Handpressendrucke der Aldus-Presse Reicheneck

Laufzeit: 17. September 2003 – 6. Dezember 2003

Das Plakat besteht aus einem Druck der Aldus-Presse Reicheneck auf blau-weißem Hintergrund. Ergänzt wird das Plakat durch Textinformationen zur Ausstellung.

Die Handpressendrucke der Aldus-Presse Reicheneck stellen eine handwerkliche Buchdruckerkunst dar, die vor allem Liebhaber bibliophiler Buchkunst ansprechen soll. Eine Handpresse ist somit kein Verlag, der den Markt mit Büchern erobern will. Der Pressendrucker wählt seine Texte eher nach subjektiven Motiven aus: Motive, die ihm als wichtig und machbar erscheinen, da er handwerklich auf Drucktechniken, wie den Bleisatz, angewiesen ist, welche die gewerblichen Drucker längst als unwirtschaftlich abgelegt haben. Dabei entstehen oft bibliophile Kostbarkeiten, die Ausdruck des Gestaltungswillens des Buchkünstlers sind.

Das ist auch bei dem Reutlinger Pressendrucker Arno Piechorowski in der Ausstellung seiner „Handpressendrucke der Aldus-Presse Reicheneck“ zu beobachten, die in der Badischen Landesbibliothek gezeigt werden. Diese hat die meisten der bisherigen 105 Ausgaben dieser Handpresse als Beispiele des zeitgenössischen Handpressendruckes gesammelt. Über ihre Entstehung hat der Buchkünstler bei der Eröffnung der Ausstellung berichtet.

Seit 1980 entstanden diese Arbeiten, oft als Prachtausgaben, „editions de luxe“, die als genuine Handpressendrucke den Liebhabern schöner Bücher als besonders aufwändige Handdrucke, reich illustriert und in kostbaren Einbänden vorgelegt wurden und so wohl nur von Hand entstehen konnten.

Den Ausgaben liegen besondere Texte zu Grunde, wie etwa Das Lied der Lieder, das man dem König Salomo zuschreibt, übertragen von Manfred Hausmann oder Heimkehr zu Penelope. Aus Homers Odyssee nach dem Text des Kriegsgefangenenlagers 437 von Heinz Schwitzke.

Daneben entstanden Mappenwerke mit großformatigen Lesebildern, die für die Wand bestimmt sind, wie die Kassette mit den sechs Heine-Liedern aus Franz Schuberts Schwanengesang, welche die Lieder mit typographischen Mitteln von Schrift und Farbe interpretieren. Diese Lieder werden als Teil der musikalischen Umrahmung der Eröffnung vorgetragen. Auch die fest gebundenen Quart- und Oktavbände, wie die Mittelhochdeutschen Gedichte des Süßkind von Trimberg oder Wielands politisches Märchen Schach Lolo sind in der Ausstellung zu sehen.

Eine weitere große Gruppe von Werken, die aus der Aldus-Presse Reicheneck entstanden, sind die zweisprachigen Ausgaben mit Texten großer Autoren in Norwegisch-Deutsch, Niederländisch-Deutsch, Afrikaans-Deutsch, Russisch-Deutsch, Polnisch-Deutsch, oder eine Erstausgabe von Ezra Pound. Ein breites Feld literarischer Interessen, für das sich auch besonders die Reihe der Bibliophilen Hefte, mit geringem Umfang flexibel geheftet, eignet.

Neben kleinen Ausgaben von großen Autoren, die den Verlegern oft zu gering erscheinen, um als eigene Buchausgabe herausgegeben zu werden, wie bei Gerd Gaiser, Martin Gregor-Dellin, Dieter Lattmann, Curt Meyer-Clason, Günter Coufal oder dem Freund Albert Vigoleis Thelen fanden auch zahlreiche Gegenwartsautoren des Südwestens eine Möglichkeit der Veröffentlichung.

So bietet das präsentierte Werk der Aldus-Presse Reicheneck, das aus der Zusammenarbeit von Autoren, Illustratoren, Buchbindern und dem Pressendrucker entstanden ist, ein schönes Beispiel für die Buchkultur am Anfang des neuen Jahrhunderts.

Zur Eröffnung der Ausstellung erscheint ein opusculum mit einem alemannischen Gedicht von Johann Peter Hebel, das just vor zweihundert Jahren zum ersten Mal in Karlsruhe gedruckt wurde.

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