Zum Start eines neuen Digitalisierungsprojekts: Wirtschaft, Handwerk und Technik in Baden
Jana Madlen Schütte 2.6.2021 8.45 Uhr
DOI: https://doi.org/10.58019/p16h-2112
Am 9. September 1896 feierte Großherzog Friedrich I. von Baden (1826–1907) seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass erhielt er auch die hier abgebildete Schrift mit dem Titel Bilder aus der Industrie des Großherzogtums Baden von badischen Industriellen mit kurzen Abrissen der einzelnen Unternehmen und zugehörigen Illustrationen. Sie bietet einen guten Überblick über die Wirtschaftslage Badens dieser Zeit. In einem im April 2021 begonnenen Digitalisierungsprojekt an der Badischen Landesbibliothek wird zur Erforschung des Themenspektrums nun eine breite Quellenbasis digital zur Verfügung gestellt.
Industrialisierung in Baden
Die Industrialisierung setzte in Baden zwar recht spät ein, verlief dann aber schneller und vor allem erfolgreicher als in Württemberg und lag insgesamt über dem Reichsdurchschnitt. Meilensteine der Entwicklung waren 1860 die Einrichtung eines Handelsministeriums in Baden und die Einführung der Gewerbefreiheit zwei Jahre später. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden viele Handwerksbetriebe zu Fabriken umgebaut. Im Energiesektor, d.h. im Bau von Wasserkraftwerken und großen Stromanlagen, wurde Baden schnell führend. Zentrum der industriellen Entwicklung Badens im 19. Jahrhundert war Mannheim. Die herausgehobene Stellung Mannheims wurde durch die verkehrsgünstige Lage der Stadt stark gefördert.
Die Entwicklungen der verschiedenen in Baden beheimateten Wirtschaftszweige wie auch die der einzelnen Fabriken und Betriebe lassen sich anhand verschiedener Zeitungen und Berichte nachvollziehen. Diese sind Gegenstand des gerade begonnenen Digitalisierungsprojets an der Badischen Landesbibliothek, das verschiedene badische Gewerbe- und Wirtschaftszeitungen sowie Berichte über die Wirtschaftslage Badens aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beinhaltet.
Digitalisierungsprojekt an der BLB
Zeitungen wie die Badische Gewerbezeitung oder die Badische Wirtschaftszeitung enthalten technische Abhandlungen sowie kleinere gewerbliche Mitteilungen sowie Protokolle der Sitzungen der badischen Gewerbe- und Handwerker-Vereinigungen. Immer wieder findet sich auch ein unterhaltender Teil mit Fortsetzungserzählungen; zudem werden regelmäßig Anzeigen und Bekanntmachungen veröffentlicht. Später kommt auch ein sog. Firmen-Anzeiger mit den Namen der im Handels- und Genossenschaftsregister der badischen Amtsgerichte eingetragenen Firmen hinzu.
Der Jahres-Bericht des Großherzoglich-Badischen Fabrik-Inspektors und der Bericht der im Badischen Industrie- und Handelstag vereinigten Handelskammern über die Wirtschaftslage in Baden enthalten Informationen und statistische Analysen zu den Arbeiterinnen und Arbeitern. Eine besondere Rubrik nehmen die jugendlichen Arbeiter ein. Zudem werden Themen wie Arbeitssicherheit und die wirtschaftliche Lage sowie die „sittlichen Zustände“ der Arbeiterbevölkerung behandelt. Es werden aber auch einzelne Industriezweige und besonders die Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichen Bereichen untersucht.
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