Kriegserlebnisse

Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen

Zu sehen ist das Titelblatt der nachfolgenden Veröffentlichung: Babo, Erika von: Aus dem Kriegstagebuch einer badischen Schwester. Hrsg. vom Badischen Frauenverein. Karlsruhe: Braun, 1918.

Babo, Erika von:
Aus dem Kriegstagebuch einer badischen Schwester. Hrsg. vom Badischen Frauenverein.
Karlsruhe: Braun, 1918.

Erika Reichsfreiin von Babo, 1890 in Pforzheim geboren, wurde im Januar 1915 als Lazarettschwester nach Belgien entsandt. Im August 1915 wurde sie mit dem Kriegslazarett Nr. 14 an die Ostfront versetzt, diente in Polen, Weißrussland und der Ukraine. Im Juni 1917 kehrte sie „aus Gesundheitsrücksichten“ nach Baden zurück.

Ihr Tagebuch ist erschreckend, denn es enthält keinerlei Mitteilungen über die eigentliche Arbeit in einem Kriegslazarett. Es beschreibt „lautes deutsches Soldatenlachen“, „schönste Landschaft“, blühende Wiesen, blumengeschmückte Krankensäle, tränenseligen Abschied von russischen Zwangsarbeitern. Wo immer Schwester von Babo sich aufhielt, schufen „deutscher Fleiß und deutsche Hände ein Idyll“, flatterte „die deutsche Kriegsflagge lustig im Winde“. Und dazu notierte sie eine Fülle von Ressentiments gegenüber Polen, Juden und Russen. Das Tagebuch ist nicht einmal propagandatauglich, es ist einfach nur bestürzend naiv.

Badische Landesbibliothek, O 48 A 251
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Zu sehen ist der Vordeckel der nachfolgenden Veröffentlichung: Otto H.: Dreihundertfünfzig Tage in französischer Gefangenschaft und zwanzig Tage auf der Flucht aus derselben. Pforzheim: Weber, [1918].

Otto H.:
Dreihundertfünfzig Tage in französischer Gefangenschaft und zwanzig Tage auf der Flucht aus derselben.
Pforzheim: Weber, [1918].

Der Leutnant d.R. Otto H. aus Pforzheim veröffentlichte nach erfolgreicher Flucht aus französischer Kriegsgefangenschaft einen Bericht darüber. Er war am 24. Juli 1915 in den Vogesen in französische Kriegsgefangenschaft geraten und nach Moulins sur Allier gebracht worden, wo er zunächst beim Bau einer Bahnlinie und dann beim Bau einer Munitionsfabrik eingesetzt wurde. Weitere Lager in Burgund folgten. Der Bericht schildert in allen Einzelheiten die Zustände in den französischen Kriegsgefangenenlagern, die Lebensmittelversorgung, die Hygienevorschriften, die Disziplinierungsmaßnahmen.

Als 20 Mann für die Landwirtschaft angefordert wurden, meldete sich auch H., als Kaufmann zwar fachunkundig, aber in der Erwartung, dass von einem solchen Einsatz aus eine Flucht leichter zu bewerkstelligen sei. Von Magny-Lormes aus floh er am 9. Juli 1916 mit einem Kameraden und schaffte es tatsächlich über 400 Kilometer Distanz zur schweizerischen Grenze. Von dort durfte er nach Deutschland ausreisen. Am Ende landete er wieder bei seinem Bataillon an der Front in Lothringen.

Badische Landesbibliothek, 113 H 459
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Zu sehen ist eine gezeichnete Karte mit einer Fluchtroute. Im oberen Kartenbereich sind konkrete Details von Gebäuden und der umgebenden Landschaft vermerkt. Im unteren Kartenbereich die umliegende Region samt Siedlungen und Städten.

Daraus: Karte

Badische Landesbibliothek, aus: 113 H 459
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Zu sehen ist der Vordeckel der nachfolgenden Veröffentlichung: Brausewetter, Max: J'accuse. Zwei Jahre in französischer Gefangenschaft. Berlin: Cassirer, 1918.

Brausewetter, Max:
J'accuse. Zwei Jahre in französischer Gefangenschaft.
Berlin: Cassirer, 1918.

Max Brausewetter lebte 1914 als Arzt in Malaga. Zu Kriegsbeginn wollte er sich als Stabsarzt der Reserve dem deutschen Heer zur Verfügung stellen und reiste mit seiner Familie auf dem Seeweg nach Italien. Das Schiff wurde von der französischen Marine aufgebracht, Brausewetter als Zivilgefangener in Marseille, später auf Korsika interniert, seine Familie nach Deutschland repatriiert. Die längste Zeit war er in Uzès im Languedoc inhaftiert. Er starb im September 1916 im Alter von 49 Jahren an Entkräftung im Lager Le Puy-en-Velais.

In seinen an die Familie geschmuggelten Aufzeichnungen, die posthum 1918 veröffentlicht wurden, beschreibt er die schikanöse Behandlung durch die Franzosen und die unhaltbaren hygienischen Zustände in den Lagern, wo man ihn zeitweise auch als Arzt arbeiten ließ. Angesichts des Grauens auf den Schlachtfeldern anderwärts konsterniert aber der hohe Ton des „Dulders“, mit dem der privilegierte Gefangene das Elend in den Internierungslagern beschreibt. Denn er selbst lebte dort die meiste Zeit mit Bediensteten und konnte sich von seinem offenbar reichlich vorhandenen Geld alle gewünschten Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs beschaffen.

Entgeisternd ist für den heutigen Leser der Ehrbegriff, mit dem er in Gefangenschaft Standards einer Klassengesellschaft durchzusetzen versuchte. Unfassbar ist aber auch sein Standesdünkel. Er schreibt, „wie furchtbar mich die Gleichheit mitnahm“, und arbeitete so lange auf seine Anerkennung als Offizier hin, bis er Erfolg hatte und fortan „Herrenrechte genoß“.

Badische Landesbibliothek, 63 A 2389
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Zu sehen ist der Vordeckel der nachfolgenden Veröffentlichung: Wlad, Franz: Meine Flucht durchs mongolische Sandmeer. Berlin, Wien: Ullstein, 1918. (Ullstein-Kriegsbücher. 31). Neben dem Titel ist auch eine bildliche Darstellung vorhanden. Sie zeigt einen Mongolen im Vordergrund und zwei Jurten im Hintergrund.

Wlad, Franz:
Meine Flucht durchs mongolische Sandmeer.
Berlin, Wien: Ullstein, 1918.
(Ullstein-Kriegsbücher. 31).

Der K.u.K.-Hauptmann Wlad geriet im November 1914 in Ostgalizien in russische Gefangenschaft, wurde nach Sibirien transportiert und schaffte dort am 15. März 1915 den Ausbruch aus dem Gefangenenlager. Mit der Bahn und Pferden schlug er sich durch bis in die Mongolei und nach China, Ende Mai 1915 erreichte er Peking. In Shanghai schiffte er sich auf dem Dampfer Mandschuria nach Amerika ein und kam über Japan und Hawaii am 21. Juli in San Francisco an. Von dort aus durchquerte er mit der Bahn die USA und reiste dann von New York aus mit gefälschtem russischem Pass per Schiff nach Oslo.

Von der britischen Marine aufgebracht, stoppte das Schiff auf den Orkney-Inseln und Wlad wurde als österreichischer Spion verhaftet. Wochenlang konnte er sich erfolgreich mit einer russischen Identität behaupten. Als er dann aber ohne Umweg über Norwegen direkt nach Russland gebracht werden sollte, offenbarte er sich doch. In Edinburgh, dann in London und Maidenhead interniert, wurde er schließlich nach langem Krankenhausaufenthalt über Holland, Belgien und Deutschland repatriiert.

Wie er seine Reisen bezahlt hat, bleibt dem Leser verborgen. Weit weniger als Herbert Volck räsoniert Wlad über das Kriegsgefangenenelend, stellt sich als kluger, couragierter und erfolgreicher Einzelgänger dar. Aber den „Stolz des Weißrassigen“ und die Arroganz des Offiziers trägt auch er offensiv zur Schau.

Badische Landesbibliothek, 78 A 5463
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Die Abbildung zeigt den Vordeckel einer Veröffentlichung von Herbert Volck mit dem Titel: "Die Wölfe. Mein sibirisch-kaukasisches Abenteuerbuch".  Bildlich dargestellt sind hier zahlreiche Wölfe in einem dunklen Wald. Ihre Augen leuchten grünlich.

Volck, Herbert:
Die Wölfe. Mein sibirisch-kaukasisches Abenteuerbuch.
Berlin, Wien: Ullstein, 1918.
(Ullstein-Kriegsbücher. 42).

Leutnant Volck wurde im Herbst 1915 mit seinem Jagdbomber hinter den russischen Linien in der Ukraine abgeschossen und als Kriegsgefangener nach Sibirien gebracht. Von dort versuchte er mehrmals zu fliehen, was schließlich glückte. Er kam mit gefälschten Papieren bis in die Mongolei, wurde dort aber entdeckt und nach Sibirien zurücktransportiert. Immer neue Fluchtpläne scheiterten, bis er schließlich in den Wirren des Juli-Aufstandes 1917 nach Moskau gelangte und von dort über Inguschetien, Tiflis und Baku nach Persien, schließlich über kurdisches Gebiet nach Syrien und zuletzt mit dem Balkanzug von Istanbul nach Berlin, wo er am Neujahrstag 1918 eintraf.

Es ist erstaunlich zu lesen, wie er seinen Offiziersstolz die ganze Gefangenschaft hindurch aufrechterhält. Die einheimische Bevölkerung diffamiert er durchgängig als stinkend, schmutzig und blöde. Dabei wird er bei seiner Gefangennahme hervorragend behandelt, parliert Französisch mit dem Gegner, wird gut verpflegt – inklusive „ein richtiges Schlemmeressen mit mehreren Gängen, zum Schluß Kuchen mit Schlagsahne“. Ganz so bleibt es nicht. Aber es ist schon verwunderlich, wie es dem Flüchtigen gelingt, immer neue Geldsendungen für sein kostspieliges und bestechungsreiches Unternehmen aus Deutschland bis in entlegenste Fluchtorte zu lenken, durchaus komfortabel zu reisen und sich meistenteils unbehelligt mit der Eisenbahn durch Russland fortzubewegen.

Wölfe begegnen ihm nur auf dem Weg von Irkutsk Richtung Mongolei, als die Strecke in langen Nachtmärschen überwunden werden muss. Seine Selbstdarstellung als Draufgänger muss er dabei allerdings nicht ein einziges Mal strapazieren. Die Wölfe lassen ihn in Ruhe.

Badische Landesbibliothek, 82 A 3185
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