Digitalisierung
Digitalisierung des Nachlasses Joseph von Laßberg
Leitung: Dr. Annika Stello, Dr. Gerrit Heim
Wissenschaftliche Bearbeiterin: Katharina Ost
Gefördert durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
Projektstart: 1. April 2024
Projektende: 30. September 2024
Der Nachlass des Donaueschinger Germanisten, Mediävisten und Bibliothekars Joseph von Laßberg (1770-1855) in der Badischen Landesbibliothek ist einer ihrer am meisten genutzten Sammlungsbestände. Er gibt vielfältig Aufschluss über das höchst aktive Netzwerk der Gelehrten und Schriftsteller in den Anfangsjahren der germanistischen Mediävistik. Auch über die Laßbergsche Sammlung mittelalterlicher Handschriften, zu der viele zentrale Zeugen der mittelhochdeutschen Literatur gehören, lässt sich vieles aus den Dokumenten erschließen. Laßberg hat seine Handschriften an andere Forscher verliehen; die Korrespondenz über die Texte und die Handschriften, in denen sie überliefert sind, ist sehr mitteilsam. Laßbergs Handschriften befinden sich heute als Teilbestand in der Karlsruher Sammlung der Donaueschinger Handschriften, in die er selbst sie inkorporiert hatte. Laßbergs im Nachlass dokumentierte Arbeit an der Edition und Erforschung zahlreicher deutschsprachiger Texte des Mittelalters hat bis heute große Relevanz, seine in der Korrespondenz dokumentierten fachlichen Beziehungen zu anderen Geistesgrößen seiner Zeit, darunter den Brüdern Grimm, oder auch zu den Autoren der Schwäbischen Dichterschule werden im Fortschritt der Forschung immer wieder neu befragt.
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Erkennung der handschriftlichen Texte mittels KI-gestützter HTR-Software und ihre anschließende Anreicherung mit Normdaten. Der mit HTR generierte Volltext gewährleistet zum einen die Durchsuchbarkeit des Textkorpus, zum anderen bildet er die Grundlage für die darauf aufbauende Identifizierung und Verknüpfung mit Normdaten im Volltext (Named-Entity-Recognition). Dieses NER-Verfahren reichert den Text mit Personen-, Orts- und Sachschlagwörtern an, was insbesondere bei Korrespondenzen für die inhaltliche Auswertung von größter Bedeutung ist und darüber hinaus maschinelle Auswertungen des digitalisierten Bestandes für neue Fragestellungen der Digital Humanities ermöglicht. Die am 9. April 2024 in Berlin aus der Autographensammlung der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ersteigerten, an Laßberg gerichteten 31 Briefe von Justinus Kerner und Gustav Schwab, von Sulpiz Boisserée, Joseph Görres, Jacob Grimm, Johann Caspar von Orelli, Friedrich Carl von Savigny, Karl vom Stein, Wilhelm Wackernagel und Heinrich Zschokke wurden im Projekt gleich miterschlossen.
↑Digitalisierung der oberrheinischen Kalender und Almanache des 18. bis 20. Jahrhunderts
Kooperationsprojekt mit der Universitätsbibliothek Freiburg
Leitung: Dr. Gerrit Heim, Dr. Marcus Schröter
Gefördert durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
Umfang: 120.000 Images
Projektstart: 1. Januar 2024
Projektende: 31. Dezember 2024
Die Badische Landesbibliothek und die Universitätsbibliothek Freiburg stellen gemeinsam ihren Bestand an oberrheinischen Kalendern und Almanachen des 18. bis 20. Jahrhunderts digital bereit. Abzüglich der bereits geleisteten Vorarbeiten waren noch über 250 Titel mit sehr unterschiedlich langen Laufzeiten zu digitalisieren.
Die Textsorte Kalender, einstmals ein weit verbreitetes Massenmedium und kulturgeschichtliche Quelle ersten Ranges für das Alltagsleben im ländlichen Raum des Oberrheingebiets, ist größtenteils nur lückenhaft und weitgehend auch nur unikal überliefert. Antiquarische Ergänzungen sind nur schwer möglich. So kann die Kalenderüberlieferung nur durch die virtuelle Zusammenführung der jeweiligen Einzelbestände zu einem für die Forschung gut handhabbaren Quellencorpus aufbereitet werden.
Die Digitalisierung eines Titels oblag jeweils derjenigen Bibliothek, die den größeren Teilbestand hiervon hat; die Partnerbibliothek übergab dieser im Gegenzug ihre eigenen Kalenderjahrgänge zum Zweck der Digitalisierung im Rahmen dessen, was üblicherweise als „Lückenergänzung“ bezeichnet wird. Darüber hinaus bestehende Bestandslücken wurden durch die Bestände anderer Bibliotheken und Archive geschlossen. So werden die einzelnen Titel jeweils komplett bei einer der Partnerbibliotheken angeboten und Nutzer müssen nicht zwischen den Digitalen Sammlungen zweier Anbieter wechseln. Die kooperative Digitalisierung und virtuelle Zusammenführung des physisch in zwei Häusern aufbewahrten Bestandes bedeutet einen herausragenden Mehrwert und die Anschlussfähigkeit dieses kultur-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlich hoch attraktiven Bestandes für Forschung und Lehre nicht nur an den Universitäten Baden-Württembergs.
Digitalisierung von Zeitungsbeständen aus dem Themenfeld Sozialfürsorge in Baden
Leitung: Gerrit Heim
Gefördert durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
Umfang: 45.000 Images
Projektstart: 1. Januar 2024
Projektende: 31. Dezember 2024
Im 19. Jahrhundert änderte sich die gesellschaftliche Perspektive auf die öffentliche Sozialfürsorge fundamental. Im Zentrum der Debatte stand in den 1830er und 1840er-Jahren die so bezeichnete Soziale Frage. Die sich verändernden sozioökonomischen Rahmenbedingungen führten zur Entstehung eines umfassenden Fürsorgewesens. Es handelte sich zwar noch nicht um ein staatliches Fürsorgemonopol, da die familiäre oder private Fürsorge weiterhin Vorrang hatte, aber es entstand eine definierte sekundäre Zuständigkeit des Staates und es erfolgte die Angliederung privat organisierter Vereine an den Staat. Eine besondere Rolle spielte dabei der 1859 gegründete Badische Frauenverein, dessen breit gefächerte Aktivitäten viele Bereiche der Wohlfahrtspflege umfassten und der in Anlehnung an das liberale Musterland Baden als Musteranstalt bezeichnet wurde.
Ein Fundus von Zeitschriften des Vereins zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder im Großherzogtum Baden, des Badischen Frauenvereins, des Badischen Landesvereins vom Roten Kreuz, der Badischen Gesellschaft für soziale Hygiene, des Homöopathischer Verein im Großherzogthum Baden, des Allgemeinen Ärztlichen Vereins für Baden etc. aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veranschaulicht den Themenkreis. Die Digitalisierung dieser Blätter, soweit sie in der Badischen Landesbibliothek überliefert sind, ergänzt und erweitert das regionale Pressespektrum und unterstützt einschlägige Forschungsvorhaben mit diesen Quellen.
↑Digitalisierung und Volltexterkennung der ehemals Reichenauer Inkunabeln
Leitung: Dr. Gerrit Heim, Dr. Annika Stello
Bearbeitung: Katharina Ost
Gefördert durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
Umfang: 70.000 Images
Projektstart: 1. Januar 2023
Projektende: 31. März 2024
Anlässlich des Jubiläums zum 1.300-jährigen Bestehen des Benediktinerklosters auf der Reichenau im Jahr 2024 wurden die in der Badischen Landesbibliothek befindlichen 197 Inkunabeln Reichenauer Provenienz digitalisiert und mit qualitativ verbesserten Metadaten online verfügbar gemacht. Sie wurden zudem mit der Software Transkribus bearbeitet, im Volltext les- und durchsuchbar gemacht. Als ehrgeiziges Vorhaben mit Pilotcharakter für diesen provenienzgeschichtlich herausragenden Bestand kann die Volltexterkennung im Rahmen der bundesweit aktuell erst jetzt startenden Texterkennungsprojekte für Inkunabeln ein Meilenstein werden. Sie ermöglicht neue Zugänge und die Beantwortung neuer Forschungsfragen z.B. im Bereich der Netzwerkanalyse, aber auch neue Erkenntnisse in Bezug auf die vielgenutzten Handschriften dieser Provenienz.
Das berühmte, mit zwei UNESCO-Welterbe-Titeln verbundene Kloster auf der Reichenau war eines der einflussreichsten Klöster des frühen und hohen Mittelalters diesseits der Alpen. Der größte Teil seiner äußerst prominenten Bibliothek gelangte mit der Säkularisation 1804 nach Karlsruhe. Neben den stark beforschten frühmittelalterlichen Handschriften sind auch die dazu gehörigen Inkunabeln eine wichtige Forschungsquelle. Sie geben Aufschluss u.a. über kultur- und alltagshistorische Fragestellungen, aufgrund zahlreicher exemplarspezifischer Merkmale aber auch über Verbindungen und Netzwerke des Klosters zu unterschiedlichen Zeiten. Die Reichenauer Inkunabeln stellen somit eine regionalhistorische Dokumentation von großem Wert dar und sind auch überregional von Bedeutung.
↑