Literatur

Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen

Zu sehen ist das Titelblatt der Erstausgabe zu Heinrich Mans Roman "Der Untertan" von 1918.

Mann, Heinrich:
Der Untertan. Roman.
1.-7. Tausend.
Leipzig [u.a.]: Wolff, 1918.

Pünktlich zum Ende der wilhelminischen Ära erschien am 30. November 1918 Heinrich Manns Roman Der Untertan als Persiflage auf den Untertanengeist des Kaiserreiches. Der Roman war zwischen 1906 und 1914 entstanden, wurde aber erst jetzt als Buch publiziert. In die klassische Form eines Bildungsromans gekleidet wird die Geschichte des Diederich Heßling als ein „Missbildungsprozess“ erzählt: Heßling ist einer, der nach oben buckelt und nach unten tritt, der seine Familie tyrannisiert, feige und sadistisch ist, sich an Weltmachtambitionen berauscht und den Krieg herbeischwadroniert, der agitiert und intrigiert und dabei zu Macht und Einfluss kommt. Die zeitgenössische Debatte um den repräsentativen Typus des deutschnationalen Spießers war heftig. Dabei ist dieser unversöhnliche, spritzig erzählte Zeitroman das bedeutendste literarische Ereignis des Jahres 1918.

Badische Landesbibliothek, 57 A 3134
Aus Urheberrechtsgründen nicht digitalisiert.

Zu sehen ist das Titelblatt der Erstausgabe von Thomas Manns "Betrachtungen eines Unpolitischen" aus de, Jahr 1918.

Mann, Thomas :
Betrachtungen eines Unpolitischen.
1.-6. Auflage.
Berlin: S. Fischer, 1918.

Noch vor Kriegsende, im September 1918, erschienen Thomas Manns seit 1915 entstandene Betrachtungen eines Unpolitischen, mit denen er als Kriegsbefürworter gegen seinen in diesem Schlüsselwerk heftig attackierten Bruder Heinrich antrat. Auf 600 Seiten stellt er der verächtlich gemachten westlichen Zivilisation eine spezifisch deutsche Kultur gegenüber, die er auf die fatale Formel von der „machtgeschützten Innerlichkeit“ bringt. Der deutschen Kulturnation sei der Obrigkeitsstaat angemessen, demokratische Entwicklungen seien ihr wesensfremd. Der Weltkrieg erscheint als unvermeidlich im Selbstbehauptungskampf des Deutschtums gegen den geistig und moralisch unterlegenen Westen. Ein monströses und reaktionäres Buch, voller Polemik und Widersprüchlichkeit, von dem die Buchhändler bei seinem Erscheinen schon 20.000 Exemplare geordert hatten. Aber der Fortgang der politischen Entwicklung und die Etablierung einer parlamentarischen Demokratie auch in Deutschland überrollten es alsbald.

Badische Landesbibliothek, 47 A 495
Aus Urheberrechtsgründen nicht digitalisiert.

Zu sehen ist das Titelblatt der Erstausgabe der Tragödie "Dies irae" von Anton Wildgans aus dem Jahr 1918.

Wildgans, Anton:
Dies irae. Eine Tragödie.
1.-5. Tsd.
Leipzig: Staackmann, 1918.

Das Literaturjahr 1918 fällt in das „expressionistische Jahrzehnt“, dem die hier ausgestellten Dramentexte zugehören. Auch die sozialkritische Tragödie des österreichischen Lyrikers und Dramatikers Anton Wildgans (1881–1932) weist expressionistische Elemente auf. Sie greift einmal mehr das Thema des Generationenkonflikts auf, das für die Literatur dieser Zeit bestimmend ist. Hauptfigur ist der Abiturient Hubert Fallmer, ein labiler junger Mann, dem seine gefühlskalten Eltern seine ungewollte Existenz vorwerfen. Sie missbrauchen ihn als Projektion ihres beiderseitigen Vernichtungswillens, denn beide sehen in ihm vor allem das, was sie am ungeliebten Ehepartner hassen. Der Junge erträgt die psychische Belastung nicht und bringt sich um. Der kalte Zynismus der Eltern wird nicht aufgelöst. Das Drama wurde im Februar 1919 im Wiener Burgtheater uraufgeführt.

Badische Landesbibliothek, 117 E 2520 R
Nicht digitalisiert.

Zu sehen ist der vordere Buchdeckel von Ernst Barlachs Drama "Der arme Vetter" in der Erstausgabe von 1918. Der Einband zeigt das Motiv Sternreigen nach einer Radierung.

Barlach, Ernst:
Der arme Vetter. Drama.
Berlin: Cassirer, 1918.

Auch Hans Iver, der Held in Ernst Barlachs (1870–1938) Drama Der arme Vetter, bringt sich um. Er sucht qualvoll mühsam nach dem höheren Sinn des Daseins und findet dabei in der bürgerlichen Gesellschaft keinen Halt. Nach einem ersten, gescheiterten Selbstmordversuch kommt er in einem Wirtshaus an der Elbe zu sich. Er verzweifelt an der Vergnügungssucht der dort infolge eines Unwetters bunt zusammengewürfelten Gesellschaft, bringt aber eine Reisende dazu, ihrerseits die innere Leere ihres Daseins zu erkennen und ihre bisherige Lebensplanung über Bord zu werfen.

Ernst Barlach hat das Titelblatt und den Einband selbst illustriert. Der Einband zeigt das Motiv Sternreigen nach einer Radierung. Das Drama wurde im Frühjahr 1925 am Badischen Landestheater aufgeführt.

Badische Landesbibliothek, 117 F 657 RB
Nicht digitalisiert.

Zu sehen ist das Titelblatt der Erstausgabe von Georg Kaisers Schauspiel "Gas" aus dem Jahr 1918.

Kaiser, Georg:
Gas. Schauspiel in 5 Akten.
Berlin: S. Fischer, 1918.

Nach Carl Sternheim war Georg Kaiser (1878–1945) der erfolgreichste Dramatiker des Expressionismus. In Gas thematisiert er die systemimmanente Zerstörungskraft des modernen Kapitalismus. Ein Streik von Munitionsarbeitern in Kiel animierte ihn 1918 zu diesem Drama, in dem ein milliardenschwerer Fabrikantensohn versucht, seine Fabrik zu sozialisieren. Er beteiligt die Arbeiter der Fabrik am Gewinn, doch nun nimmt das Gewinnstreben erst recht zu. Es wird immer mehr Gas produziert. Die Nachfrage nach dem Stoff, ohne den die kapitalistische Wirtschaft nicht wachsen kann, steigt immer weiter. Am Ende überhitzt das System, die Fabrik explodiert.
Gas wurde am 28. November 1918 in Frankfurt am Main uraufgeführt und im Oktober 1919 am Badischen Landestheater inszeniert.

Badische Landesbibliothek, 117 E 2507 R
Nicht digitalisiert.

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