2020

Neuerwerbung im Dezember: Badische Kinderliteratur

Ausgestellt sind zwei Künderbücher. Links ist eine Seite mit Vogel-Spiel. Rechts eine Doppelseite aus einem illustrierten Kinderbuch mit kleinen Engeln die einen Christbaum schmücken.

Wir machen uns ein Vogel-Spiel und lernen dabei schnell und viel
Lahr: Kaufmann, um 1930
Badische Landesbibliothek, 120 G 574

A. von Holzhausen-Gablenz:
Weil ich Jesu Schäflein bin. Ein Bilderbuch für kleine und große Kinder
Lahr: Kaufmann, 1889
Badische Landesbibliothek, 120 F 681

Die badische Stadt Lahr/Schwarzwald war besonders im 19. Jahrhundert bekannt für ihre Verlage.

Gegründet in den Jahren 1794 (Geiger, später Schauenburg), 1816 (Kaufmann) und 1896 (St. Johannis), waren ihre Gründer verwandtschaftlich (Kaufmann hatte eine Geiger-Tochter geheiratet) oder zumindest beruflich (Carl Schweickhardt, der Gründer der St. Johannis-Druckerei, war zunächst bei Kaufmann angestellt gewesen) miteinander verbunden.

Der Kaufmann-Verlag, der als einziger der drei bis heute besteht, spezialisierte sich früh auf hochwertige Bilddrucke sowie auf Kinderbücher und pädagogische Lehrmaterialien mit starkem christlichen Schwerpunkt. Diesem Programm ist der Verlag bis heute treu geblieben. So entstanden zahlreiche erbauliche Bilderbücher für Kinder, aber auch Lernspiele oder (religions-)pädagogische Hilfsmittel.

Wie solche Schriften um die Wende zum 20. Jahrhundert herum aussahen, zeigt die Monatsvitrine im Dezember. Diese Schriften sammelt die Badische Landesbibliothek zur Dokumentation der regionalen Kultur und Buchproduktion – sie spiegeln zugleich auch das konservativ protestantisch geprägte Milieu wider, in dem die Familien Geiger und Kaufmann sich im 19. Jahrhundert bewegten.

Neuerwerbung im November: Musiknoten aus dem Carus-Verlag

Musiknoten aus dem Carus-Verlag

Musiknoten aus dem Carus-Verlag

Der Carus Verlag, ein Musikverlag mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, wurde 1972 gegründet. Neben Notenausgaben werden auch CDs sowie Bücher verlegt.

Zu Beginn wurden hauptsächlich geistliche Vokalwerke veröffentlicht, später vergrößerte sich der Verlag und erweiterte sein Programm. Einen Schwerpunkt der Verlagsarbeit bilden Werke von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, der Bach-Familie, Johannes Brahms, Joseph Haydn, Michael Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert. Daneben finden sich aber auch eher unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart im Verlagsprogramm.

Die Werke des Carus-Verlags gelangen aufgrund des Pflichtexemplargesetzes von Baden-Württemberg in die Badische Landesbibliothek. Zweck dieses Gesetzes ist es, die gesamte Medienproduktion aus Baden-Württemberg vollständig zu sammeln und aufzubewahren.

Bibliographische Informationen zu den ausgestellten Musiknoten:

Antonio Vivaldi (1678-1741): Gloria in D RV 589, mit einem Vorwort und Kritischen Bericht von Uwe Wolf; herausgegeben von Günter Graulich. - Urtext, Partitur, 1. Auflage, Neuausgabe von CV 40.001. - Stuttgart: Carus, [2020]. 1 Partitur (IV, 63 Seiten). Badische Landesbibliothek, M 30671

Georg Friedrich Händel (1685-1759): Utrecht Te Deum: Te Deum zur Feier des Friedens von Utrecht: HWV 278, herausgegeben von Felix Loy. - Urtext, Partitur, 1. Auflage. - Stuttgart: Carus-Verlag, [2019]. - 1 Partitur (VI, 69 Seiten). Badische Landesbibliothek, M 29707

Anton Diabelli (1781-1858): Pastoral-Messe in F: op. 147, herausgegeben von Frank Höndgen. - Klavierauszug. - Stuttgart: Carus-Verlag, [2020]. - 1 Klavierauszug (67 Seiten). Badische Landesbibliothek, M 30741

Max Reger (1873-1916): Drei Suiten für Viola allein op. 131d, im Auftrag des Max-Reger-Instituts herausgegeben von Jürgen Schaarwächter. - Urtext. - Stuttgart: Carus-Verlag, [2020]. 1 Partitur (27 Seiten). Badische Landesbibliothek, M 30666

Damijan Močnik (geb. 1967): An die Freude: Hommage à Beethoven. Text: Friedrich Schiller. - Partitur, 1. Auflage. - Stuttgart: Carus-Verlag, [2019]. - 1 Partitur (75 Seiten). Badische Landesbibliothek, M 30208

Neuerwerbung im Oktober: Pippi Langstrumpf zum Geburtstag

Doppelseite aus "Pippi Langstrumpf: Heldin, Ikone, Freundin" mit mehreren Illustrationen und Texten.
Doppelseite aus "Pippi Langstrumpf: Heldin, Ikone, Freundin" mit mehreren Illustrationen und Texten.

Pippi Langstrumpf: Heldin, Ikone, Freundin
Hamburg: Oetinger, 2020
Badische Landesbibliothek, 120 B 30001

Vor genau 75 Jahren, gegen Ende des Jahres 1945, erschien die erste Ausgabe von Pippi Langstrumpf im schwedischen Verlag Rabén & Sjögren. Die Autorin Astrid Lindgren (1907–2002) hatte die Geschichte einige Jahre zuvor für ihre damals kranke Tochter erfunden und erst später aufgeschrieben.

Das Buch löste umgehend heftige Kontroversen aus – in Schweden, aber auch in anderen Ländern, in deren Sprachen das Buch schon bald übersetzt wurde. So lehnten in Deutschland fünf Verlage die Veröffentlichung ab, bevor der Hamburger Verleger Friedrich Oetinger es 1949 schließlich herausbrachte und damit den Grundstock für den Erfolg seines jungen Verlags legte.

Trotz der lange fortdauernden Diskussionen um Kindererziehung, Rollenbilder und das Brechen von Konventionen, später auch um vermeintlichen Rassismus, war die Geschichte von Pippi Langstrumpf von Beginn an ein großer Erfolg. Allein in Schweden verkauften sich in den ersten fünf Jahren über 300.000 Exemplare. Heute steht Pippi Langstrumpf auf Platz fünf der meistübersetzten Bücher weltweit, es gibt sie in über 100 Sprachen.

Neuerwerbung im September: Hans Zender: Hölderlin lesen I: für Streichquartett und Sprechstimme (1979)

Ausstellungsansicht von Hans Zender's "Hölderin lesen I", daneben ein Porträt von Hölderin.

Hans Zender: Hölderlin lesen I : für Streichquartett und Sprechstimme (1979), Text: Friedrich Hölderlin, Berlin [u.a.] : Bote & Bock, [circa 2000], [London] [u.a.] : Boosey & Hawkes, Badische Landesbibliothek, M 30465

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770–1843) zählt zu den wichtigsten Lyrikern seiner Zeit. Besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Vertonungen seiner Gedichte. Dieses Jahr wird sein 250. Geburtstag gefeiert.

Hans Zender (1936–2019) setzte sich ab 1979 intensiv mit der Dichtung Hölderlins auseinander. In den nächsten beiden Jahrzehnten entstanden fünf Werke mit Hölderlin-Bezug, drei davon auf der Basis der klassischen Streichquartettbesetzung. In Hölderlin lesen I von 1979 tritt eine Sprechstimme zum Streichquartett hinzu, Basis für die Komposition ist Hölderlins hymnischer Entwurf An die Madonna.

Hans Zender gehörte zu den führenden Künstlern der Neuen Musik in Deutschland – als Komponist ebenso wie als Dirigent. Neben seinem Engagement für die Avantgarde hat er sich auch stets schöpferisch mit der musikalischen Tradition auseinandergesetzt.

 

Neuerwerbung im August: Deutschlands Landschaften

Doppelseite aus "Deutschlands Landschaften – eine Reise zu unseren Naturparadiesen", abgebildet links ist ein grün bewachsener Wasserfall, rechts eine Karte von Deutschland.

Deutschlands Landschaften – eine Reise zu unseren Naturparadiesen
Fotos: Berthold Steinhilber; Texte: Roland F. Karl
München: Frederking & Thaler, 2020
Badische Landesbibliothek, 120 B 589

Auslandsreisen sind in diesem Jahr etwas komplizierter, doch auch in Deutschland gibt es viel zu entdecken. Von der vorpommerschen Boddenlandschaft bis zur Lechklamm, vom Nationalpark Eifel bis zur Sächsischen Schweiz findet sich etwas für jeden Geschmack.

Anregungen liefert beispielsweise das hier gezeigte Buch, so wie viele weitere im Bestand der Badischen Landesbibliothek: Gehen Sie im Katalog plus auf Entdeckungsreise! Auf der aufgeschlagenen Seite sieht man übrigens die Pöllatschlucht bei Neuschwanstein.

Mit dem Finger auf der Landkarte können Sie sich auch in unserem Ausstellungsraum Ideen holen. In der aktuellen Ausstellung finden Sie dort Karten aus unterschiedlichen Zeiten und Regionen, aber auch Fantasie- oder Himmelskarten.

Neuerwerbung im Juli: Historischer Taucheranzug

Abgebildet ist eine Doppelseite mit historischen Taucheranzügen.

Louis Du Temple: Du scaphandre et de son emploi à bord des navires
Paris: Bertrand, 1860 (?)
Badische Landesbibliothek, 120 E 694 R

Passend zum beginnenden Sommer denken viele an Wassersport. Aber wussten Sie, dass schon im Mittelalter Taucheranzüge entworfen wurden – wenn auch zu militärischen Zwecken? Dabei ging es vor allem auch um den Kälteschutz. Erst ab dem 17. Jahrhundert wurde konkreter über eine externe Luftversorgung nachgedacht, um dem Taucher einen längeren Aufenthalt unter Wasser zu ermöglichen. Fortschritte in der Physik, beispielsweise im Wissen über Eigenschaften und Verhalten von Gasen, führten zu Weiterentwicklungen von Tauchkleidung. Die ursprünglichen Tauchglocken, die eher wie U-Boote funktionierten, wurden immer kleiner, bis am Ende nur ein immer handlicherer Helm an einem wasserdichten Anzug übrigblieb.

An der Weiterentwicklung von Tauchausrüstung beteiligte sich auch der französische Marineoffizier Jean-Louis Rivallon de la Croix Du Temple (1819–1889). Als Absolvent der Marineakademie Ecole navale in Brest machte er Karriere in der Kriegsmarine und arbeitete später als Ingenieur.

Neuerwerbung im Juni: Ludwig van Beethoven: Streichquartett B-Dur op. 130

Faksimile von Ludwig van Beethoven's "Streichquartett B-Dur op. 130".

Ludwig van Beethoven: Streichquartett B-Dur op. 130 (Partitur)
Kassel: Bärenreiter, 2019
Badische Landesbibliothek, LS: Tz 9723 (M 30215)

Nach dem Tod des Komponisten Ludwig van Beethoven erlebte das originale Manuskript des Werkes ein merkwürdiges Schicksal: Es wurde satzweise zerlegt und gelangte an verschiedene Besitzer. So wird der erste Satz heute in der Biblioteka Jagiellońska in Krakau aufbewahrt, der zweite Satz in der Library of Congress in Washington, D.C., der dritte in der Pariser Bibliothèque nationale de France, der vierte im Mährischen Landesmuseum des Musikhistorischen Instituts in Brünn, der fünfte und sechste in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin. Die letzten 9 Takte des 3. Satzes befinden sich in der Badischen Landesbibliothek (Don Mus. Autogr. 2) als Bestandteil der Musikaliensammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen.

Die heute über sechs verschiedene Bibliotheken verstreuten Teile des Autographs wurden nun in einem Faksimile des Bärenreiter-Verlags erstmals seit über 190 Jahren wieder vereint. Das neue Faksimile erschien anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven in diesem Jahr.

Neuerwerbung im Mai: Historische Anleitung zur Untersuchung epidemischer Krankheiten

Louis Lépecq de la Cloture: Anleitung für Aerzte nach Hippokratischen Grundsätzen epidemische Krankheiten zu beobachten… Leipzig: Weygand, 1785
Badische Landesbibliothek, 120 E 556
Digitalisat

Die Erforschung von Epidemien hat eine lange Tradition. Bis ins 19. Jahrhundert hinein orientierten sich Ärzte bei der Beschreibung und Erklärung von Krankheiten am Corpus Hippocraticum, einer antiken Sammlung medizinischer Schriften. Auch der französische Arzt und Professor für Chirurgie Louis Lépecq de la Cloture (1736–1804) folgte den Lehrsätzen des berühmten griechischen Arztes Hippokrates.

Lépecq wurde 1770 von der französischen Regierung beauftragt, den Ausbruch verschiedener Krankheiten in der Normandie zu untersuchen. Seine Ergebnisse fasste er in einer Anleitung für Aerzte epidemische Krankheiten zu beobachten zusammen, die 1776 erschien und 1785 ins Deutsche übersetzt wurde. Beeinflusst vom Geist der Aufklärung und nach streng empirischer Methode definierte er darin nicht nur einen umfangreichen Kriterienkatalog und „worauf die Aufmerksamkeit des beobachtenden Arztes gerichtet seyn soll, und welche Gegenstände er besonders bemerken muß“ (S. 25). Er fügte seiner Abhandlung auch eine Beschreibung des epidemischen Verlaufs und eine umfassende Dokumentation von Fallgeschichten bei.  

Für seine medizinischen Verdienste wurde Lépecq de la Cloture 1781 von Ludwig XVI. in den Adelsstand erhoben. Justus Hecker, der Begründer der Historischen Seuchenpathologie, zählte ihn „zu den ausgezeichneten hippokratischen Aerzten des achtzehnten Jahrhunderts“ (Quelle) und würdigte insbesondere seine Leistungen auf dem Gebiet der Volkskrankheiten.

 

Neuerwerbung im April: Rebecca Saunders: „Oh yes & I“ für Sopran und Bassflöte

Rebecca Saunders: Oh yes & I : for soprano and bass flute : (2017/2018). - Performing score. - Leipzig ; London ; New York : Edition Peters, [2019]. Badische Landesbibliothek, M 30065

Die in Berlin lebende britische Komponistin Rebecca Saunders (geb. 1967) ist eine der führenden internationalen Vertreterinnen ihrer Generation. Sie studierte Komposition bei Nigel Osborne an der University of Edinburgh sowie bei Wolfgang Rihm an der Hochschule für Musik in Karlsruhe.

Rebecca Saunders Musik wurde bereits von vielen renommierten Ensembles, Solisten und Orchestern gespielt und uraufgeführt. Für ihre Kompositionen hat sie zahlreiche international renommierte Preise erhalten, darunter den Ernst von Siemens Musikpreis 2019.

Rebecca Saunders Musik wird seit 1997 bei der Edition Peters verlegt.

Neuerwerbung im März: Briefe von Reinhold Schneider

Ausgestellt sind Briefe von Reinhold Schneider an Eva-Juliane Meschke und vice versa.

Brief von Reinhold Schneider an Eva-Juliane Meschke (Freiburg, 23. September 1947)
Badische Landesbibliothek, K 3451,8
Brief von Eva-Juliane Meschke an Reinhold Schneider (Viggbyholm, 5. September 1947)
Badische Landesbibliothek, K 2875

Der badische Dichter und Schriftsteller Reinhold Schneider (1906–1958) galt als Symbolfigur der inneren Emigration und als Mahner für den Frieden während des 2. Weltkriegs und in der frühen Bundesrepublik. Viele seiner grundlegenden Ansichten spiegeln sich besonders intensiv in den zehntausenden Briefen, die er mit zahlreichen Bekannten im In- und Ausland wechselte und die sich in seinem Nachlass erhalten haben.

Zur Ergänzung des umfangreichen Reinhold Schneider-Archivs, das die Badische Landesbibliothek pflegt, erhielt die BLB nun ein Konvolut Briefe Schneiders an das Pfarrerehepaar Meschke, das 1939 nach Schweden floh. Die Meschkes waren eng vernetzt mit den Kreisen der Bekennenden Kirche und u.a. befreundet mit Jochen Klepper, dessen als nicht-arisch geltender Stieftochter sie zur Ausreise über Schweden nach England verhalfen.

Die erhaltene Korrespondenz mit Schneider reicht von 1942 bis 1955, begann aber wohl bereits einige Jahre früher. Die neu erworbenen Briefe von Schneider an Eva-Juliane Meschke stellen die sog. Gegenüberlieferung zu jenen Briefen von, die Schneider aus Schweden erhielt und die sich in seinem Nachlass befinden. Somit kann die Korrespondenz zwischen diesen beiden nun vollständig und zusammenhängend gelesen werden.

 

Neuerwerbung im Februar: Badische Trachten

Ausgestellt sind zwei Neuerwerbungen zu Badische Trachten.

Badische Landestrachten, dargestellt und beschrieben durch den Maler Rudolf Gleichauf in den Jahren 1861 bis 1869, bearb. v. Brigitte Heck
Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 2019
Badische Landesbibliothek, 119 B 1828

Georg Maria Eckert: Das Sammeln der badischen Volkstrachten und Hausgeräte
(Handschrift) Karlsruhe, 1899
Badische Landesbibliothek, 119 B 1828

Im 19. Jahrhundert nahm das Interesse an regionalen Traditionen zu. Auch im Großherzogtum Baden erfuhr die volkskundliche Beschäftigung mit Bräuchen, Trachten usw. zunehmende Förderung. Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise suchten besonders intensiv den Kontakt zur Bevölkerung in den ländlichen Regionen.

1861 beauftragte die badische Regierung den Maler Rudolf Gleichauf (1826–1896) mit der Anfertigung von Bildern, die verschiedene Trachten des badischen Gebietes dokumentieren sollten. Es entstanden 39 Aquarelle, die Gleichauf zusammen mit einer ausführlichen Beschreibung veröffentlichen wollte, wozu es jedoch nicht kam.

In ähnlichem Auftrag bereiste einige Jahrzehnte später Georg Maria Eckert (1828–1901) ganz Baden und dokumentierte nicht nur, was er sah, sondern erwarb auch eine Vielzahl von Trachten und anderen Alltagsgegenständen für die Großherzoglichen Sammlungen. Eine eigenhändige Abschrift seines Berichts über diese Reisen überreichte er der Großherzogin. Es hat sich in der Sammlung erhalten, die 1995 aus der Bibliothek des Neuen Schlosses in Baden-Baden an die Badische Landesbibliothek überging.

 

Neuerwerbung im Januar: Atlas portatif politique

Ausgestellt sind zwei Taschenatlasse von Jean-Baptiste Courtalon.

Jean-Baptiste Courtalon: Atlas élémentaire où l'on voit … l'État actuel de la Constitution Politique de l'Empire d'Al[l]emagne
Paris: Julien, 1774
Badische Landesbibliothek, 119 F 828 R

Der Priester Jean-Baptiste Courtalon (1740–1797) hatte schon früh in seiner Laufbahn eine (niedere) Position am französischen Königshof inne: Er war einer von vielen Klerikern der Schlosskapelle von Versailles. Gleichzeitig versah er die Aufgaben eines Präzeptors der Pagen verschiedener Damen der Königsfamilie zur Zeit Ludwigs XV. und Ludwigs XVI., darunter Maria Josepha von Sachsen, die Ehefrau des späteren Königs Ludwig XVI., und nach deren Tod 1767 die Gattin des späteren Königs Ludwig XVIII., Maria Josepha von Savoyen.

Courtalon begeisterte sich neben seinem Beruf auch für die Kartographie. So erfand er ein Gerät, das über einen Rollenmechanismus eine durchlaufende Betrachtung mehrerer Karten hintereinander ermöglichte. Sein einziges veröffentlichtes Werk ist der hier gezeigte Atlas, der die damalige politische Situation im Deutschen Reich abbildet und an dem er zehn Jahre lang arbeitete. Er verwendete dabei Kartenmaterial aus unterschiedlichen Quellen als Vorlage und kombinierte es mit Übersichtstafeln, welche die deutschen Machtstrukturen verdeutlichen sollten.

Dieses Werk wurde von den Zeitgenossen hoch geschätzt und sicherte Courtalon auch noch während der Französischen Revolution Einnahmen. Es galt als äußerst nützlicher Wegweiser durch die aus französischer Sicht labyrinthischen Gegebenheiten im stark zersplitterten und von Kleinstaaten geprägten Deutschland.

 

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