Frauen in der Luft

Kampf um den Himmel

Vor 238 Jahren stieg Elisabeth Thible (1757–nach 1784), eine französische Opernsängerin, mit ihrem Ballon „La Gustave“ als erste Frau der Welt in die Luft auf. 1911 bekam Melli Beese (1886–1925) als erste Frau in Deutschland den Flugschein. Sie entwarf ohne technische Erfahrungen ein Flugboot, führte eine eigene Flugschule und stellte sogar einen Weltrekord im Dauerfliegen auf. In den Folgejahren stiegen noch viele weitere Frauen in die Luft, etwa die Deutsche Elly Beinhorn (1907–2007), die mit gerade einmal 25 Jahren als erste Frau die Erde umflog. Doch blieb eine Pilotin im Cockpit lange eine Sensation. Frauen mussten gegen Geschlechterstereotypen ankämpfen, um ihren Traum zu verwirklichen. Um überhaupt fliegen zu dürfen, brauchten sie die Einwilligung ihres Ehemannes. Sie mussten sich anhören, dass Fliegen für sie ungesund sei, ihre Gebärfähigkeit einschränken würde oder sie kein technisches Verständnis hätten. Frauen mussten noch im Jahr 1927 für eine Pilotenausbildung 3,5-mal mehr zahlen als ihre männlichen Kollegen. Auch war es ihnen später untersagt, Passagierflugzeuge zu steuern.

Heute sind Pilotinnen zwar keine Sensation mehr. Selbstverständlich sind sie jedoch auch noch nicht. So stellte zum Beispiel die Lufthansa ihre erste Pilotin erst 1988 ein. Bis heute liegt der Anteil von Frauen im Cockpit kommerzieller Fluggesellschaften weltweit bei lediglich 5,8 Prozent.

Rolf Italiaander – Drei deutsche Fliegerinnen

Rolf Italiaander
Drei deutsche Fliegerinnen
Berlin 1942
121 F 2268  

Mit Elly Beinhorn (1907–2007) und Hanna Reitsch (1912–1979) behandelt Rolf Italiaanders (1913–1991) Sammelbiografie die wohl bekanntesten Pilotinnen der ersten Generation. Dazu nahm er noch die etwas ältere Kunstfliegerin Theodora Rasche (1899–1971) in sein Werk auf. Aufgrund seiner Beziehungen zu Regimekritikern geriet Italiaander mehrfach ins Visier der Gestapo. Viele seiner Werke wurden vom NS-Regime verboten – nicht aber seine Fliegerinnen-Biografie.
 

Hanna Reitsch – Fliegen – mein Leben

Hanna Reitsch 
Fliegen – mein Leben
München 1981
121 F 2255


Elly Beinhorn
Alleinflug – mein Leben
München 1981
121 F 2254

Hanna Reitsch (1912–1979) war eine der kontroversesten Pilotinnen des 20. Jahrhunderts. Sie stellte zahlreiche Rekorde mit verschiedensten Maschinen auf. 1937 wurde sie als erste Frau Deutschlands von Hermann Göring zum Flugkapitän ehrenhalber ernannt. Besonders als Testpilotin für diverse Flugzeugprototypen machte Reitsch sich einen Namen. Trotz mehrfacher Unfälle und Verletzungen stieg sie jedes Mal wieder ins Cockpit. Ihre Autobiografie dokumentiert ihre lebenslange Leidenschaft für die Fliegerei.

Elly Beinhorn – Alleinflug – mein Leben

Elly Beinhorns Autobiografie Alleinflug ist das letzte von mehreren Büchern, die sie verfasste. Darin berichtet sie von ihrem Leben, den Erfolgen, aber auch Rück- und Schicksalsschlägen. Anders als beispielsweise Hanna Reitsch oder Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg stand sie während des Zweiten Weltkrieges nicht in Diensten der Luftwaffe. Mit der Geburt ihrer Tochter 1942 unterbrach die Pilotin ihre Flugkarriere für einige Jahre. Erst Anfang der 1950er Jahre flog sie wieder regelmäßig, meist in ihrer Tätigkeit als Journalistin.
 

Walter Wienrich (Hg.) – Luftfahrer voran!

Walter Wienrich (Hg.)
Luftfahrer voran!
Stuttgart 1936
121 F 2028

Die NS-Ideologie ließ eine aktive Rolle von Frauen im öffentlichen Leben kaum zu. So untersagte man Hanna Reitsch 1936 zunächst die Teilnahme am Rhön-Flugwettbewerb. Dennoch hielt sie propagandistische Vorträge über ihre Arbeit als Testpilotin, um Nachwuchs für die Luftwaffe anzuwerben. Als einzige Frau überhaupt erhielt sie 1942 das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das sie von Hitler persönlich überreicht bekam. Da sie jedoch keiner NS-Organisation angehörte, wurde sie 1947 nach mehrmonatiger Internierung ohne weitere Konsequenzen entnazifiziert.
 

Elly Beinhorn – Ein Mädchen fliegt um die Welt

Elly Beinhorn
Ein Mädchen fliegt um die Welt
Berlin 1932
121 F 2247

Elly Beinhorn (1907-2007) war eine weitere Größe unter den frühen Pilotinnen. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie nach dem Erwerb ihrer Fluglizenz 1929 mit der Kunstfliegerei. Berühmtheit erlangte sie ab 1931 mit einem Alleinflug nach Afrika und einer ebenfalls allein unternommenen Weltumrundung im Flugzeug. Schon früh begann sie, mit Vorträgen und Bücherschreiben Geld zu verdienen. Ihr erstes veröffentlichtes Werk berichtet auf teils humoristische Weise von ihrer Weltumrundung im Jahre 1932.

 

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