Zwischen Kontinuität und Singularität

Laufzeit: 6. Mai 2008 – 5. Juli 2008

Die Bücherverbrennung 1933

Das Plakat besteht aus einer Schwarz-Weiß-Fotografie, die einen Jungen dabei zeigt, wie er ein Buch auf einen Haufen brennender Büche wirft. Ergänzt wird das Bildmotiv durch Textinformationen zur Ausstellung.

75 Jahre nach der Bücherverbrennung erinnert die Badische Landesbibliothek mit einer kleinen Ausstellung an einen Akt der Barbarei, den die Nationalsozialisten im Mai und Juni 1933, wenige Wochen nach der sog. „Machtergreifung“, überall in Deutschland veranstalteten.

Die Initiative zur Aktion „Wider den undeutschen Geist“ ging von der Deutschen Studentenschaft aus, die vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund beherrscht wurde; aber auch andere Gliederungen der NSDAP wie die Hitler-Jugend mit dem Bund Deutscher Mädel waren beteiligt. Bei den „Verbrennungsfeiern“ hielt ein studentischer Funktionär oder ein HJ-Führer eine Ansprache; anschließend warf man mit  „Feuersprüchen“ unter Nennung einzelner Autorennamen deren Bücher, die zuvor in Bibliotheken und Buchhandlungen eingesammelt worden waren, ins Feuer.

Symbolisch in der Öffentlichkeit verbrannt wurden Bücher bedeutender deutschsprachiger Schriftsteller, Wissenschaftler und Politiker. An der Zusammenstellung der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“, die nach 1933 immer wieder auf aktuellen Stand gebracht wurde, wirkte auch ein Bibliothekar mit.

Auf dem Index der verbrannten und verbannten Autoren finden sich so bekannte Namen wie Alfred Döblin, Bertolt Brecht, Albert Einstein, Sigmund Freud, Karl Marx, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Heinrich und Thomas Mann und Erich Kästner, der Augenzeuge der Verbrennung seiner eigenen Bücher auf dem Berliner Opernplatz wurde und dieses Erlebnis später schilderte.

Die von den Nationalsozialisten aus politischen, weltanschaulichen und rassistischen Gründen auf den Index gesetzten Autoren verloren ihr Publikum, wurden ins Exil gezwungen oder gar ermordet. Nicht wenige von ihnen blieben danach weitgehend vergessen und sind heute erst noch wiederzuentdecken. 

Die Ausstellung zeigt, dass Bücherverbrennungen keine Erfindung der Nationalsozialisten waren, dass es vielmehr eine Kontinuität gibt, die von der Antike bis in die Gegenwart reicht. Die erste Vitrine präsentiert hierzu einige geschichtliche Beispiele. Die Ausstellung verdeutlicht aber auch, dass die Aktion vom 10. Mai 1933 hinsichtlich ihrer symbolpolitischen Bedeutung, ihrer Radikalität und ihrer Reichweite von singulärer Qualität war. Während die zweite Vitrine Exponate zur Bücherverbrennung im Deutschen Reich enthält, lässt Vitrine drei auf die Ereignisse in Karlsruhe und Durlach blicken, die erst am 17. Juni stattfanden.

Wie breit der Kreis der verfemten Schriftsteller war, demonstriert Vitrine vier, in der Bücher „unerwünschter“ Autoren zu sehen sind, deren Portraits die Plakate an den Säulen nebenan zeigen. Wer sich näher mit der Bücherverbrennung und den betroffenen Autoren befassen möchte, findet ein paar Hinweise auf Sekundärliteratur, darunter ein Buch, das dem unterirdischen Denkmal gegen die Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz gewidmet ist.

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