Himmelskarten
Die mathematischen Grundlagen zur Erweiterung des Weltbildes
Bereits in der Antike versuchten die Menschen, die alltäglichen Himmelserscheinungen und -phänomene verständlich zu machen. Lange Zeit bezog man sich dabei auf das Wissen des antiken Gelehrten Ptolemäus (um 100–nach 160), der in seinem Lehrbuch Almagest die Position von mehr als 1.000 Sternen festgelegt und damit die Grundlagen für die mathematische Berechnung der Himmelsbahnen geliefert hatte.
Eine Himmelskarte definiert die genauen Positionen von Sternen und Sternbildern am Himmel. Zwei Holzschnitte von Albrecht Dürer (1471–1528) kamen 1515 als erste gedruckte Himmelskarten in Europa in Umlauf und spiegeln den damaligen Stand der Wissenschaft wider. Der Astronom Johann Bayer (1572–1625) veröffentlichte schließlich mit seinem Himmelsatlas Uranometria (dt. Himmelsvermessung) im Jahr 1603 eine erste detaillierte Gesamtdarstellung des Himmels mit ausgewählten Sternbildern. Bayer verband in seinem Atlas Wissenschaft und Kunst: Auf je einem großformatigen Blatt wurde jeweils ein Sternbild wiedergegeben.
Voraussetzung für die exakte Kartographie und Bestimmung der Positionen von Planeten, Sonnen und Monden war die Fortentwicklung mathematischer und technischer Grundlagen. Bereits Ptolemäus hatte im Almagest den Quadranten, den Dreistab und die Armillarsphäre beschrieben. Außerdem wurden das Astrolabium, der Jakobsstab und das Torquetum zur Positionsbestimmung eingesetzt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeichneten sich deutliche Neuerungen auf dem Gebiet der Instrumententechnik ab. Die bislang aus Holz gebauten Instrumente wurden nun in Messing gebaut.
Lit.: Vgl. Ausst.-Kat. Fakten oder Fantasie?: Karten erzählen Geschichten! / Michael Recke, Michael Remmers, Corinna Roeder, Oldenburg 2017.
Himmelsatlanten – Positionsbestimmung von Planeten, Sonnen und Monden
Sternbild des Stiers
In: Johann Bayer: Uranometria
Ulm, 1661
Diese eindrucksvolle Karte des Sternbildes Pegasus stammt aus dem bekannten Himmelsatlas Uranometria des deutschen Astronomen und Juristen Johann Bayer (1572– 1625). Insgesamt sind in diesem Atlas 51 Karten enthalten. Sie geben die präzisen Positionen der Fixsterne wieder. Die Sternbilder von Pegasus und Stier gehören zu den Sternbildern der antiken Astronomie und wurden bereits von Ptolemäus erwähnt. Bayer fügte den „klassischen“, aus der Antike überlieferten Bezeichnungen weitere ihm bekannte Bezeichnungen hinzu. Die Uranometria verzeichnete erstmals auch die Sternbilder über dem Südpol.
Landesbibliothek Oldenburg, NW I 11 17
Himmelskarte
In: Johann Gabriel Doppelmayr: Atlas Novus Coelestis
Nürnberg, 1742
Diese Himmelskarte wurde um 1725 von Melchior Rein gefertigt und zeigt den nördlichen und südlichen Sternenhimmel. Sie wurde später dem Atlas Novus coelestis, dem bekanntesten Werk des Astronomen Johann Gabriel Doppelmayr (1677–1750), hinzugefügt. Die Hemisphärenkarte ist umgeben von sieben Diagrammen: Das erste unten links zeigt den monatlichen Gang des Mondes, die nächsten drei bilden das Sonnen- bzw. Planetensystem nach Tycho Brahe, Nikolaus Kopernikus sowie Claudius Ptolemäus ab und das rechte zeigt den jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne. Die beiden oberen Diagramme zeigen die Entstehung des Universums und die Umlaufbahn des Mondes um die Erde.
Landesbibliothek Oldenburg, NW I 11 57,1
zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
Johann Leonhard Rost: Atlas Portatilis Coelestis
Nürnberg, 1743
Johann Leonhard Rost (1688–1727) war Mathematiker und Privatgelehrter und veröffentlichte mehrere Schriften zu seinen astronomischen Beobachtungen, u.a. erforschte er Sonnenflecken und beschäftigte sich mit den Tierkreiszeichen. Bekannt wurde er vor allem für sein 1718 herausgebrachtes Astronomisches Handbuch.
Mit seinem erstmals 1723 erschienenen Atlas Portatilis Coelestis schuf Johann Leonhard Rost einen handlichen Himmelsatlas für das breite Publikum, der speziell Schüler in die Astronomie einführen sollte. Im Anhang finden sich zahlreiche kolorierte Karten der Sternbilder.
Badische Landesbibliothek, 118 E 3226 R
zum Digitalisat
Wissenschaft mit Modellen: Armillarsphären
Armillarsphäre, Weltkarte und Volvelle
In: Petrus Apian und Gemma-Frisius: Cosmographia, siue descriptio vniuersi Orbis, Petri Apiani et Gemmæ Frisij, Mathematicorum insignium, iam demùm integritati suæ restituta
Antwerpen, 1584
Der deutsche Astronom Peter Apian (1495–1552) beschäftigte sich mit der Erfassung von Planetenbewegungen und entwickelte wissenschaftliche Instrumente, um diese vorherzusagen. Bei einer sog. Armillarsphäre handelt es sich um ein Modell aus Ringen auf Grundlage des Ptolemäischen Weltbildes: Im Zentrum befindet sich die Erde, und es gibt u.a. Ringe für Horizont, Himmelsäquator, Wendekreise und Meridian. Die Bedienung der Instrumente erklärte Apian anhand von in seinen Büchern eingehefteten Papierscheiben, die sich gegeneinander drehen ließen, den sog. Volvellen.
Im 17. Jahrhundert wurden Armillarsphären von Modellen nach dem heliozentrischen Weltbild abgelöst.
Landesbibliothek Oldenburg, GE II 1 D 5
zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek