Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen

Die Musikaliensammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen wird heute in der Badischen Landesbibliothek verwahrt. Das Land Baden-Württemberg hat diese Sammlung Ende Oktober 1999 mithilfe von Fördermitteln der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg, der Kulturstiftung der Länder und der Badischen Bibliotheksgesellschaft erworben.

Mit über 3.500 Musikhandschriften und über 5.300 Musikdrucken bilden die Donaueschinger Musikalien eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art im süddeutschen Bereich. Durch ihre Geschlossenheit und die ausgewogene Mischung nahezu aller musikalischen Gattungen stellt die Donaueschinger Sammlung eine wichtige Quelle für die Forschung zur Musikpflege an einem regional bedeutenden Hof dar. Erhalten sind u.a. viele instrumentale sowie musikdramatische Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da seit 1762 eine Hofkapelle in Donaueschingen bestand und sich die Fürstenfamilie 1784 ein eigenes Hoftheater bauen ließ.

Opern bekannter Komponisten wie beispielsweise Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), Joseph Haydn (1732–1809) und Gioachino Rossini (1792–1868) wurden in Donaueschingen aufgeführt, das Notenmaterial ging im Anschluss in die Musikaliensammlung ein. Die Donaueschinger Mozart-Materialien besitzen übrigens einen außergewöhnlichen Quellenwert: Nirgendwo sonst in Deutschland sind so viele Handschriften von Mozart erhalten, die eine derartig frühe Auseinandersetzung mit diesem Komponisten durch seine Zeitgenossen belegen. Besonders reich ist der Bestand der Donaueschinger Musikalien zudem an Streichquartetten, Bläsermusik, Sinfonien und Konzerten.

Durch ihre Tätigkeit als Hofkapellmeister am Fürstenbergischen Hof erlangten die Musiker Conradin Kreutzer (1780–1849) und Johann Wenzel Kalliwoda (1801–1866) große Bekanntheit. Von Kalliwoda sind über 200 Kompositionen in der Musikaliensammlung nachgewiesen. Der Bestand stellt somit eine hervorragende Ergänzung des bereits in der alten Hofbibliothek in Karlsruhe verwahrten Teilnachlasses dieses Komponisten dar.

Die Fürsten in Donaueschingen galten als großzügig gegenüber Musikern, weshalb viele durchreisende Künstler den musikliebenden Hof besuchten. Einen besonderen Höhepunkt stellte der Auftritt von Franz Liszt (1811–1886) im Jahr 1843 dar: Der berühmte Pianist und Komponist weilte drei Tage am Hof und konzertierte mehrfach vor der Hofgesellschaft. Zum Abschied ließ er einen Ländler für Klavier zurück.
Nach dem Brand des Hoftheaters im Jahr 1850, bei dem glücklicherweise keine Notenverluste zu beklagen waren, wurde Musik vor allem im privaten Kreis der fürstlichen Familie gepflegt. Hiervon zeugen in der Sammlung zahlreiche kammermusikalische Werke. Erst im 20. Jahrhundert wurde unter Fürst Max Egon II. zu Fürstenberg (1863–1941) wieder öffentliches musikalisches Leben nach Donaueschingen geholt. Seit 1921 förderte er die von Musikdirektor Heinrich Burkhard (1888–1950) ins Leben gerufene Gesellschaft der Musikfreunde, die Kammermusikaufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst veranstaltet. Den Ehrenvorsitz hatte Richard Strauss (1864–1949) inne. In diesen Konzerten erlebten u.a. Werke von Paul Hindemith (1895–1963), Arnold Schönberg (1874–1951) und Anton von Webern (1883–1945) Uraufführungen und gingen ebenfalls in den Musikalienbestand ein.

Im Jahr 2000 konnte die Badische Landesbibliothek aus dem Antiquariatshandel zusätzlich mehrere 100 Programme des Donaueschinger Hoftheaters sowie ein Musikalienverzeichnis (Sign. K 3194) von 1874 erwerben. In Donaueschingen selbst verblieben einige musiktheoretische Werke, Libretti, Gesangbücher sowie verschiedene Autographen, die Komponisten der Donaueschinger Kammermusikaufführungen Fürst Max Egon II. zu seinem 60. Geburtstag am 13. Oktober 1923 zum Geschenk gemacht hatten.

Erschließung

Bei den Donaueschinger Musikalien existieren folgende Signaturengruppen:

  • Don Mus. Ms. [Signaturen 1–2995]
  • Don Mus. Dr. [Signaturen 1–4764]
  • Don Mus. Ded. [Signaturen 1–142]
  • Don Mus. Autogr. [Signaturen 1–51]
  • Don Mus. S. B. [Signaturen 1–10]

Die Musikhandschriften aus dem Bestand der ehemaligen Donaueschinger Musiksammlung wurden zwischen 1977 und 1980 für RISM erfasst, später wurden die Titelaufnahmen noch ergänzt. Sie sind heute im RISM-Online-Katalog unter dem Bibliothekssigel D-KA nachgewiesen. Für eine Sucheinschränkung auf die Donaueschinger Musikhandschriften geben Sie im Feld Signatur „Don Mus.“ und im Feld Bibliothekssigel „D-KA“ ein. Bitte beachten Sie dabei, dass unter dem Bibliothekssigel „D-KA“ auch die Werke aus dem Bestand der Hofbibliothek Karlsruhe sowie die Werke aus dem Bestand der Schlossbibliothek Baden-Baden erfasst sind.

Für die Musikdrucke wurden die Signaturbezeichnungen „Don Mus. Dr. 1–3352" vergeben; dieser Bestand wurde nach der Übernahme 1999 als Erstes erschlossen. Bei der Übernahme der Musikalien tauchten weitere 17 Konvolute an Musikdrucken auf, die bisher noch keine Signaturen erhalten hatten. Dieser Bestand wurde zwischen 2012 und 2014 mit den fortlaufenden Signaturen „Don Mus. Dr. 3353–4764“ erschlossen. Den kompletten Bestand der Donaueschinger Musikdrucke können Sie somit im Katalog plus recherchieren. Dort können Sie gezielt unter „Einzelne Sammlungen“ auch nach Musikalien nur aus Donaueschingen suchen.

Zu sehen ist eine eigenhändig niedergeschriebene Notenseite aus dem Ländler für Klavier von Franz Liszt, die der Komponist der Fürstin Amalie zu Fürstenberg am 25. November 1843 gewidmet hat.

Franz Liszt (1811–1886): Ländler für Klavier
Autograph, gewidmet der Fürstin Amalie zu Fürstenberg, geb. Prinzessin von Baden, datiert auf den 25.11.1843
Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Don. Mus. Autogr. 39

Weiterführende Literatur

  • Miller, Matthias / Rebmann, Martina: „…die Praecision und der grosse Effect dieses kleinen Orchesters“ – Musik bei den Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen. In: Momente – Beiträge zur Landeskunde Baden-Württemberg, Heft 4, 2015.
  • Loy, Felix: Harmoniemusik in der Fürstenbergischen Hofkapelle zu Donaueschingen, Dissertation Tübingen, 2009.
  • Strauß-Németh, László: Johann Wenzel Kalliwoda und die Musik am Hof von Donaueschingen, Hildesheim 2003. 
  • „... Liebhaber und Beschützer der Musik“: die neu erworbene Musikaliensammlung der Fürsten zu Fürstenberg in der Badischen Landesbibliothek. Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek vom 20. September bis 25. November 2000, Karlsruhe 2000.
  • Haberkamp, Gertraut: Autographe Musikhandschriften des 19. und 20. Jahrhunderts in der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen. In: Ars iocundissima. Festschrift Kurt Dorfmüller, Tutzing 1984, S. 97–113.
  • Valentin, Caroline: Mozartbriefe der Donaueschinger Bibliothek. In: Monatshefte für Musikgeschichte 31 (1899), S. 26-30 und 33-42, ergänzt von Martina Rebmann.

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