Grimmelshausen-Sammlung Könnecke-Koschlig

Die in den Jahren 1981 und 1983 erworbene Sammlung Könnecke-Koschlig bildet einen der bedeutendsten Bestände an Originalausgaben von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622–1676) mit 33 Einzeltiteln des 17. Jahrhunderts sowie jeweils mehreren Exemplaren der dreibändigen Ausgaben. Die Sammlung umfasst insgesamt mehr als 300 Bände.

Zu den Texten Grimmelshausens hinzu kommen neun Bände des 16. Jahrhunderts, 191 Bände des 17. Jahrhunderts und 73 Bände des 18. Jahrhunderts, die vor allem als Quellenschriften zum Werk Grimmelshausens zusammengetragen wurden. Hier findet sich sog. Hausväterliteratur, vorhanden sind aber auch zahlreiche Werke der Gattung Schelmenroman (u. a. mit Mateo Alemán, Quevedo, Aegidius Albertinus, Charles Sorel) sowie umfangreiche Komplexe historisch-politischer und geographischer Literatur. Unter den deutschen Barockautoren sind Johann Beer (1655–1700), Johann Christoph Beer (1690–1760), Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658) und Philipp von Zesen (1619–1689) mehrfach vertreten.

Der Dichter Grimmelshausen verbrachte mehr als zwei Drittel seines Lebens in der badischen Ortenau. Von frühester Jugend an war er in das Kriegsgeschehen des Dreißigjährigen Krieges verwickelt. Er diente in der kaiserlichen Armee, die längste Zeit über in den Jahren 1639–1648 beim Regiment des Freiherrn Hans Reinhard von Schauenburg in Offenburg, und arbeitete dort etwa ab 1643 als Regimentsschreiber. Seit 1644 gibt es Schriftstücke von seiner Hand. Nach Kriegsende wurde er Verwalter der Schauenburgschen Güter in Gaisbach im Renchtal, dann Burgvogt des Straßburger Arztes Dr. Küffer auf Schloß Ullenburg bei Gaisbach und 1665–1667 Gastwirt des „Silbernen Stern“ in Gaisbach. Ab 1667 übernahm er das Schultheißenamt in Renchen, wo er 1676 starb. Fast alle seine Werke wurden während seiner Renchener Zeit veröffentlicht.

Zusammengetragen wurde die Sammlung von dem Archivar und Grimmelshausen-Forscher Gustav Könnecke (1845–1920). Im Rahmen seiner Forschungen zum 1887 erstmals erschienenen Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur wurden ihm der Forschung bis dahin unbekannte Quellen im Schauenburgischen Familienarchiv in Gaisbach zugänglich gemacht. Dies entflammte seine Begeisterung für das Werk Grimmelshausens. Seine vieljährigen Grimmelshausen-Studien konnte er nach seiner Pensionierung noch einmal intensivieren, doch erschien sein zweibändiges Werk Quellen und Forschungen zur Lebensgeschichte Grimmelshausens erst nach seinem Tod in den Jahren 1926 und 1928. Sein Nachlass wird in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt.

Die Sammlung kam über Manfred Koschlig (1911–1979) in die Badische Landesbibliothek. Koschlig war von 1953 bis 1971 Leitender Direktor der Universitätsbibliothek Stuttgart. Er hatte 1939 über „Grimmelshausen und seine Verleger“ promoviert und pflegte als Nutzer von Gustav Könneckes Grimmelshausen-Sammlung freundschaftliche Kontakte zu dessen Sohn Otto Könnecke. Zwischen 1938 und 1972 verfasste er viele wichtige Aufsätze zu Grimmelshausen. Er vermittelte schließlich den Ankauf der Sammlung in die Landesbibliothek der Region, in der der wohl bedeutendste deutsche Dichter des Barock den Großteil seines Lebens verbracht hatte.

Sieben ihrer Grimmelshausen-Erstdrucke hat die BLB für die Digitale Edition des Gesamtwerks Grimmelshausens zur Verfügung gestellt, die in Kooperation zwischen der linguistischen Abteilung des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel durchgeführt wird. Ziel des Projektes ist es, das Gesamtwerk Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens digital zu bearbeiten, zu annotieren und schließlich online zu edieren, so dass das Korpus für linguistische Analysen nutzbar wird. Sie finden die digitalisierten Werke auch in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek.

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