Der Pflege eine Stimme geben – Studierende der Pflege bewerben ihren Beruf mit kreativen Videoclips
Eine Kooperation der DHBW Karlsruhe mit der Badischen Landesbibliothek
Liane Meyer (Gastautorin) und A. Fischer 26.3.2024 17.42 Uhr
DOI: https://doi.org/10.58019/ygqw-7h47
Im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung zwischen der Badischen Landesbibliothek (BLB) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) entwickelten Studierende der Angewandten Gesundheits- und Pflegewissenschaften eine innovative Perspektive auf ihren Beruf: Während eines mehrtägigen Workshops in der Lernwerkstatt der BLB unter Anleitung des Medienpädagogen A. Fischer und der wissenschaftlichen Begleitung von Professorin Dr. Liane Meyer entstanden zwei beeindruckende Videoclips. Diese informativen und kreativen Kurzvideos geben Einblicke in die Vorzüge des Pflegestudiums an der DHBW Karlsruhe und fokussieren die positiven Aspekte des Pflegeberufes, dabei setzen sie sich aktiv mit Vorurteilen auseinander.
Kooperation von DHBW Karlsruhe und BLB
Erste Überlegungen entstanden im Zuge einer Veranstaltung zum wissenschaftlichen Arbeiten, in deren Rahmen DHBW-Studierende des ersten Semesters und ihre Professorin die BLB besuchten und dort die 2022 neu eingerichtete Lernwerkstatt kennen lernten (siehe hierzu auch den Blogbeitrag zur Lernwerkstatt). Daraus kristallisierte sich die Idee, für die im Pflegestudium stattfindende Lehrveranstaltung „Präsentieren und Moderieren“ diese Lernwerkstatt zu nutzen.
Die Lernwerkstatt der BLB
Die Lehrveranstaltung zielt darauf ab, Studierenden zu vermitteln, wie sie Ergebnisse in der Pflege visuell präsentieren können. Dabei werden nicht nur geeignete Moderationsformen und der Umgang mit Gruppendynamiken vorgestellt, sondern auch die Bedeutung der Zielgruppen und des Kontextes bei der Visualisierung, der Präsentation und der Moderation betont. Dieser Kompetenzerwerb stand unter dem inhaltlichen Slogan „Der Pflege eine Stimme geben“. Damit sollten die Studierenden die Möglichkeit erhalten, ihre positive Sicht auf den Pflegeberuf sowie das Pflegestudium an der DHBW Karlsruhe zu veranschaulichen.
Im Laufe der Lehrveranstaltung arbeiteten die Studierenden zunächst die positiv erlebten Tätigkeiten im Pflegeberuf heraus. In einem zweiten Schritt verständigten sie sich auf konkrete Botschaften und Zielgruppen, die sie im Rahmen des Workshops weiter bearbeiteten. Daraus resultierten zwei Schwerpunkte für die Videoproduktionen: a) die positiven Seiten des Pflegeberufs aus der Sicht von Pflegestudierenden hervorzuheben und b) das Pflegestudium an der DHBW Karlsruhe vorzustellen.
Die DHBW-Pflegestudierenden bei der Themenentwicklung für die Videoproduktion
Unsere heutige und noch stärker die zukünftige Arbeitswelt wird entscheidend von der Fähigkeit beeinflusst, auditive und visuelle Medien zu erstellen. Praktische Grundkenntnisse der Medienbearbeitung und ein theoretisches Verständnis der Bearbeitungstechniken spielen hierbei eine essenzielle Rolle. Diese Fertigkeiten ermöglichen nicht nur die Erstellung von Medien, sondern auch die bessere Integration zukünftiger Entwicklungen im Bild- und Videobereich mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in individuelle Workflows. Selbstverständlich kann in der kurzen Zeitspanne einer Lehrveranstaltung keine umfassende professionelle Expertise erworben werden – auch kein tiefgehendes theoretisches Grundgerüst entstehen. Dennoch war es möglich, eine Basis zu legen, auf der die Studierenden im Selbststudium und durch weitere Workshops aufbauen können. Dazu wurden klare Leitlinien und Zwischenziele im Vorfeld definiert sowie die benötigte Hard- und Software eruiert.
Ablauf der Kooperationsveranstaltung
Phase 1: Ideenentwicklung
Die Studierenden begannen mit der Entwicklung einer Idee für ein Teaservideo für die Social-Media-Kanäle der DHBW Karlsruhe. Die Länge wurde auf maximal 90 Sekunden begrenzt. Der Workshop unterstützte die Entwicklungsphase mit einem praktisch-theoretischen Einstieg in grundlegende Anforderungen an ein Storyboard und der Bereitstellung eines Basislayouts zum Erstellen der Story.
Die DHBW-Pflegestudierenden bei der Entwicklung eines Storyboards
Nach Fertigstellung der Storyboards wurden diese auf ihre technische Umsetzbarkeit hin begutachtet. Innovative Ansätze und Problemstellen wurden gemeinsam diskutiert und egalisiert. Die Studierenden entschieden sich dafür, zwei Videos zu erstellen: Sie wollten einerseits mit einigen Vorurteilen über die Pflege aufräumen. In einem zweiten Projekt sollte es andererseits darum gehen, dass man Pflege auch als Ausbildungsberuf und gleichzeitiges Studium, also als ausbildungsintegriertes Studium, absolvieren kann, wie das abläuft und welche Vorteile das ermöglicht.
Phase 2: Umsetzung
Aufbauend auf den Storyboards erhielten die Studierenden eine Schulung zur Medientechnik. Die Umsetzung der Videoideen erforderte eine intensive Gruppenarbeit. Trotz mangelnder Vorkenntnisse arbeiteten die Gruppen effektiv zusammen und nutzten die Lernwerkstatt sowie das Media-Studio innovativ. Sämtliche Technik wurde in den Gestaltungsprozess integriert, was eine spannende Annäherung an die neue Technik bedeutete. Nach den Videodreharbeiten erfolgte eine Reflexion der bisherigen Arbeitsschritte und es gab Raum für aufgekommene Fragen.
Die DHBW-Pflegestudierenden bei der Umsetzung ihrer Storyboards
Phase 3: Produktion
Für den Workshop kamen das Media-Studio der Lernwerkstatt mit Beleuchtungstechnik, ein Zoom H4 Audiorekorder, iPads, eine Sony Alpha 6400-Videokamera, ein Mikrofon von Rode, Videoschnitt-PCs von Alienware und die Editing Software DaVinci Resolve zum Einsatz. Alle genannten Soft- und Hardwarelösungen sind im BLB-Bestand vorhanden und können auch unabhängig von einem Workshop von den Nutzerinnen und Nutzern der BLB kostenfrei verwendet werden.
Phase 4: Postproduktion
Die Postproduktion war nicht nur eine Phase der Nacharbeit und des Justierens, sondern auch des Zusammenfügens. Erstmals wurden sämtliche erstellten Medientypen auf einen der Videoschnitt-PCs der Lernwerkstatt übertragen und miteinander kombiniert. Die Studierenden erhielten einen komprimierten und praxisorientierten Einstieg in den Videoschnitt und die Audiobearbeitung mit DaVinci Resolve, sodass sie sich selbstständig dem Editieren der erstellten Mediendaten widmen konnten.
Die DHBW-Pflegestudierenden bei der Bearbeitung der erstellten Mediendaten
Die Postproduktion ist im Filmwesen dafür bekannt, Patzer in der Produktion mit schonungsloser Offenheit ans Licht zu bringen. Tatsächlich zeigte sich auch bei einer Gruppe, dass einige der erstellten Audiodateien aufgrund mangelnder Auspegelung bei der Aufnahme nicht verwendet werden konnten. Lösbar war dieses Problem nur durch die erneute Aufnahme der benötigten Audiodaten, was für die Arbeitsgruppe einen spürbaren Rückschlag bedeutete. Dies stellte jedoch einen wichtigen Lernfaktor dar, da terminierte Medienproduktionen fast immer knapp kalkuliert sind und Zeit ein kostbares Gut darstellt.
Reflexion
In einer abschließenden Reflexionsrunde äußerten sich die Studierenden äußerst positiv über den Workshop. Sie fühlten sich befähigt, nun selbstständig kleinere Medienproduktionen zu planen und Video- und Audiodaten zu editieren.
„Ich fand es jetzt mal interessant, auch ein paar andere Skills kennenzulernen, so wie man ein Video aufbaut, (…) wenn man dann vielleicht selber mal später irgendwie so einen kleinen Imagefilm drehen soll. (…) so etwas professioneller aufzuziehen.“ (O-Ton Student)
Im Pflegestudium liegt ein Schwerpunkt auf der Entwicklung von Rhetorik und Präsentationsmethoden, um die eigene Überzeugungskraft zu stärken und Teamentscheidungen zu beeinflussen. Im Workshop wurden Studierende dazu angeregt, anhand ihrer Zielgruppe und der ausgewählten Situation passende Darstellungsmethoden zu wählen, um Interesse sowohl für den Pflegeberuf als auch für das Pflegestudium zu wecken:
„Ich fand es jetzt auch relativ wertvoll (…), dass wir auch wissen, wie wir das vermitteln können, was uns wichtig ist.“ (O-Ton Studentin)
Ein anderer Student äußerte sich wie folgt: „Und, dass man sich mal Gedanken darübermacht, wie man die Pflege wirklich darstellt und ordentlich vertritt für die Öffentlichkeit oder andere Zielgruppen“, sodass „wir mit den Ergebnissen, die wir hier mit dem Workshop erzielen, auch andere Leute erreichen können.“
Die DHBW-Pflegestudierenden während der Aufnahmen für die Videos
In der Reflexionsrunde mit den Studierenden wurde auch der Einfluss von Arbeits- und Lernräumen auf die Lernmotivation der Studierenden deutlich:
„Es war auch (…) mal etwas anderes, als immer nur in der Hochschule zu sitzen, da konnten wir (…) endlich mal was machen.“ (O-Ton Student)
Diese handlungsorientierte Ausrichtung im Workshop war „sehr gut, man hat auch praktische Teile dazwischen gemacht, es war nicht nur Theorie“, so eine andere Teilnehmerin.
Im Sinne der Handlungskompetenz sollten Studierende die souveräne Präsentation von Arbeitsergebnissen sowie die Weitergabe von Wissen als selbstverständlichen Teil ihres professionellen Handelns begreifen, da sie in vielen beruflichen Situationen die Grundlage für einen fachlichen Austausch und eine Entscheidungsfindung darstellt. Dies kam auch bei den Studierenden an:
„Ich fand’s toll, dass wir im Workshop kreativ arbeiten konnten und einfach eigene Ideen umsetzen konnten, indem wir uns trotzdem mit unserer Berufsgruppe beschäftigt haben, aber auch so ein bisschen darüber hinaus, einfach im Sinne von was ist uns wichtig, was wollen wir weitergeben und es hat mir auch gut gefallen, dass es so ein bisschen in Richtung Politik auch geht. Das fand ich sehr schön.“ (O-Ton Studentin)
Die Medienproduktion wurde dabei nicht nur als handwerkliche Fertigkeit vermittelt, sondern auch als kreativer Prozess, der die Interaktion und die Zusammenarbeit der Studierenden positiv gefördert hat. Eine Studentin lobte:
„Ich finde es richtig cool, dass man mit den anderen so aus dem Kurs jetzt so viel enger nochmal Kontakt hat“ und „dass wir halt wirklich das gemeinsam gemacht haben und nicht jeder seinen Weg gegangen ist.“
Darüber hinaus war das Arbeiten in Teams für die Studierenden gewinnbringend, denn „ich persönlich finde, dass der Workshop uns auch als Gruppe viel nähergebracht hat.“ (O-Ton Studentin)
Die DHBW-Pflegestudierenden während der Videoerstellung
Die Veranstaltung bot den Studierenden eine wertvolle Gelegenheit, die positiven Aspekte des Pflegeberufs und ihres beruflichen Engagements zu reflektieren. Besonderes Augenmerk wurde in der Reflexionsübung auf die vielfältigen und anspruchsvollen Pflegesituationen gelegt, die im täglichen Praxisalltag auftreten. Hier standen vor allem jene pflegepraktischen Aufgaben im Fokus, auf die die Studierenden während ihrer praktischen Ausbildung mit besonderem Stolz zurückblicken, wie eine Teilnehmerin formulierte:
„Ich fand den Workshop sehr cool, einfach auch, um neben dem ganzen theoretischen Teil, den wir ja viel haben, auch so praktische Sachen umsetzen zu können und das Gefühl bekommen zu haben, dass das, was wir machen [in der Pflege], auch was Gutes ist.“
Hierzu war auch „diese Übung am Anfang richtig gut, wo wir über unsere Tätigkeiten geredet haben und dann eben auch, worauf wir stolz sind. Weil das hat mir auch nochmal so gezeigt, dass man auch stolz sein kann auf seine Arbeit.“ (O-Ton Studentin)
Erleichterung nach den fertig gestellten Videos
Insgesamt bedeutete der Workshop eine gute Erfahrung für die Studierenden, die nicht nur ihre handwerklichen Fähigkeiten in der Medienproduktion verbesserten, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung eines selbstbewussten Auftretens in der Pflegebranche in der Öffentlichkeit vollbracht haben. In einer zunehmend vernetzten und kommunikationsorientierten Gesellschaft sind Rhetorik und Präsentationsmethoden zu Schlüsselkompetenzen geworden. Im Pflegestudium erweisen sich diese Fertigkeiten nicht nur als nützlich, sondern als unverzichtbar für angehende Pflegefachkräfte, die nicht nur wissen, sondern auch überzeugen wollen.
Ein herzliches Dankeschön gilt den Pflegestudierenden der DHBW Karlsruhe, die dieses Pilotprojekt mitgetragen haben!
Hier geht es zu den beiden Videos.
Literatur zu den Themen Gesundheitswissenschaft und Pflege ist im Katalog der BLB zu finden.
Alle abgebildeten Personen auf den Fotos haben in die Veröffentlichung eingewilligt.