Adolf Geck – ein Leben für die Sozialdemokratie in Baden

Gerrit Heim (Gastautor) 13.4.2022 7.00 Uhr

DOI: https://doi.org/10.58019/3ywa-c062

Vor 70 Jahren verstarb mit Adolf Geck der erste in die Zweite Kammer des Badischen Landtags gewählte Sozialdemokrat – 1905/06 wurde er sogar Mitglied des Landtagspräsidiums. Geck verkörperte die Biografie eines Sozialdemokraten aus dem von ihm so bezeichneten „Heldenzeitalter der Partei“ wie kaum ein anderer. 

Als eines von acht Kindern eines Gastwirts 1854 in Offenburg geboren, absolvierte er das Progymnasium als Klassenbester. Das anschließende Studium des Bauingenieurwesens in Karlsruhe brach er jedoch 1878 ohne Abschluss ab. Stattdessen wandte er sich der Arbeiterbewegung zu. In der Auseinandersetzung zwischen Sozialdemokratie und Reichsregierung im Zuge der Sozialistengesetze kämpfte Adolf Geck für seine Überzeugungen, was ihm als führenden Mitglied der badischen Sozialdemokraten zahlreiche Haft- und Geldstrafen einbrachte.

Eine sozialdemokratische Familie

Adolf Geck wurde in eine politische Familie hineingeboren. Der Vater nahm an der Revolution 1848/49 teil und im elterlichen Gasthaus Zähringer Hof tagte 1849 der Landeskongress der badischen Volksvereine. In der Offenburger Heimat der Gecks waren die Sozialdemokraten eine Minderheit: Umso engagierter setzte sich die Familie für die Arbeiterbewegung ein. Adolfs Gecks nur wenige Jahre jüngere Neffen Oskar und Eugen Geck standen ihrem Onkel kaum nach. Das Freundes- und Korrespondenznetzwerk Gecks reichte von August Bebel bis zu Rosa Luxemburg.

Erster Sozialdemokrat im badischen Landtag

Herausragend ist Gecks Bedeutung für die Geschichte der SPD in Baden. Als erster Abgeordneter zog er in die Zweite Kammer des Badischen Landtags ein und übte sein Mandat 1897–1902 und 1905–1918 aus. In der ersten Wahlperiode trat Geck für den Wahlkreis Karlsruhe an und ab 1901 für Pforzheim mit verschiedenen, sich ändernden Wahlkreiszuschnitten. Parallel hatte Geck 1898–1912 über drei Wahlperioden hinweg ein Reichstagmandat inne. In einer weiteren Legislaturperiode, 1920–1924, gehörte er als Mitglied der neugegründeten USPD ebenfalls dem Reichstag an. Nachdem die Mehrheit der USPD in der KPD aufging, kehrte ein Großteil der verbliebenen USPD-Abgeordneten wieder in die SPD zurück, so auch Geck. Dort erhielt er jedoch keinen aussichtsreichen Listenplatz für die Reichstagswahl 1924 und zog sich in Folge dessen aus der aktiven Politik zurück.

Verleger des Volksfreunds

Noch vor Beginn seiner Abgeordnetenkarriere griff Geck als Verleger sozialdemokratischer Zeitungen in die Politik ein. Beeinflusst von August Bebel übernahm er nach seiner Hinwendung zur Arbeiterbewegung als verantwortlicher Verleger und Redakteur den Rheinboten, den er ab 1882 unter dem neuen Namen Der Volksfreund weiterführte.

Verlegertätigkeiten für die Sozialdemokratie waren nicht ungefährlich. Routiniert berichtete man beispielsweise am 18. Oktober 1890 in eigener Sache: „Unsere gestrige Nummer wurde abermal konfisziert […] In Druckerei und Expedition wurde Hausdurchsuchung vorgenommen.“

Das nach Eigenbezeichnung „[s]üdwestdeutsche Volksblatt“ berichtete über ein breites Themenspektrum: Neben Parteiarbeit für die SPD und wichtigen Themen der Sozialdemokratie durfte die Leserschaft ebenso lokale Meldungen erfahren, wie in einem Bericht über einen besonders dreisten Diebstahl am 17. Oktober 1890: „Der Dienstknecht Ferdinand Rabold in der Chemischen Fabrik in Rüppurr war von seiner Firma beauftragt, beim Bankier Strauß hier den Betrag eines Wechsels von 1000 M. zu erheben. […] Anstatt als ehrlicher Mensch das ihm geschenkte Vertrauen zu rechtfertigen, zog er es jedoch vor, das Geld für sich zu behalten und zu verduften. […]“

Der Volksfreund warf über seinen langen Erscheinungszeitraum immer wieder ein Schlaglicht auf das Verhältnis von SPD und Staat. 1890 noch das Ziel von Hausdurchsuchungen und Konfiskationen, folgte die Zeitung in der Ausgabe zu Beginn des Ersten Weltkriegs dem Narrativ des „aufgezwungenen Krieges“, um dann staatstragend am 11. November über die deutsche Revolution und das neue Baden zu berichten.

Zurück in der Heimat

Zu diesem Zeitpunkt war Adolf Geck schon lange nicht mehr Verleger des Volksfreunds. Gegen seinen Willen wurde dieser von der badischen Landespartei übernommen, ein Ereignis, das langfristig zu einem angespannten Verhältnis zwischen der badischen SPD und ihrem vielleicht prominentesten Mitglied führte. Allerdings setzte der Abschied vom Volksfreund auch Zeit und Energie für die Herausgabe einer gänzlich anderen Zeitung frei: 1899–1933 gab Geck in seiner Ortenauer Heimat D' r Alt Offeburger heraus, zu dem auch eine wöchentliche Beilages gehörte. D' r Alt Offeburger war in seiner Ausrichtung als parteipolitische Unterhaltungs- und Heimatzeitung vielleicht einzigartig in Deutschland.

D' r Alt Offeburger hielt für seine Leser eine große Spannbreite an Themen bereit. Geck druckte hier auch humoristische Gedichte aus eigener Feder ab; daneben gab es Berichte über wichtige lokale Ereignisse, wie die festlich begangene „Schiller-Ehrung“. Allerdings nutze Adolf Geck die von ihm verlegte Zeitung auch, um parteipolitische Fehden mit einer starken persönlichen Note auszutragen. Dazu gehörte seine Auseinandersetzung mit dem katholischen Zentrum, das im konfessionslosen Geck einen natürlichen Gegner erkannt hatte und gegen diesen im Badischen Beobachter heftig polemisierte.

Späte Jahre im Abseits

Trotz seiner herausgehobenen Stellung und großen Beliebtheit fehlte ihm, einem Mann mit vielfältigen – auch künstlerischen – Interessen, die Fähigkeit oder der Wille, in den innerparteilichen Konflikten der SPD seine Macht auch auszuüben. In den zahlreichen Auseinandersetzungen – zuerst um den Volksfreund und später im Rahmen der tiefgreifenden Gegensätze zwischen (M)SPD und USPD – gab Geck oft Positionen preis und verzichtete auf Einfluss und Macht. Spätestens ab 1924 sah sich Geck an den Rand gedrängt. Den umfangreichen Nachlass, in dem sich die vielschichtigen Interessen Adolf Gecks widerspiegeln, bewahrt das Generallandesarchiv Karlsruhe.

Hier geht's zu einem Eintrag zu Adolf Geck im Stadtlexikon Karlsruhe und hier zu LEO BW. Im Bestand der Badischen Landesbibliothek findet sich Literatur von und zu Adolf Geck.

Verwendete Literatur:

Geck, Adolf

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