Nützlich!?
Ressource, Freizeitspaß oder Lebenspartner
Tiere wurden und werden zur Bedürfnisbefriedigung des Menschen genutzt. Als Nutztiere in der Landwirtschaft halfen sie bei der Bewirtschaftung der Felder und sind bis heute für viele eine wichtige Nahrungsquelle. Neben Fleisch werden auch andere tierische Produkte, allen voran Fell, Wolle und Leder, handwerklich weiterverarbeitet. Die gesteigerte Nachfrage nach Tierprodukten führte zur Massentierhaltung, deren teils schlechte Bedingungen von Tierschützern angeprangert werden. Lebensweisen wie Veganismus fordern daher den Verzicht auf tierische Produkte und bedienen sich alternativer Lebensmittel und Materialien.
Auch in anderen Bereichen nutzt der Mensch das Tier vorrangig für das eigene Vergnügen. Pferde dienten als Transportmittel, und bis heute ist das Reiten für viele ein wichtiger Teil der Freizeitgestaltung. In Turnieren beweisen seit der Antike Mensch und Tier gleichermaßen ihre Fähigkeiten.
Der Lebensraum von Wildtieren in der freien Natur wird durch Eingriffe des Menschen weiter bedroht. Die Jagd ist schon immer Teil der Beziehung des Menschen zu Tieren gewesen. Früher vor allem zur Nahrungsfindung überlebenswichtig, wird die Jagd heute zur Eindämmung ungewollter Populationen oder zur Freizeitgestaltung praktiziert.
Im häuslichen Umfeld werden Tiere Begleiter des Menschen und dabei zum Teil vermenschlicht: Sie erhalten Kleidungsstücke, Spielsachen und treten sogar in Social Media-Netzwerken mit eigenen Profilen auf. Die Industrie hat das Gewinnpotential in diesem Wirtschaftszweig erkannt: Produkte für Tiere finden reißenden Absatz.
Wilhelm Hengst / Rudolf Schmidt – Das Fleisch unserer Schlachttiere
Leipzig: Grieben, 1894, Badische Landesbibliothek, 98B 76986 RH
Leipzig: Grieben, 1894, Badische Landesbibliothek, 98B 76986 RH
Der Mensch nutzt Tiere als Nahrungsquelle. Die ausgestellte Mappe mit „sechszehn nach der Natur aufgenommenen Farbendrucktafeln“ zeigt exemplarisch Teile von Rind, Schaf und Schwein, die für den Verzehr genutzt werden. Die Ziffern auf der Übersichtstafel B kennzeichnen die einzelnen Körperteile. Im 21. Jahrhundert werden Nahrungsmittel aus Tieren verstärkt hinterfragt. Das Bundeszentrum für Ernährung gibt in einer repräsentativen Umfrage im Ernährungsreport 2023 an, dass immer weniger Befragte täglich Fleisch- und Wurstwaren essen. Tafeln wie diese sind dennoch bis heute im Gebrauch, um die verschiedenen Fleischqualitäten zu verdeutlichen (zum Digitalisat).
Jean Bungartz – Geflügel-Album, Abth. 1: Hühner
Lechenich: Bungartz, 1885, Badische Landesbibliothek, 98 B 77251 RH
Jean Bungartz (1854–1934) arbeitete als Tiermaler, Illustrator und Fotograf. Wie auf dem Titelbild der Mappe angegeben, war er Besitzer „von über 40 Staats-, gold., silb. Medaillen“ und zugleich Ehren-Mitglied des Bergischen Geflügelzüchter-Clubs. Seine persönlichen Kenntnisse der Geflügelzucht halfen ihm bei der exakten Darstellung „nach der Natur“. Als Modell dienten ihm bei Ausstellungen ausgezeichnete Preisvögel. Mit dieser Veröffentlichung sollte ein Desiderat geschlossen werden: die farbgetreue Wiedergabe des Federkleides der einzelnen Vogelarten. Die 60 Farbtafeln sind mit den Trivialnamen der Vögel in Deutsch, Englisch und Französisch versehen (zum Digitalisat).
Josef Richard Sobitschka – Entstehung und Gebrauch des Handschuhes
Prag: Haase, 1906, Badische Landesbibliothek, 85 B 610
Der Mensch ist von Natur aus fast vollständig nackt und schmückt sich daher mit dem Fell oder der Haut anderer Lebewesen. Leder ist ein beliebter Rohstoff der Modeindustrie. Der Prager Industrielle Josef Richard Sobitschka (1854–1940) stellte Handschuhe aus Glacéleder her, wie sie bisweilen auch heute noch zu Frack oder Smoking getragen werden. Sobitschka beschreibt die Geschichte des Handschuhs von den frühen „Höhlenbewohnern“ bis in das 20. Jahrhundert. Ein Überblick über die Handschuhproduktion in den europäischen Ländern und Abbildungen von Handschuhen berühmter Personen ergänzen den Text (zum Digitalisat).
Georg Friedrich Tscheulin – Die Pferde-Zucht
Karlsruhe: Müller, 101828
Badische Landesbibliothek, O 42 A 756
„Das Pferd ist unstreitig das edelste, schönste und nützlichste Thier, welches sich der Mensch unterworfen hat“ – so beginnt Georg Friedrich Tscheulin (1763–1840) seine Publikation zur Pferdezucht. Er war Tierarzt und ab 1804 als Hoftierarzt in Karlsruhe tätig. Dort unterrichtete er auch an der „Thierarzneischule zu Karlsruhe“ und veröffentlichte zahlreiche Bücher zu Krankheiten bei Tieren. Das Buch ist als Gespräch aufgebaut, das dem Pferdezüchter die wichtigsten Informationen fachgerecht zusammenfasst, und enthält eine schematische Zeichnung eines Pferdes mit den einer entsprechenden Begriffslegende.
Thomas Armbruster / Wolf Brodauf / Gerhard Schröder – Schwarzwälder Kaltblut. Geschichte und Geschichten
St. Märgen: Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft e.V., 22016
Badische Landesbibliothek, 117 B 706
Das „Schwarzwälder Kaltblut“ ist eine alte Pferderasse, deren Zuchtgeschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Der Name bezieht sich auf die Region, in der die für schwere Waldarbeit gezüchteten Tiere eingesetzt wurden. Die ersten Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaften wurden Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Durch die Motorisierung der Land- und Forstwirtschaft kam es zu einem Rückgang der Zahl der Pferde. Heute steht diese Pferderasse auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutz-tierrassen in Deutschland.
Adolf Graf Gyulai – Zum Kauf des Traberhengstes Alcandre
Handschrift, Wien, 1896, Badische Landesbibliothek, Cod. Karlsruhe 3293 I 2
Der Prachtband stammt aus der ehemaligen Schlossbibliothek Baden-Baden, die seit 1995 in der Badische Landesbibliothek aufbewahrt wird. Die reprografierte Handschrift gelangte wohl als Geschenk an den badischen Hof. Darin beschreibt der am österreichischen Hof bekannte Graf Adolf Gyulai Zuchtbedingungen und den Ankauf des Hengstes Alcandre. Für Trabrennen wurden schöne und schnelle Wagenpferde „von Masse, willigem Temperament und schöner Farbe“ bevorzugt. Den hohen Preis von 8.000 Dollar begründet er mit dem hervorragenden Zuchtstammbaum sowie im Aussehen des Pferdes. Der Handschrift beigefügt ist ein Hufeisen.
Antoine Pluvinel – Maneige royal
Paris: Crispian de Pas, 1624, Badische Landesbibliothek, 42 C 30 RH
Antoine Pluvinel (1555–1620), französischer Reitpädagoge und Reitlehrer von Ludwig XIII. (1601–1643), war einer der wichtigsten Vertreter einer gewaltfreien Dressur. Er vertrat die Ansicht, dass Pferde nur durch Lob und Geduld zur Mitarbeit gebracht werden können. Posthum erschien sein „Manège Royal“, in dem seine Theorien in Form eines Gesprächs zusammengefasst sind. 60 großformatigen Radierungen im Tiefdruckverfahren zeigen verschiedene Szenen einer Reitschule. Sie stammen vom Zeichner und Kupferstecher Crispin de Passe dem Jüngeren (1593/94–1670), der von 1617 bis 1630 an der Schule Pluvinels tätig war (zum Digitalisat).
Georg Rüxner – Turnierbuch
Simmern: Rodler, 1530
Badische Landesbibliothek, 42 C 39 RH
Georg Rüxner, der um 1500 herum lebte, widmete sein Turnierbuch dem Pfalzgrafen Johann II. von Simmern (1492–1557). Zwar wurde es bereits von Zeitgenossen häufig zitiert, doch geht die moderne Forschung davon aus, dass nur ein Teil der beschriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefunden hat. Die ersten 14 Turniere sind wohl frei erfunden und dienten dem Zweck, die adelige Turnierberechtigung zu legitimieren. In der prachtvoll ausgestatteten Erstausgabe von 1530 werden insgesamt 36 Turniere beschrieben. Sie enthält hochwertige Holzschnitte mit Goldhöhungen. Bekannt sind heute drei zusätzliche Auflagen aus den Jahren 1532, 1535 und 1537.
Jacques Le Moyne de Morgues – Der ander Theyl der Newlich erfundenen Landtschafft Americae von dreyen Schiffahrten
Frankfurt: Feyerabend für de Bry, 1591, Badische Landesbibliothek, 54 B 54 RH
Der französische Kartograf und Illustrator Le Moyne (um 1533–1588) war Besatzungsmitglied der zweiten Expedition des französischen Abenteurers Jean Ribault (1520–1565), der 1562 die französische Kolonie in Florida gründete. Er ist vor allem für seine Darstellungen der Einwohner Amerikas bekannt. Die Kupferstiche wurden allerdings wohl von Thédore de Bry (1528–1598) angefertigt. Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass sich unter den Leibern der Hirsche links Menschen verstecken – eine geschickte Jagdstrategie (zum Digitalisat).
Alfred Kubin – Wilde Tiere
München: Hyperion, 1920 (Reproduktion), Badische Landesbibliothek, 74 C 10 RB
Der österreichische Illustrator und Autor Alfred Kubin (1877–1959) war Mitbegründer der Neuen Künstlervereinigung München und beteiligte sich an Ausstellungen des Blauen Reiters. Sein Werk umfasst zahlreiche Buchillustrationen, Mappenwerke und Federzeichnungen. Die hier gezeigte Zeichnung kehrt das Thema der Jagd um. Nicht der Mensch ist tödlicher Feind des Tieres, sondern der Eisbär beherrscht die Blatt. In schnellen, kräftigen Strichen skizziert Kubin die dramatische Szene: Während links zwei Männer versuchen, das wilde Tier mit Schusswaffen zu bändigen, hat der Bär seine rechte Tatze um den leblosen Körper eines Angreifers geschlungen.
A. Biermann und … Oderfeld – Neuestes illustrirtes Jagdbuch
Leipzig: Neumeister, 1861
Badische Landesbibliothek, 98 B 83915
Die Publikation im handlichen Format richtet sich an Jäger und Jagdliebhaber: „Die Jagd gehört bekanntlich zu den sogenannten noblen Passionen der vornehmen Welt, findet aber auch in dem gesammten Volke zahlreiche […] Freunde und Begehrer“ (S. V). Zugleich kritisieren die Autoren die Unwissenheit vieler Jagdanfänger, gegen die sie mit dieser Schrift vorgehen wollen. Das Jagdbuch enthält „Erfahrungen und Anweisungen zu einem rationellen Betriebe der Mittel- und Niederjagd“ und gibt einen Überblick der damals üblichen Jagd- und Fangmethoden. Die 76 Abbildungen illustrieren den Text und zeigen beispielhaft den Aufbau von Fallen.
Ernst Fröhlich und Victor Adam – Jagderinnerungen
Mannheim: Artaria & Fontaine, 1836, Badische Landesbibliothek, 119 C 52 R
Mannheim: Artaria & Fontaine, 1836, Badische Landesbibliothek, 119 C 52 R
Die zwei Grafiken aus der Mappe „Jagderinnerungen“ zeigen Szenen der Jagd, bei der zugleich idyllische Natur und tödliche Verfolgungsjagd gegeneinander konkurrieren. Der zweisprachige Erscheinungsvermerk auf Französisch und Deutsch verweist auf einen internationalen Absatzmarkt. Das Blatt zur Entenjagd zeigt zwei mit Gewehren ausgerüstete Jäger in ihrem Boot, während im Vordergrund ein dritter sich von seinem Hund die erlegte Beute bringen lässt. Bei der Treibjagd verfolgt eine energische Hundemeute einen Keiler, während der Jäger bereits sein Gewehr im Anschlag hält. Ernst Fröhlich (1810–1882) war selbst begeisterter Jäger (zum Digitalisat).
Johann Elias Ridinger – Die edle Jagdbarkeit
Lange war der Wolf in Deutschland ausgerottet. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind erste Populationen wieder nachweisbar. In aktuellen Debatten wird der Artenschutz den Kosten gegenübergestellt, die beispielsweise durch das Reißen von Schafen verursacht werden. Der hier gezeigte Kupferstich von Johann Elias Ridinger (1689–1767) zeigt „wie man den Wolf mit den Netzen fängt“. Ridinger gründete 1717 in Augsburg einen Kunstverlag, in dem zahlreiche seiner Werke erschienen. Dieses Faksimile der Augsburger Ausgabe von 1729 enthält 18 Kupferstiche des Künstlers.
Jean Bungartz – Der Kriegshund und seine Dressur
Leipzig: Twietmeyer, 1892, Badische Landesbibliothek, 98 B 95249
Der Illustrator Jean Bungartz (1854–1934) gründete 1893 den Deutschen Verein für Sanitätshunde, den er bis 1909 leitete. Er schaffte damit die Basis für das heutige Rettungshundewesen. Auch bildete er selbst Hunde aus, die er an das rote Kreuz weitergab. Die vor über 15.000 Jahren aus Wölfen gezüchteten Tiere sind dem Menschen ein wichtiger Begleiter. Hunde zählen nicht nur zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland, sie unterstützen auch in der Therapie, assistieren als Blindenhunde oder dienen als Spürhunde. In seiner Publikation zeigt der Autor exemplarisch, wie es gelingen kann, den Hund entsprechend den eigenen Bedürfnisse zu dressieren (zum Digitalisat).
Georges Louis Le Clerc de Buffon – Histoire naturelle, générale et particulière
Deux-Ponts: Sanson, 1786
Badische Landesbibliothek, 56A 1056,2,1
Der französische Naturforscher Georges Lous le Clerc de Buffon (1707–1788) beschäftigte sich mit der zoologischen Klassifikation. Ab 1749 brachte er seine 44 Bände umfassende Naturgeschichte heraus. Band 1 der Vierfüßler („Quadrupèdes“) beschreibt Haustiere. In der Einleitung kritisiert er den Umgang mit domestizierten Tieren: Sie seien Sklaven, die der Belustigung dienten, derer man sich bediene und die ihr natürliches Verhalten verloren hätten, denn das Tier gehorche in der Natur nur den Bedürfnissen und dem Freiheitsdrang (S. 5). Die hier gezeigte Tafel 12 stellt einige Hunderassen vor, darunter auch den sogenannten „Löwenhund“ (Nr. 3) mit besonders prächtiger Mähne.
Jean Bungartz – Illustriertes Katzenbuch
Berlin: Parey, 1896, Badische Landesbibliothek, 98 B 90356
Das Ranking der beliebtesten Haustiere Deutschlands führt seit Jahren unangefochten die Katze an (Statista, 2022). Im alten Ägypten waren Katzen heilig und wurden zugleich als Familienmitglied geschätzt. In der Kunst ist die Katze ein Symbol der Weiblichkeit und Erotik. Die Publikation gibt einen Überblick zu Rassenbeschreibung, Zucht, Pflege, Fütterung und Krankheiten. Die Abbildungen zeigen verschiedene Katzenrassen, die entweder ruhig im häuslichen Umfeld liegen, jagen oder mit entsprechenden Accessoires, etwa einem Wollknäuel, dargestellt sind. Wer heute keine eigene Katze besitzt, kann in Katzen-Cafés die Gesellschaft der kuscheligen Tieren suchen (zum Digitalisat).
Gustav Mann – Naturgeschichte der reißenden Thiere
Stuttgart: E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung und Druckerei, 1857, Badische Landesbibliothek, 118 E 3271
Gustav Mann stellt in dieser Publikation vermeintliche Ahnen unserer Hauskatze vor: Tafel 14 zeigt die „wilde Katze“, die in europäischen Wäldern beheimatet ist, aber kein Vorfahre der Hauskatze ist. Die Freundschaft zwischen Mensch und Katze entstand wohl aus reinem Opportunismus: Denn die Katze jagte dort, wo es für sie am einfachsten war. Angelockt von Nahrungsresten, fanden sich bei Menschensiedlungen vermehrt Mäuse, die Katzen wiederum als Beute dienten. Die Katzen gewöhnten sich an den Menschen, doch brauchen sie ihn zum Überleben eigentlich nicht. Katzen gelten bis heute als eigenwillig Haustiere (zum Digitalisat).
Josef Melling – Bellamina, Schoßhündchen der Markgräfin Karoline Luise von Baden
Pastell auf Papier, vor 1774, 54,5 x 45 cm (Reproduktion)
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 2940
Josef Melling (1724–1796) war bis 1774 Hofmaler und Zeichenlehrer der Karoline Luise von Baden (1723–1783). Dieses signierte Porträt ihres King-Charles-Hündchens weist auf die Stellung von Lieblingstieren in der höfischen Gesellschaft ihrer Zeit hin: Sie wurden umsorgt, galten als Familienmitglied und durften auf hochwertigen Samtkissen Platz nehmen. Dank des Inventars ist der Name der Hündin, Bellamina, bekannt. Karolin Luise erwähnte die Hundedame auch in Briefen und fertigte selbst Zeichnungen an. Das Tier richtet den Blick zu den Betrachtenden und scheint zum Spiel aufzufordern.
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