Günther Klotz – der „OB mit Herz und Humor“
Michael Fischer 7.4.2022 7.00 Uhr
DOI: https://doi.org/10.58019/mwr2-1881
So ziemlich jeder Karlsruher kennt sie und fast jeder war schon mal dort: die Günther-Klotz-Anlage zwischen Südweststadt und Grünwinkel mit ihren Grünanlagen, der hindurchfließenden Alb, einem Spielplatz, kleinen Seen, einer Skateanlage und vielem mehr. Im Volksmund wird sie liebevoll „Klotze“ genannt. Ihr Namensgeber war der legendäre Karlsruher Oberbürgermeister Günther Klotz, dessen Todestag sich am 7. April 2022 nun zum fünfzigsten Mal jährt.
Klotz, 1911 in Freiburg in eine sozialdemokratisch orientierte Familie geboren, studierte Bauingenieurwesen am Badischen Staatstechnikum (heute Hochschule Karlsruhe) und trat 1935 eine Stelle im Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe an. Bereits 1939 schied er aufgrund des zunehmenden Drucks von Seiten der NSDAP wieder aus dem städtischen Dienst aus und arbeitete anschließend für eine private Baufirma in Österreich. Ab 1942 war er für die Organisation Todt in Italien und Frankreich tätig.
Seine frühesten kommunalpolitischen Aktivitäten können gut in den digitalisierten Zeitungsbeständen der BLB nachvollzogen werden, wenngleich die in Frage kommenden Zeitungen aus urheberrechtlichen Gründen gegenwärtig nur bis einschließlich des Jahres 1950 digital vorhanden sind.
Nach Kriegsende war Klotz wieder in Karlsruhe tätig und organisierte die Trümmerbeseitigung in der Stadt. So wurde er rasch stadtweit bekannt. Bei den ersten freien Kommunalwahlen nach Kriegsende im Mai 1946 trat Klotz jedoch noch nicht an. Seine Partei, die SPD, kam bei einer Wahlbeteiligung von 80,26% auf neun Sitze, die CDU führte jedoch knapp mit einem Sitz Vorsprung. Danach folgte die Demokratische Volkspartei mit drei und die KPD mit zwei Sitzen. Der Wahlberichterstattung der BNN fiel vor allem der relativ hohe Anteil an nationalsozialistisch Belasteten auf, denen man „aus politischen Gründen“ das Wahlrecht entzogen hatte: In Karlsruhe waren dies fast doppelt so viele wie im weniger „vernazt[en]“ Mannheim.
Erst bei den darauffolgenden Kommunalwahlen im Dezember 1947 kandidierte Günther Klotz auf der Liste der SPD. Zwar konnte diese im nun 48 Sitze fassenden Stadtrat ganze 21 Sitze erringen, allerdings reichte dies nicht für den Einzug des auf Platz 22 angetretenen Klotz. Die CDU wurde mit 14 Sitzen nur noch zweitstärkste Fraktion, darauf folgten die Demokratische Volkspartei mit neun und die KPD mit vier Sitzen. Die Wahlbeteiligung war erheblich niedriger als 1946, was die BNN auf die allgemeine Notlage der Bevölkerung zurückführte und dieser ein „politisches Armutszeugnis“ ausstellte. Erst mit der Wahl Friedrich Töppers (SPD) zum Oberbürgermeister rückte Klotz im Februar 1948 in den Stadtrat nach.
Bereits 1952 wurde der rührige Klotz als Nachfolger Töppers zum Kandidaten der SPD für die Oberbürgermeisterwahl bestimmt und konnte diese im Juni 1952 in der Stichwahl für sich entscheiden. Seine erste Amtszeit war vor allem vom Wiederaufbau der Stadt geprägt – es entstanden neue Wohnungen und Wohnviertel, Sportplätze (Wildparkstadion, Tullabad) und Kinderspielplätze. Zudem wurden neue Industrien angesiedelt. Bei seiner Wiederwahl 1958 entfielen auf den äußerst populären Klotz 99,7% der abgegebenen Stimmen – die anderen Parteien hatten erst gar keinen Gegenkandidaten aufgestellt. Weitere herausragende Ereignisse in der „Ära Klotz“ waren 1965 das 250ste Stadtjubiläum und die Bundesgartenschau 1967.
Der volkstümliche Klotz war allseits für seine Schlagfertigkeit und seinen Witz bekannt: noch zu Lebzeiten erschien 1971 eine Anekdotensammlung über den „OB mit Herz und Humor“. Sein durchaus autokratischer Führungsstil trug ihm den nicht ganz ernstgemeinten Titel des „letzten badischen Großherzogs“ ein. Als die SPD gegen Ende der 1960er-Jahre immer „mehr Demokratie wagen“ wollte, regte sich auch in den eigenen Reihen Kritik an Klotz‘ nun antiquiert erscheinendem politischen Auftreten. Demzufolge war es nur konsequent, dass Klotz 1970 nicht bereit war, noch einmal für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren, da ihm der Stadtrat im Vorfeld die Zustimmung zu einer zweiten Bundesgartenschau verweigert hatte. Bei seinem Abschied aus dem Rathaus wurde Klotz die Ehrenbürgerwürde verliehen. 1970 wurde er vom baden-württembergischen Landtag zum Richter am Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg gewählt. Klotz verstarb im Alter von 61 Jahren am 7. April 1972 in Karlsruhe.
Als 1985 der Bau des innerstädtischen Naherholungsgebiets an der Alb abgeschlossen wurde, benannte die Stadt Karlsruhe die neue Anlage nach Günther Klotz. Seit 2013 verleiht die SPD Karlsruhe zu seinen Ehren den „Günther-Klotz-Preis“.
Hier geht's zu ausgewählter Literatur über Günther Klotz (u.a.) im Bestand der BLB sowie in der Landesbibliographie Baden-Württemberg. Der Eintrag von Günther Klotz in LEO-BW findet sich hier.
Klotz, Günther
Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Kreisverband (Karlsruhe)
Günther Klotz, etwa 1952