Ganzjähriges Urlaubsziel
Baden-Baden
Nachdem Großherzog Karl Friedrich (1728–1811) Baden-Baden zu seiner Sommerresidenz gewählt hatte, zog es in den wärmeren Monaten auch zahlreiche Mitglieder anderer Fürstenhäuser Europas in die geschichtsträchtige Stadt. In kürzester Zeit etablierte sich Baden-Baden als mondäner Kurort für ein internationales Publikum, das sich gerne im Casino amüsierte. Dem aus Frankreich stammenden Pächter der Spielbank Jean Jacques Bénazet (1778–1848) gelang es, Pariser Journalistinnen und Journalisten mit großzügigen Honoraren dazu zu bewegen, den Badeort dem dortigen Publikum bekannt zu machen. Als Folge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 verblasste jedoch die Bedeutung als Zentrum des europäischen Glücksspiels und die Stadt konzentrierte sich verstärkt auf die Vermarktung als Thermalbad. Bis heute werden Baden-Baden und die zahlreichen anderen Kur- und Heilbäder des Schwarzwaldes als Orte der Erholung und Entspannung aufgesucht.
H. Roys: Fremden-Führer durch Baden-Baden und seine nächsten Umgebungen
Stuttgart: 1855, Badische Landesbibliothek, 98 B 86750
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Der frühe Reiseführer beschreibt die Kurstadt ohne Abbildungen und sehr detailliert, indem er Fakten und Daten aneinanderreiht. Baden-Baden etablierte sich im 19. Jahrhundert zur Sommerhauptstadt der europäischen Elite. Nachdem Großherzog Karl-Friedrich von Baden (1728–1811) im Jahr 1805 seine Sommerresidenz in das restaurierte Neue Schloss nach Baden-Baden verlegt hatte, entwickelte sich die Stadt zu einer Metropole des europäischen Adels. Doch die Bedeutung der Stadt reicht weit in die Vergangenheit zurück. Bis heute erhalten sind die Besiedelungspuren der Römer, die bereits für die Zeit um 75 nach Christus nachweisbar sind. Heute zählt Baden-Baden zu den „bedeutenden Kurstädten Europas“, die seit 2021 den Status als UNESCO-Welterbe innehaben.
Leo Faller: Frühling in Baden-Baden / Schwarzwaldsommer in Baden-Baden
Frühling in Baden-Baden
Reproduktion, 84 x 60 cm
Stadtmuseum/-archiv Baden-Baden, 1992/023-3
Schwarzwaldsommer in Baden-Baden
Reproduktion, 86 x 59 cm
Stadtmuseum/-archiv Baden-Baden, 1992/023-2
Der Grafiker Leo Faller erstellte (1902–1969) zahlreiche Plakate zu Baden-Baden. Neben den hier gezeigten Darstellungen sind auch Plakatabbildungen zum Herbst in Baden-Baden und dem weithin bekannten Baden-Badener Thermalbad bekannt. Im Gegensatz zu seinen berühmten Landkarten, die aufgrund der vielen Details an Wimmelbilder erinnern, konzentriert sich Faller in den beiden hier präsentierten Plakaten auf eine Ansicht. Das Plakat zum Frühling zeigt die Trinkhalle von Baden-Baden inmitten üppiger Vegetation. Die Darstellung des Schwarzwaldsommers stellt die Natur mit Wasserfall und dunklen Tannen in den Vordergrund. Weit im Hintergrund ist die Stadt mit markantem Kirchturm zu sehen.
Carl Wilhelm Schnars: Baden-Baden und Umgebung
Baden-Baden: 1878, Badische Landesbibliothek, 98 B 82427
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Der Journalist Carl Wilhelm Schnars (1806–1879) engagierte sich maßgeblich für den Tourismus im Schwarzwald. Seine Schwarzwald-Reiseführer erschienen in großer Auflagenzahl, was für ihren Erfolg spricht. Der Reiseführer zu Baden-Baden stellt zwölf Tagestouren in die Umgebung der Kurstadt vor und bietet zudem einen Stadtplan und Umgebungskarten. Die Route Nr. 8 folgt dem Streckenverlauf der Schwarzwaldbahn über Offenburg bis nach St. Georgen (S. 117ff). Dieser Tagesausflug richtete sich an Frühaufsteherinnen und Frühaufsteher: Bereits um 7.45 Uhr startete die Tour am Bahnhof von Baden-Baden.
Kleine Reiseführer
Die kleinen Reiseführer im handlichen Querformat waren beliebte Reisebegleiter. Zahlreiche Illustrationen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in und um Baden-Baden bieten einen raschen Eindruck. Der Wanderführer enthält zudem wichtige Informationen zu Verbindungen der Badischen Eisenbahn von Mannheim bis zur Schweizer Grenze oder bis nach Frankfurt inklusive des Sommerfahrplans von 1847.
Während der Text von Curt Hoffmann die Stadt indirekt durch die Unterhaltung zweier Personen am Bahnhof beschreibt, ist der französischsprachige Führer in einem informativ-sachlichen Ton verfasst worden. Baden-Baden war international als Kurstadt bekannt, nicht zuletzt auch aufgrund seiner zahlreichen Kurgäste aus dem europäischen Adel, der das Image der Stadt maßgeblich prägte.
Malerische Wanderungen durch Baden und seine Umgebungen
Karlsruhe: 1846
98 A 75005 RB
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Guide des étrangers dans Baden-Baden et de ses environs
Baden-Baden: ca. 1865
76 A 14765
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Curt Hoffmann: Baden-Baden im badischen Schwarzwald
Baden-Baden: 1905
O 52 A 742
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Baden-Badener Reise-Kurier
Karlsruhe: ca. 1920, Badische Landesbibliothek, 113 H 520
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Die kleine Broschüre, die für 2,50 Mark erhältlich war, gibt einen Überblick zu den beliebtesten Spaziergängen in und um Baden-Baden. Das auf dem Titelblatt abgebildete Alte Schloss bietet einen weiten Ausblick über das Tal und kann bis heute über den Rundweg um den Battertfelsen erkundet werden. Für all jene, die weniger gerne zu Fuß unterwegs sind, bieten die 20 Auto-Touren durch den Schwarzwald weitere Ausflugsziele. Die Broschüre enthält zudem zahlreiche Firmenanzeigen aus Baden-Baden.
Gustav Adolf Amberger / Richard Pohl: Erinnerungen an Baden-Baden und Umgebungen
Stuttgart: 1881, Badische Landesbibliothek, 98 B 82629
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Der aufwendig gestaltete Einband mit Vergoldungen enthält zwölf Bildkarten der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in und um Baden-Baden. Die Fotografien erstellte der Maler und Grafiker Gustav Adolf Amberger (1831–1896), der ab den 1870er-Jahren bis zu seinem Tod in Baden-Baden lebte. Auf den Rückseiten der Karten sind Dichtungen des Komponisten Richard Pohl (1826–1896) abgedruckt. Die ausgestellte Karte zeigt die Ruine des Alten Schlosses, das im Mittelalter der Sitz der Markgrafen von Baden war. Bis heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel.
Winter
Zu Beginn der Tourismusentwicklung im Schwarzwald reisten die Gäste vor allem in den Sommermonaten in die Berge. Erst mit der Ausbreitung des Skisports ab den 1890er-Jahren gab es neben dem Rodeln oder Schlittschuhlaufen eine weitere Aktivität, die viele Reisende auch im Winter in die Region lockte. Das aus Norwegen stammende „Schneeschuhlaufen“, wie es anfangs in Deutschland genannt wurde, erreichte rasch große Beliebtheit, und immer mehr Sportbegeisterte bemühten sich, die neuen Schritte und Bewegungsabläufe zu erlernen.
Für den Durchbruch zu einem Volkssport spielte die Informationsvermittlung eine wesentliche Rolle. Mit dem „Skiclub Schwarzwald“ entstand 1895 ein Verein, der sich gezielt an eine breite Öffentlichkeit richtete. Auch Zeitungen und Zeitschriften publizierten Artikel zu der Freizeitbeschäftigung und gaben Tipps für den richtigen Umgang mit den neuen Sportgeräten.
Holzskier und Bambusskistöcke
Holzskier und Bambusskistöcke mit Kandahar-Bindung
1920-1950, Karlsruhe, Stadtmuseum, 2009/033
Bereits Ende der 1880er-Jahre besaßen einige Deutsche Skier, die sie aus Norwegen importiert hatten. Doch erst nachdem Fridtjof Nansens Expeditionsbeschreibung Auf Schneeschuhen durch Grönland in den 1890er-Jahren auf Deutsch erhältlich war, verbreitete sich die Begeisterung für das „Schneeschuhlaufen“, wie es anfangs genannt wurde, rasant. Die geeignete Ausrüstung wurde weiterhin aus Norwegen importiert. Bei der „Internationalen Wintersport-Ausstellung“ 1909/10 in Triberg präsentierten auch Hersteller von Sportgeräten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Skier. Dennoch blieben die norwegischen Fabrikate das große Vorbild, von dem die noch junge einheimische Industrie lernen konnte. Die 1929 entwickelte Kandahar-Bindung, benannt nach dem Kandahar Ski Club in der Schweiz, ist eine Kabelbindung, die den Skiläufern eine bessere Kontrolle versprach, verglichen mit den heutigen Bindungen waren sie jedoch sehr unsicher. Aufgrund der hohen Verletzungsrate wurden sie auch als „Bärenfallenbindung“ bezeichnet.
Ivo Puhonny (1876–1940): Wintersport, um 1911
Reproduktion, 89 x 59 cm
Karlsruhe, Badisches Landesmuseum, 95-1348
Der Baden-Badener Grafiker Ivo Puhonny schuf dieses Motiv eines winterlich-sportlich gekleideten Paares auf einer verschneiten Anhöhe. Das Werbeplakat für den Ski- und Wintersport wurde bereits 1909 als Ankündigung für die „Internationale Wintersport-Ausstellung“ genutzt, die vom 18. Dezember 1909 bis 20. Februar 1910 in Triberg stattfand. Dasselbe Motiv findet sich als Titelbild des gleichnamigen Ausstellungskatalogs und als Briefmarke. Die Stadt profitierte vom zunehmend aufkommenden Wintersport und besaß 1908 den ersten elektrisch betriebenen Skilift der Welt.
Wintertage im Schwarzwald, um 1900
Reproduktion, 67 x 42 cm
Karlsruhe, Badisches Landesmuseum, 2008-611
Das Werbeplakat des Badischen Verkehrsverbandes Karlsruhe zur Belebung des Wintersports zeigt einen Mann in Skiwanderkleidung auf Skiern, der auf die unter ihm liegende verschneite Schwarzwaldlandschaft mit Walmdachhaus blickt. Diese typischen Häuser sind durch die an den Seiten weit herabgezogenen Dächern gekennzeichnet. Das Plakat wurde bei der Karlsruher Kunstdruckerei Arthur Albrecht & Cie hergestellt.
Henry Hoek / Heinrich Wallau: Schi-Fahrten in südlichen Schwarzwald
München: 1920, Badische Landesbibliothek, 121 E 1184
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Der Feldberg ist mit 1493 Metern der höchste Gipfel des Schwarzwaldes. Am südwestlichen Ausläufer des Berges liegt die Kleinstadt Todtnau, die bei der Ausbreitung des Skisports im Schwarzwald eine Vorreiterrolle einnahm: Hier gründete sich im Winter 1882 der Ski-Club Todtnau. Dieser Reiseführer bietet beispielsweise Touren ab dem Feldberggipfel oder dem Herzogenhorn bei Bernau.
Emil Müller: Winter im Schwarzwald
Leipzig: 1925, Badische Landesbibliothek, 103 A 55069
In der Reihe der Storm-Reiseführer aus Berlin erschien diese handliche Beschreibung für den Wintertourismus im Schwarzwald. Die noch junge Sportart des Skifahrens entwickelte sich dank informativer Publikationen und erfolgreicher Werbemaßnahmen schnell zu einem Breitensport. Hier werden die wichtigsten Bewegungsabläufe erklärt und mit Illustrationen veranschaulicht. Gerade die Hinweise zum richtigen Fallen und Aufstehen – nebst dem Ratschlag, das „freiwillige Hinwerfen“ einem Aufprall vorzuziehen, waren für Anfängerinnen und Anfänger sicherlich sehr hilfreich.
Emil Ott: Der Wintersport im Schwarzwald
Heilbronn am Neckar: 1919, Badische Landesbibliothek, O46 A 69
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Der Vorsitzende des „sportlichen und Touristen-Ausschusses des Ski-Clubs Schwarzwald“ Emil Ott verfasste diese detaillierte landeskundliche Skitouren-Führer. Der Ski-Club Schwarzwald entstand 1895 als Zusammenschluss des im gleichen Jahr gegründeten Ski-Clubs Freiburg und dem Ski-Club Todtnau, einem der ältesten Ski-Clubs Deutschlands. Finanziert wurde der Reiseführer durch Inserate von Hotels, Gasthöfen und Sportgeschäften. Der Holzschnitt auf dem Einband zeigt einen Skiläufer in sportlicher Freizeitbekleidung.
Landesverkehrsverband Baden (Hg.): Winterferien im Schwarzwald
Karlsruhe: 1930, Badische Landesbibliothek, 121 H 1193
Die Broschüre wurde von der Kunstdruckerei des Künstlerbundes Karlsruhe A.G. hergestellt. 1896 von den beiden Akademieprofessoren und Bundmitgliedern Leopold Graf von Kalckreuth (1855–1928) und Carlos Grethe (1864–1913) initiiert, entstanden bis 1986 zahlreiche Reklamehefte in der Karlsruher Druckerei. Das Titelmotiv zeigt fünf Personen, wobei drei von ihnen in typischer Tracht dargestellt und damit als Einheimische gekennzeichnet sind. Die beiden Urlauber in Freizeitkleidung links und rechts flankieren die Gruppe und heben die Hand zum Gruß. Ein rückseitiger Stempel informiert darüber, dass die Broschüre vom Reisebüro HAPAG in Leipzig verbreitet wurde.
Titisee. Bad. Schwarzwald 860 m.ü.M. – Vorzüglicher Wintersportplatz
Baden: 1910 [?], Badische Landesbibliothek, 121 H 430
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Titisee-Neustadt ist bis heute ein beliebter Skiort und besitzt mit der Hochfirstschanze die größte Naturschanze Deutschlands. 2001 fand hier auch der Skisprung-Weltcub statt. Der Faltprospekt aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts bewirbt mit Texten und Schwarz-Weiß-Bildern die verschiedenen Aktivitäten im Winter in Titisee. Das Titelmotiv zeigt neben dem Skifahren auch das Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen. Ein Stempel auf dem Rückdeckel offenbart, dass der Prospekt von der amtlichen Auskunftstelle der Großherzoglichen Badischen Staatsbahnen in Berlin verbreitet wurde.
Badischer Landesverband zur Hebung des Fremdenverkehrs (Hg.): Das Badner Land im Winter
Karlsruhe: ca. 1913, Badische Landesbibliothek, 119 H 1529
Die schmale Broschüre richtete sich explizit an Reisende, die in den Wintermonaten in Baden Urlaub machen wollten. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotografien illustrieren die verschiedenen Aktivitäten oder zeigen verschneite Landschaftsausschnitte. Neben den Skigebieten sind auch die Eis-, Bobsleigh- und Rodelbahnen ausgewiesen. Im lockeren Sprachstil wird das Treiben in den Wintermonaten beschrieben – wie der hier aufgeschlagene Bericht zum Skiwettlauf auf dem Feldberg anschaulich zeigt.
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