CHIFFREN
Laufzeit: 21. März 2012 – 16. Juni 2012
Wolfgang Rihm im Kontext des musikalischen Schriftbilds in Europa
Musik kann als das erste, Europa vereinende Band angesehen werden. Karl der Große wollte, dass überall in seinem Reich die Messe einheitlich gesungen wird. Aus diesem Wunsch nach Vereinheitlichung ist das große musikalische Potenzial entstanden, das die europäischen Regionen und Länder einerseits unterscheidet und einzigartig macht, andererseits Musik als historisch gewachsenes System in jeder Entwicklungsphase kulturgeschichtlich erforschbar macht.
Diese Entwicklung lässt sich von den Klöstern des Mittelalters über die feudalen Herrschaftshöfe, die bürgerlichen Orchester- und Konservatoriumsgründungen in den Städten des 19. Jahrhunderts und die musikalischen Aktivitäten der Rundfunkanstalten seit dem 20. Jahrhundert bis zu dem heutigen Engagement der Kommunen mit ihrer nicht zu überbietenden Kultur der Stadttheater und städtischen Orchester sowie der Förderung der freien Szene verfolgen.
Für den Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm ist Schrift und das Schreiben der Musik gleichbedeutend mit dem Wahrnehmen und Imaginieren der Klänge. Viele seiner Werktitel beziehen sich unmittelbar auf den Schreibvorgang als ein aus einem homogenen Block geformtes, bildhauerisches, musikalisches Verpuppungsstadium. Ein derart verstandenes Musik-Schreiben ermöglicht ihm auch, Gehalte anderer Kunstsparten in Musik zu transformieren.
Einen zentralen Werkkomplex im Schaffen des Komponisten Wolfgang Rihm bildet der Werkzyklus „Chiffren“ (1982 – 1988) mit insgesamt neun unterschiedlich groß besetzten Werken. Die „Chiffren“ und viele andere Werke Rihms wurden in Karlsruhe uraufgeführt und sind damit auch für die musikgeschichtliche Bedeutung Karlsruhes wichtige Stationen.
Die Ausstellung „Chiffren“ zeigt Rihms Werke im überspannenden Kontext der Schrift. Sie wurde mit der an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe angesiedelten transdisziplinären Arbeitseinheit „musiktheater intégrale“ entwickelt und durchgeführt.