Benjamin Belhocine
De cultura horrorum, 2024
Pappel- und Fichtenholz, zum Teil abgeflammt
Dimensionen variabel
Erdgeschoss | Foyer
Zitat
„Die Arbeit De cultura horrorum (2024) re-inszeniert den Kräutergarten der Klosterinsel Reichenau und kontextualisiert diesen mit der oral überlieferten Kultur der Kräutermedizin und der damit in Verbindung stehenden Hexenverfolgung.
Ihren Ausgangspunkt findet die Arbeit bei der Klosterinsel Reichenau und dem auf ihr beheimateten Kräutergarten. Er beherbergt 24 Pflanzen, die vor allem als Heilpflanzen ihre Anwendung fanden. Die Anordnung der Pflanzen des Gartens stammt aus dem Buch „Liber de cultura hortorum”. Autor dieser Schrift ist der ehemalige Abt der Reichenauer Insel Walahfrid Strabo, der das Werk um 840 auf der Klosterinsel schrieb.
Die Bepflanzung des Kräutergartens findet sich auch mit der identischen Anordnung innerhalb der Objekte wieder: Die 12 Kästen beherbergen jeweils zwei der auf der Klosterinsel beheimateten Pflanzen. Diese werden symbolisch in Form von Ausschnitten dargestellt, die sich an botanischen Illustrationen der spezifischen Pflanzen orientieren.
Die abgeflammten Pflanzensilhouetten verweisen hierbei auf die historischen Gräueltaten der Hexenverfolgung: Deren Opfer besaßen oftmals Wissen über den medizinischen Nutzen von Heilpflanzen zur Geburtenkontrolle und wurden, so argumentiert die Theoretikerin Silvia Federici in ihrem Werk „Caliban und die Hexe“, vor allem aus diesem Grund verfolgt. Die Pflanzen des Gartens, die für eben jenen Zweck genutzt werden konnten, werden durch die Setzung der abgeflammten Holzreliefs markiert und bilden eine Leerstelle, die den historischen Tatbestand der Hexenverfolgung sichtbar machen will.
Die Arbeit fungiert als Erinnerungsort, der ein Bewusstsein über die Vergangenheit und das Schicksal der von der Hexenverfolgung betroffenen Frauen schaffen will. Dabei soll ein Metadiskurs über die Organisationsformen von Wissen und die mit ihnen verbundenen Macht-Dynamiken angeregt werden, die letztlich auch von der Insel Reichenau ausgingen.“
Benjamin Belhocine, April 2024
Benjamin Belhocine: De cultura horrorum, 2024.
Benjamin Belhocine: De cultura horrorum, 2024 (Detail).