichtung in der Region wahrgenommen. Denn als Sammlung mit einer 500-jährigen Geschichte besitzt sie einen reichen Bestand an Handschriften, Musikalien, Autographen und Nachlässen, Inkunabeln, alten Drucken und historischen Karten von Weltgeltung, den sie erhält, ergänzt und weiterentwickelt – durch ihr Kulturprogramm aber auch auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit vermittelt.

Die BLB ist heute nicht nur eine Schatzkammer für das kulturelle Erbe der Region, sondern zugleich ein Hort der europäischen Buchkultur in Baden. 2001 erwarben die Landesbank Baden-Württemberg und die Bundesrepublik Deutschland die Handschrift C des Nibelungenlieds aus dem 13. Jahrhundert, die vielleicht berühmteste Handschrift des deutschen Mittelalters. Die Handschrift wurde im Juli 2009 in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen und damit als eines der wichtigsten Kulturgüter der Menschheit anerkannt.

Die mit dieser Erwerbung gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung für das bei ihr aufbewahrte Kulturerbe setzt der Badischen Landesbibliothek ihre hohen Maßstäbe. Es ist für sie eine ebenso fraglose Verpflichtung, die Bürger an diesen Kulturgütern teilhaben zu lassen, wie eine Selbstverständlichkeit, die kulturelle Überlieferung durch eigenes Engagement im öffentlichen Bewusstsein zu halten. An den Beständen in ihrer ganzen historischen und thematischen Opulenz ist die Kulturarbeit der Landesbibliothek ausgerichtet, gleich ob sie sie in Ausstellungen sichtbar, in Konzerten hörbar, in Präsentationen fassbar, in Vorträgen begreifbar oder im Internet digital verfügbar macht. Das Kulturangebot in Baden bereichert sie damit in sehr profilierter Weise.

Das Bild zeigt die aufgeschlagene Handschrift C des Nibelungenlieds, die von einem Mitarbeiter mit Handschuhen gehalten wird.

Die im 13. Jahrhundert entstandene Nibelungenlied-Handschrift C befindet sich seit 2000 als Eigentum der Landesbank Baden-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland in der Badischen Landesbibliothek.
Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Cod. Hs. Don. 63

Kulturprogramm

Das vielseitige Kulturprogramm der Badischen Landesbibliothek umfasst Ausstellungen, Konzerte, Bestandspräsentationen, Lesungen, Vorträge etc. Es ist für jedermann kostenfrei zugänglich. Das Programm ist immer auf den Bestand der Bibliothek bezogen, sei es, dass neuerworbene Einzelstücke oder Sammlungen vorgestellt werden, dass das literarische, musikalische oder künstlerische Werk eines Badeners in Erinnerung gerufen wird, dessen Nachlass sich in der BLB befindet, oder dass Bibliothekare und Wissenschaftler in kleiner Runde Bücherfunde vorstellen, die sie bei ihren aktuellen Forschungen gemacht haben. Jährlich finden zwischen 40 und 50 Abendveranstaltungen statt.

Ihr Kulturprogramm führt die BLB seit Jahrzehnten gemeinsam mit der Badischen Bibliotheksgesellschaft e.V. durch, die ihr die notwendige finanzielle Unterstützung gewährt. Es ist regional eng vernetzt und kooperiert mit den Aktivitäten anderer Kulturinstitutionen vor Ort, die es ergänzt und erweitert. Die Karlsruher Museumsnacht bringt alljährlich im August weit über 3.000 Menschen in die BLB. 

Die Ausstellungen der BLB stellen in wechselnden Konstellationen und aus unterschiedlichen thematischen Blickwinkeln Einzelstücke zusammen und vermitteln dabei die Faszination der authentischen Dinge. Sie werden von der BLB selbst oder von externen Partnern kuratiert, deren Expertise für ein gemeinsames Projekt gewonnen werden konnte. Ziel ist es immer, die Forschung zu den Beständen der BLB anzuregen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und sie der interessierten Öffentlichkeit vermitteln zu können. Dabei orientieren sich die Ausstellungsthemen an den vielfältigen Sammlungsaufgaben der BLB und fördern eine gezielte Auseinandersetzung mit der badischen Landesgeschichte und der Kultur am Oberrhein. Jährlich finden ca. vier Ausstellungen statt. Umrahmt werden sie jeweils von eigens konzipierten Begleitprogrammen.

Auch schickt die BLB ihre Kulturgüter auf Reisen. Durch Leihgaben eigener Objekte an Museen weltweit unterstützt sie Ausstellungsprojekte anderwärts und gewährleistet, dass Rang und Bedeutung der bei ihr verwahrten Schätze überregional wahrgenommen werden.

Und was gibt’s Neues? Die Neugier ihrer täglich 2.000 Besucherinnen und Besucher befriedigt die BLB mit der Neuerwerbung des Monats. Jeweils ab dem ersten Tag eines Monats präsentiert sie eine neue Überraschung aus dem umfassenden Sortiment jener Stücke, die gerade frisch in der BLB angekommen sind.

 

Kulturelles Erbe als digitales Angebot

Bibliotheken stellen tagtäglich tausendfach das Wissen bereit, das für Innovationsprozesse benötigt wird. Nun sind die Medien, mit denen das geschieht, selbst Gegenstand einer fundamentalen Transformation geworden. Die Vermittlung der historischen Buchkultur ist jetzt, mitten in der Epoche des Medienumbruchs, ein besonders herausforderndes Anliegen. Denn Buch und Schrift und die mit ihrer Verbreitung verbundenen Innovationen haben die Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft, von Religion und Wissenschaft, von Alltag und Kultur seit ihrer Entstehung so grundlegend beeinflusst, dass eine Verständigung über unsere kulturelle Identität ohne sie nicht möglich ist. Und Bibliotheken, die Wissensspeicher der Jahrhunderte, können mit ihren historischen Beständen aus erster Hand zum Verständnis des Medienwandels beitragen, denn alle Fragen, die sich im Internet-Zeitalter stellen, haben die Medien der Vergangenheit auch schon beantworten müssen.

In der Wissensgesellschaft gewinnt der Zugang zu digitalisierten, vormals analogen Informationen täglich an Bedeutung. Es ist absehbar, dass nicht digitalisierte Materialien zunehmend aus der Wahrnehmung der Forschung ausgeblendet werden. Hier trägt die BLB als historische Büchersammlung eine ganz besondere Verantwortung, denn ihre Bestände sind Gegenstand lokaler, nationaler und internationaler geisteswissenschaftlicher Forschung.

In ihrer Digitalisierungswerkstatt macht die BLB das bei ihr verwahrte kulturelle Erbe digital transformiert weltweit verfügbar. Ihr Schwerpunkt bei der Digitalisierung liegt auf den mittelalterlichen Handschriften, auf dem einzigartigen Musikalienbestand und auf den Quellen zur badischen Geschichte.

Seit 2010 hat die BLB, dank großzügiger Förderung aus Drittmitteln des Landes Baden-Württemberg, in der Digitalisierung weit vorankommen können. Ein großer Anteil der mittelalterlichen Handschriften aus säkularisiertem Klosterbesitz ist bereits digitalisiert. Die Musikhandschriften, die in markgräflicher Zeit am Karlsruher Hof Verwendung fanden, sind komplett verfügbar, derzeit wird an den Musikhandschriften und -drucken aus der Hofbibliothek Donaueschingen gearbeitet. Gerade diese Musikaliendigitalisate werden global genutzt, regen die Forschung und die Musikpraxis an und tragen bedeutend zum Ansehen der Karlsruher Sammlungen bei. Im Bereich der Regionalia werden vor allem größere Projekte bei seriellen Quellen mit hohen Image-Zahlen durchgeführt wie Adressbüchern, Landtagsprotokollen, Gesetzblättern, Statistiken und anderen Quellen moderner Staatlichkeit sowie bei Zeitungen. Diese regionalen Quellen sind ein mittlerweile unverzichtbares Angebot auch für alle Forschungen zur badischen Regionalgeschichte. Hinzu kommen thematische Sammlungen wie badische Quellen zum Ersten Weltkrieg, Quellen zur Karlsruher Stadtgeschichte oder Kochbücher aus Baden etc.

Weiterführende Informationen:

  • Hiller von Gaertringen, Julia / Evers, Karen: Bücher und mehr: Die Badische Landesbibliothek als Kulturinstitution in Karlsruhe. In: Karlsruhe – Aufgefächert, Freiburg i. Br., 2015, S. 205–216. (hier eine PDF-Datei davon).

 

 

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