Bestand

Die über Jahrhunderte auf einen Bestand von ca. 4.000 Stücken gewachsene markgräfliche Sammlung alter Karten, die in der Hofbibliothek und später in der Landesbibliothek aufbewahrt wurde, wurde im September 1942 fast vollständig vernichtet und ist nur noch über den Historischen Katalog zu ermitteln. Sie belegt das hohe Interesse der badischen Regenten an der Kartographie, insbesondere auch unter hoheitsrechtlichem und militärischem Aspekt. Ein Teilbestand allerdings existiert bis heute: 1893 war im Schlösschen im Fasanengarten auf dem Karlsruher Schlossareal eine größere Sammlung von Karten und Plänen aufgefunden worden, die zwischen Hofbibliothek und Generallandesarchiv aufgeteilt wurde. Die Karten, die so in die Hofbibliothek gelangten, waren überwiegend gefaltet und in Faszikeln zusammengefasst. So wurden sie auch weiterhin aufbewahrt. Vielleicht ist es diesem „handlichen“ Format zu verdanken, dass die Karten zusammen mit den kostbaren mittelalterlichen Beständen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgelagert wurden, so der Zerstörung entgingen und nach dem Krieg wieder in die Landesbibliothek zurückfanden.

Bei der Neuordnung und Katalogisierung der Sammlung Anfang der 1970er-Jahre wurden diese baden-durlachischen Bestände mit den weit weniger umfangreichen Nachkriegserwerbungen der Landesbibliothek zusammengeführt. Ein kleinerer Restbestand der im Krieg ausgelagerten Karten blieb dabei unberücksichtigt: Eine Sammlung von bis heute in ihrem originalen Zustand aufbewahrten Karten, die unter der Bezeichnung „Fasanenschlösschen“ bisher unbearbeitet blieb.

Mit dem Ankauf der Schlossbibliothek Baden-Baden kam 1995 eine weitere Kartensammlung in die BLB. Sie umfasst etwa 4.500 Karten und ist bisher nicht erschlossen. Hinzu kommen einige wenige ältere Karten aus der Bibliothek des ehemaligen Gymnasium illustre, zumeist mit Hängevorrichtung ausgestattet, wie sie für den Schulunterricht benötigt wurde.

Der zeitliche Schwerpunkt der Kartensammlung liegt auf dem 18. Jahrhundert. Aus dieser Zeit finden sich viele Karten südwestdeutscher Herstellung, darunter auch mehrblättrige Wandkarten. Aus der Zeit um 1600 stammt ebenfalls eine größere Zahl von Karten, darunter Rara wie seltene Rheinkarten oder ornamentale Karten als Einblattdrucke, oft aus niederländischen Verlagen.

Die älteste Karte ist ein handgezeichneter Portolan des Mittelmeers mit Schwarzem Meer aus mallorquinischer Werkstatt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Zusammen mit einem später angefertigten Portolan aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bildet diese Manuskriptkarte die Ausnahme in einer ansonsten fast vollständig aus gedruckten Karten bestehenden Sammlung.

Eine besondere Kostbarkeit unter letzteren stellt beispielsweise das einzige bekannte Exemplar der Erstausgabe der ersten Karte Schlesiens dar, die 1561 von dem deutschen Kartographen Martin Helwig (1516–1574) angefertigt wurde. Ebenso unerwartet in der Karlsruher Sammlung ist die älteste Ostfrieslandkarte von Ubbo Emmius aus dem Jahr 1595. Aus der Zeit der Holzschnittkartographie stammen auch wichtige Karten der Oberrheinregion aus der Baseler Werkstatt von Sebastian Münster, z.B. die älteste Schwarzwaldkarte und die früheste Rheinlaufkarte, beide aus den 1540er-Jahren.

Weiterführende Literatur

  • Bergs, Irene-Annette: Alte und moderne Landkarten der Badischen Landesbibliothek. In: Buch – Leser – Bibliothek: Festschrift der Badischen Landesbibliothek zum Neubau, hrsg. von Gerhard Römer, Karlsruhe 1992, S. 171–180.
  • Oehme, Ruthardt: Zwei Portulankarten der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. In: Kartographische Nachrichten 22 (1972), S.22–25.
  • Römer, Gerhard (Hrsg.): Imago Mundi Moderna: Weltkarten des Zweiten Entdeckungszeitalters. Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1993.
  • Römer, Gerhard (Hrsg.): Die Oberrheinlande in alten Landkarten: vom Dreißigjährigen Krieg bis Tulla (1618–1828). Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1981.
  • Römer, Gerhard (Hrsg.): Der Neckar in alten Landkarten. Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe 1988.

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