2013

Neuerwerbung im Dezember: Osiander-Bibel

Ausgestellt ist die Osiander-Bibel. Die Bibel liegt geschlossen mit dem Buchrücken nach vorne auf rotem Samtstoff. Das Leder ist brüchig und mit schwarzer Schnurr geflickt links oben. Der Buchdeckel hat Messingbeschläge in den vier Ecken und ein geprägtes Muster.

Osiander-Bibel.
Badische Landesbibliothek, Sign. 112 C 75002 R

Die sogenannte Osianderbibel ist eine Lutherbibel, der ein umfangreicher Bibelkommentar des württembergischen Theologen Lukas Osiander d. Älteren (1534–1604) beigefügt wurde. Dieser ursprünglich in Latein abgefasste Kommentar ist hier in seiner deutschen Übersetzung enthalten. Illustrationen fehlen in dieser Ausgabe fast völlig, wohl um – ganz in protestantischer Tradition – nicht vom Wort Gottes abzulenken. Die hier gezeigte erste Ausgabe dieser Bibel in einem Band entstand 1650. Sie fand, kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, vor allem als Altarbuch in Pfarrkirchen Verwendung.

Gedruckt wurde die Osianderbibel vom in der Hansestadt Lüneburg ansässigen Verlag der Familie Stern. Dieser begann 1612 mit dem Druck von Bibeln und stellte über zwei Jahrhunderte hinweg über 70 Bibelausgaben in hohen Auflagen her. Zusammen mit der Druckerei Endter in Nürnberg galten die „Sterne“ als die besten Bibeldrucker Deutschlands.

Die Badische Landesbibliothek bedankt sich herzlich bei Frau Elisabeth Anders für dieses Geschenk, mit dem ein weiteres Stück der 1942 zerstörten Bibliotheksbestände ersetzt werden konnte (das im Krieg verbrannte Exemplar der BLB trug die Signatur Th II, 9,13).  

 

Neuerwerbung im November: Typographie: Kunst und Design im Buchdruckerhandwerk

Aufgeschlagen ist das Gedicht "Amore In Casa Della Modestia." von de Rossi mit einer Illustration von Tekeira auf der linken Seite.

Giovanni Gherardo de Rossi: Scherzi poetici e pittorici. Illustrator: Giuseppe Tekeira. Stecher: Francesco Rosaspina. – Parma: Bodoni, 1795.
Badische Landesbibliothek, Sign. 112 B 71247 R

Der „Fürst der Typographie“ Giambattista Bodoni (1740–1813) ist der bedeutendste Typograph des europäischen Klassizismus. Er entwickelte eine nach ihm benannte Antiqua mit streng symmetrischem Aufbau, die die europäische Schriftkultur des gesamten 19. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Die vielgerühmte Schönheit seiner Drucke resultiert neben der von Bodoni entworfenen Schrifttype aus seinem feinen Gespür für die Proportion, aus dem ausgewogenen Verhältnis der verschiedenen Elemente einer Seite. Auch das Papier ist stets sorgfältig gewählt.

Das hier gezeigte Beispiel seiner Kunst ist eine elegante Ausgabe von Gedichten des Giovanni Gherardo de Rossi (1754–1827). Bodoni druckte sie 1795 auf starkem Bütten mit viel Weißraum um Text und Illustrationen. Die Ausgabe gelangte, wie damals üblich, unbeschnitten in den Verkauf und wurde in einen schönen blauen Marmorpapiereinband gebunden. Den Epigrammen und Sonetten sind Kupferstiche in klassizistischer Manier beigegeben. Aufgeschlagen ist das Sonett „Die Liebe im Haus der Bescheidenheit“.

 

Neuerwerbung im Oktober: Reformationsdrucke

Aufgeschlagen auf rotem Samt liegt der Sammelband. Die linke Seite ist blank, auf der rechten ist ein Text und eine farbiges Bild.

Sammelband mit Schriften der Reformations- und Nachreformationszeit.
Badische Landesbibliothek, Sign. 113 E 2653 R

Passend zum Reformationstag am 31. Oktober konnte die BLB dank der Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg vor kurzem einen Sammelband mit Schriften der Reformations- und Nachreformationszeit erwerben. Er enthält insgesamt fünfzehn deutschsprachige Drucke, von denen die meisten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden und aus oberrheinischen Druckereien in Straßburg, Colmar und Basel stammen.

Die enthaltenen Texte sind unter anderen mehrere programmatische Schriften Martin Luthers, Übersetzungen lateinischer Texte zum (katholischen) Kirchenrecht sowie ein Druck des Karsthans, einer der meistgelesenen und wirkungsmächtigsten reformatorischen Flugschriften. Zahlreiche altkolorierte Holzschnitte ergänzen den wertvollen Band, der laut einem Besitzvermerk schon früh in Hohenlohe und damit auf baden-württembergischem Gebiet beheimatet war.

In der Vitrine im Hauptlesesaal ist die Titelseite von Martin Luthers Sermon oder Predig von dem ablasz vnd gnade aufgeschlagen, einer Flugschrift zu einem der Kernthemen der Reformation, dem Ablasshandel. Die vorliegende Ausgabe ist der frühe und sehr seltene Druck aus der Werkstatt des Pamphilus Gengenbach in Basel von 1518.

 

Neuerwerbung im September: „Ausweichungs-Tabellen“ von Philipp Joseph Frick

Ausgestellt in einer Vitrine liegt eine Ausgabe von Frick's "Ausweichungs-Tabellen".

Philipp Joseph Frick: Ausweichungs-Tabellen: Worinne gezeiget wird, wie man aus einer Tonart in einer andere, sie sey nahe, oder weit entfernet, geschwind übergehen könne; zum beliebigen Gebrauch für Clavier und Orgelspieler. Wien: Kurzböck, 1772.
Badische Landesbibliothek, Sign. M 25948 RH

Philipp Joseph Frick wurde 1742 in Willanzheim bei Würzburg geboren. Ab 1762 war er als Hoforganist im Dienst des Markgrafen von Baden-Baden in Rastatt angestellt. 1768 lernte er dort bei einem Gastspiel der Glasharmonikavirtuosin Marianne Davies das von Benjamin Franklin erfundene Instrument kennen und baute es gemeinsam mit Joseph Aloys Schmittbaur, der damals Kapellmeister in Rastatt war, nach.

Ab 1769 reiste er durch Deutschland und Europa und gab Konzerte auf einer von ihm selbst gebauten Glasharmonika. Außerdem bot er eigene Instrumente zum Verkauf an. Nach 1780 lebte Philipp Joseph Frick in London. Er gab das Glasharmonikaspiel auf und veröffentlichte einige musiktheoretische Abhandlungen, die z.T. in Neuauflagen bis in das 19. Jahrhundert hinein nachgedruckt wurden. Er starb 1798 in London. 

Sein Werk „Ausweichungs-Tabellen“ wurde zuerst 1772 in Wien gedruckt. Es gab zahlreiche spätere Auflagen.

 

Neuerwerbung im August: Dichter der Bukowina

Ausgestellt in einer Vitrine sind mehrere Briefe, Zeichungen und ein Tagebuch.

Rose Ausländer an Gerhart Baumann. Brief vom 24. November 1974.
Badische Landesbibliothek, Sign. K 3239 I, 6, 1

Rose Ausländer an Gerhart Baumann. Brief vom 28. Juni 1975.
Badische Landesbibliothek, Sign. K 3239 I, 6, 7

Helene Marcarover: Tagebuch.
Badische Landesbibliothek, Sign. K 3238, III

Helene Marcarover: Skizze und Aquarell.
Badische Landesbibliothek, Sign. K 3238, IV

Gleich zwei Nachlässe, die in letzter Zeit in die BLB kamen, betreffen ganz oder zu großen Teilen Künstler, die ihre Wurzeln in der Bukowina hatten, einer deutschsprachigen Region auf heute rumänisch-ukrainischem Gebiet, aus der zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele namhafte Dichter kamen.

Im Nachlass des Freiburger Germanisten Gerhart Baumann, der mit vielen von ihnen in Kontakt stand, finden sich Briefe von einigen dieser Dichter, darunter von Paul Celan, Immanuel Weissglas und die hier gezeigten sowie viele weitere von Rose Ausländer, die vor 25 Jahren starb.

Ebenfalls stark geprägt von ihrem langjährigen Aufenthalt in Czernowitz, von wo sie Anfang der 40er Jahre flüchten musste, war die Künstlerin Helene Marcarover. Nach ihrer Flucht verschlug es sie auf Umwegen ins nordbadische Tauberbischofsheim. Obwohl sie ihr ganzes Leben lang malte, zeichnete und dichtete, gelang es ihr im Gegensatz zu ihren berühmteren Zeitgenossen nicht recht, sich künstlerisch durchzusetzen. Die beiden hier gezeigten Dokumente stammen aus ihrem Nachlass, der sich ebenfalls in der BLB befindet.

 

Neuerwerbung im Juli: Wasseranalyse im 16. Jahrhundert

Ansicht der Erstausgabe und zweiten Ausgabe von "Pison".

Von Kalten, Warmen, Minerischen vnd Metallischen Wassern, sampt der vergleichunge der Plantarum vnd Erdgewechsen 10. Bücher / Durch Leonhart Thurneisser zum Thurn, mit grosser mühe vnd arbeit, gemeinem nutz zu gut an tag geben. Franckfurt an der Oder: Eichorn, 1572.
Badische Landesbibliothek, Sign. 112 B 71252 R1


Zehen Bücher von kalten, warmen, minerischen und mettalischen Wassern samt deren Vergleichung mit den Plantis oder Erdgewächsen / durch Leonhart Thurneissern zum Thurn ... an Tag gegeben. Straßburg: Zetzner, 1612.
Badische Landesbibliothek, Sign. 112 B 71251 R

Leonhart Thurneisser (1531–1596) war als Arzt, Astrologe, Arzneimittel- und Chemikalienfabrikant sowie als Buchdrucker in Berlin sehr erfolgreich. Er verstand sich als Alchemist in der magischen Tradition. Sein Hauptwerk „Pison“ war das erste wissenschaftliche Buch über Wasseruntersuchungen. Es enthält nach einleitenden Teilen über Wasser im allgemeinen einzelne Kapitel über deutsche Flüsse und ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften sowie die Beschreibung der Untersuchungsmethoden und der dazu nötigen Apparate.

Die Erstausgabe von 1572 war schon in der alten Karlsruher Hofbibliothek vorhanden und verbrannte 1942 zusammen mit 98% des Buchbestandes der Badischen Landesbibliothek. Sie konnte kürzlich wiederbeschafft werden. Aufgeschlagen ist das Portrait des Autors in blattgroßer Holzschnitteinfassung mit dem nebenstehenden Lobgedicht auf seine Kunstfertigkeit.

Die zweite Ausgabe, gedruckt in Straßburg 1612, wurde um eine Beschreibung des Heilbads in Seelbach (Ortenaukreis) ergänzt. Im heutigen badischen Luftkurort ist allerdings von Heilwasser nichts mehr bekannt.

 

Neuerwerbung im Juni: Musikhandschriften der Komponistin Ursula Euteneuer-Rohrer

Ausgestellt sind die ersten Partiturseiten der ersten beiden Sätze von Euteneuer-Rohrer, sowie ein paar Flyer zu einem Konzert.

Ursula Euteneuer-Rohrer: Symphonie des îles (2011). 5 Sätze für sinfonisches Blasorchester und Schlaginstrumente (4 Spieler). I Prélude du ciel, II Couleurs fantastiques, III Montagne des vaches, IV Le rouge sonor, V Lac mort – village englouti. Ausgestellt sind die ersten Partiturseiten der ersten beiden Sätze.
Badische Landesbibliothek, Sign. Mus. Hs. 1448, D, 10

Ursula Euteneuer-Rohrer arbeitet als Komponistin, Pianistin und Improvisationsmusikerin. Sie studierte an der Musikhochschule Karlsruhe Komposition und Musiktheorie bei Prof. Eugen Werner Velte sowie Klavier bei Prof. Valentin Rybing und Prof. Herbert Seidemann. Von 1993 bis 2012 unterrichtete sie als Lehrerin am Badischen Konservatorium Karlsruhe die Fächer Musiktheorie, Klavier und Komposition.

Sie gewann Preise und Stipendien auf internationaler Ebene. Ihre Werke wurden bisher in Deutschland, Frankreich, Mexiko, USA, Italien und Belgien aufgeführt und erschienen in mehreren Verlagen. Rundfunk-, Schallplatten- und CD-Produktionen, Konzertreisen und Publikationen zur Neuen Musik zeigen den großen Umfang ihrer künstlerischen Arbeit.

Ursula Euteneuer-Rohrer übergab in den Jahren 2012 und 2013 den größten Teil der bisher entstandenen Werke an die Badische Landesbibliothek. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Originale der Musikhandschriften. Die Werke stehen damit der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

 

Neuerwerbung im Mai: Gästebücher der Konzertdirektion Neufeldt

Ausgestellt in einer Vitrine sind zwei Gästebücher jeweils mit einem Eintrag von Wilhelm Furtwängler und einem Eintrag der Wiener Hofmusikkapelle, beidem ist ein Porträt bzw. Gruppenbild in schwarz-weiß beigelegt.

Gästebücher der Konzertdirektion Neufeldt. Band 7 (1938–1942) mit einem Eintrag von Wilhelm Furtwängler und Band 12 (1950–1953) mit einem Eintrag der Wiener Hofmusikkapelle.
Badische Landesbibliothek, Sign. K 3283

Kurt Neufeldt übernahm 1911 die Hofmusikalienhandlung und Konzertdirektion Hugo Kuntz. Bis 1952 betrieb er das Geschäft unter seinem Namen und prägte mit mehr als 2500 Veranstaltungen unter seiner Direktion das Karlsruher Musikleben. Das Spektrum war breit: Neufeldt engagierte die Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler, die Dresdener Hofkapelle unter Fritz Busch, den Komponisten Max Reger als Interpreten eigener Werke im Zusammenspiel mit der Meininger Hofkapelle, aber auch die Ausdruckstänzerinnen Mary Wigman und Gret Palucca, die Chansonsängerin Claire Waldoff, den Komödianten Theo Lingen und viele andere. Auch holte er Autoren zu Lesungen nach Karlsruhe, darunter auch Thomas Mann.

Die Gästebücher hat Neufeldt von Anfang an geführt. In ihnen hat sich die ganze europäische Prominenz der Musik, der Tanz- und Vortragskunst verewigt. Nun sollen sie in der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt werden, wo sie für die Forschung und die interessierte Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden.

Eva Quesenberry, die Tochter von Kurt Neufeldt, lebt heute in den USA. Bei einem Besuch in Karlsruhe übergab sie die Gästebücher der Badischen Landesbibliothek als Geschenk. Den Kontakt zu Eva Quesenberry stellte die bekannte Karlsruher Pianistin Prof. Sontraud Speidel her.

 

Neuerwerbung im April: Deutsche Gedenkhalle – ein historisches Geschichtsbuch

Ausstellungsansicht des Buches "Deutsche Gedenkhalle". Das Buch ist rot mit goldenen Prägungen. Der Schnitt ist dunkelrot.

Deutsche Gedenkhalle: Bilder aus der vaterländischen Geschichte. Schriftleitung: Julius v. Pflugk-Harttung. Leitung des illustrativen Teiles: Hugo von Tschudi. Veranstaltet von Max Herzig. Berlin: Verlags-Anstalt „Vaterland“, [1907].
Badische Landesbibliothek, Sign. 113 C 10 RE 

Die Gedenkhalle mit dem Untertitel Bilder aus der vaterländischen Geschichte ist eine Darstellung der Geschichte Deutschlands von der Zeit der Germanen bis zu Kaiser Wilhelm II., in dessen Regierungszeit sie entstand, nämlich 1907. Das Werk erfreute sich großer Beliebtheit und wurde jahrzehntelang immer wieder neu aufgelegt. Das lag wohl nicht zuletzt an der aufwändigen Ausstattung: Zu den mit vielen Ornamenten verzierten Textseiten kam eine Vielzahl ganzseitiger Illustrationen, die mit großer Detailfreude Szenen der Geschichte zeigen, etwa die Schlacht im Teutoburger Wald, den Gang nach Canossa oder die Gefangennahme Luthers.

Die Texte stammen von Autoren, die zu ihrer Zeit als Koryphäen galten, auch wenn ihre Sicht der Geschichte mittlerweile größtenteils überholt ist. Unter ihnen finden sich Namen wie Friedrich Meinecke, Carl Schuchardt oder Felix Dahn, der heute hauptsächlich noch als Autor des Romans „Ein Kampf um Rom“ bekannt ist.

Das gezeigte Buch ist eine besonders reich ausgestattet Prachtversion der Erstausgabe. Neben den goldfarbenen Verzierungen des Einbands besteht die Besonderheit dieser Ausgabe darin, dass die Illustrationen an den passenden Stellen direkt eingebunden und nicht, wie bei den meisten anderen Ausgaben des Werks, als Mappe lose beigegeben wurden.

 

Neuerwerbung im März: Georg Friedrich Händel: Der Messias in der Bearbeitung von W.A. Mozart

Aufgeschlagen ist Händel's Oratorium auf rotem Samt.

F. G. Händel's Oratorium „Der Messias“: nach W. A. Mozart's Bearbeitung; [Teil 1–3]. – Partitur. – Leipzig: Breitkopf & Härtel, [1803]. – RISM A/I H 723.
Badische Landesbibliothek, Sign. M 26001 RH

Georg Friedrich Händel komponierte das Oratorium „Messiah“ im Jahr 1741. Wolfgang Amadeus Mozarts Bearbeitung und Aufführung des Werks im Jahr 1789 gilt als Höhepunkt in der Auseinandersetzung des Wiener Klassikers mit der Barockmusik. Die Badische Landesbibliothek hat die Partitur aus dem Jahr 1803 nun als Geschenk erhalten.

Wolfgang Amadeus Mozart beschäftigte sich seit 1782 mit den Werken barocker Komponisten. Ein Kreis musikinteressierter Adliger um seinen Mäzen Gottfried van Swieten beauftragte ihn mit der Überarbeitung von Händel-Kompositionen. Mozarts Bearbeitungen mussten auf den veränderten Musikgeschmack Rücksicht nehmen. Bei Händel hatten Bibelpassagen in einer englischsprachigen Zusammenstellung als Text gedient, die Besetzung bestand aus Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor und Orchester. Mozart stärkte im Orchester die Holzbläser, änderte freizügig die Arien und nutzte Christoph Daniel Ebelings (1741–1817) deutsche Übersetzung der englischen Bibelpassagen als Text. Mozarts Bearbeitung des „Messias“ geht über eine Anpassung der Komposition an die zeitgenössischen Aufführungsbedingungen weit hinaus und kann als seine persönliche Interpretation des Werkes verstanden werden. Dies erscheint heute als eigenmächtig, war es aber keinesfalls für Mozart und seine Zeitgenossen.

Im deutschen Sprachraum galt Mozarts Bearbeitung des „Messias“ im 19. Jahrhundert als die verbindliche Fassung. Sie erschien 1803 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig im Druck. Für viele Jahre blieb diese Edition die einzige deutschsprachige Ausgabe des „Messias“ und bestimmte die Überlieferung.

Die Badische Landesbibliothek erhielt die Partitur im Jahr 2013 als Geschenk von Frau Anne Kern, aka-musikverlag Karlsruhe. Die Partitur stammt aus dem Besitz ihres Großvaters Eugen Walter, der von 1936 bis 1952 als Chordirektor am Münster zum Heiligen Kreuz in Schwäbisch Gmünd wirkte. Am 20. März 1921 führte er den Messias erstmals mit dem „Walterquartett“ auf.

 

Neuerwerbung im Februar: Prachtwerk aus dem 18. Jahrhundert über Pilze

Ausstellungsansicht von Band 3 und 4. Der Buchumschlag ist Beige und der Schnitt ist Rot.

D. Iacobi Christiani Schaefferi ... Fvngorum qvi in Bavaria et Palatinatv circa Ratisbonam nascvntvr icones nativis coloribvs expressae.

Band 3: Ratisbonae: Schäffer, 1770.
Badische Landesbibliothek, Sign. 113 F 1, 3 R

Band 4: Ratisbonae: Schäffer, 1774.
Badische Landesbibliothek, Sign. 113 F 1, 4 R

Zwei Bände eines Prachtwerks aus dem 18. Jahrhundert über Pilze gelangten kürzlich zurück in die BLB. Sie wurden vermutlich vor mehr als hundert Jahren aus der damals noch Großherzoglichen Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe entliehen und kamen nun dank der alten Bibliotheksstempel hierher zurück. Da der historische Buchbestand der Bibliothek beim Luftangriff des 3. September 1942 fast vollständig vernichtet wurde, ist die Rückkehr dieser Bände ein ganz besonderes Ereignis für die BLB.

Ursprünglich erschien das Werk in den Jahren 1762 bis 1774 in vier Bänden, von denen die Bände 3 und 4 nun wieder in die BLB zurückkamen. Es handelt sich um ein Kupferstichwerk, in dem die Pilze Bayerns rund um Regensburg und der Oberpfalz beschrieben und abgebildet sind. Die vier Bände enthalten über 330 kolorierte Kupferstichtafeln, die verschiedene Entwicklungsstadien der beschriebenen Pilze naturgerecht abbilden, ebenso die zugehörigen Sporen.

Das Werk wurde verfasst vom Regensburger Pfarrer Jacob Christian Schaeffer (1718–1790), einem der bedeutendsten Naturwissenschaftler seiner Zeit – kein Wunder also, dass auch die badischen Markgrafen die meisten seiner Werke besaßen.

 

Neuerwerbung im Januar: Le monde en estampes

Aufgeschlagen ist die Neuewerbung auf einer Seite mit der Zeichnung von einem Stachelschwein.

Le monde en estampes: choix de descriptions monumentales, d'articles litteraires, de géographie, d'histoire, d'histoire naturelle, No. 1–26, Carlsruhe: Müller 1832.

Die Welt in Bildern: Auswahl an Beschreibungen von Bauwerken, literarischen, geographischen, historischen und naturgeschichtlichen Artikeln, Nr. 1–26, Carlsruhe: Müller 1832.

Erschienen nur der erste Band.
Badische Landesbibliothek, Sign. 112 B 75024 R.

Christian Friedrich Müller (1797–1821) hatte mit der Eröffnung seiner Buchhandlung in Karlsruhe den Grundstein für den ältesten badischen Verlag gelegt, der noch heute unter dem Namen seines Gründers besteht. Das ist der mittlerweile bei der Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH in Heidelberg angesiedelte Verlag C. F. Müller.

Ähnlich wie bei den Bemühungen um eine eigene hebräische Druckerei war die bereits ansässige Konkurrenz, nämlich Schmieder und Macklots Erben, mit allen nur erdenklichen Machenschaften gegen C. F. Müller vorgegangen. Sie hatten aber die Erteilung eines Privilegs am 1. September 1797 nicht zu verhindern vermocht. Damit war die bis heute als solche angesehene Geburtsurkunde des Verlags C. F. Müller ausgestellt.

 

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